Simon Ehammer war mit seinen Leistungen in diesem Jahr im Weitsprung ein Kandidat für eine Top-Platzierung im Stadion Letzigrund, für einmal lief es dem WM-Dritten in dieser Disziplin jedoch nicht wunschgemäss.
Der 22-jährige Appenzeller, der in diesem Jahr an acht Wettkämpfen die 8-Meter Marke geknackt hatte, musste sich mit einer Weite von 7,93 m begnügen. Diese reichte lediglich zu Rang 5 unter den sechs Teilnehmern im Final der Diamond League.
Nur drei der sechs Sprünge von Ehammer waren gültig, einmal übertrat der EM-Zweite im Mehrkampf um 0,8 cm. Dieser Satz wäre wohl über acht Meter gewesen. So blieb ihm die Krönung einer überragenden Saison verwehrt.
Den Sieg sicherte sich mit 8,42 m der griechische Olympiasieger und Europameister Miltiadis Tentoglou. Ihn hatte Ehammer zuletzt in Luzern noch bezwungen.
Europameisterin Mujinga Kambundji ging über 200 m als Nummer 5 der Meldeliste ins Rennen. Von daher ist der 5. Rang als normal einzustufen. Zu einem Exploit reichten die Kräfte nach der happigen Saison mit WM und EM nicht mehr; mit 22,65 Sekunden war die 30-jährige Bernerin um sechs Zehntel langsamer als bei ihrem an der WM im Juli in Eugene im Halbfinal erzielten Schweizer Rekord von 22,05 Sekunden.
Eine solide Leistung zeigte Ricky Petrucciani über 400 m. Der EM-Zweite über die Bahnrunde realisiert mit 45,31 Sekunden seine drittbeste Zeit in diesem Jahr und war dementsprechend zufrieden.
Dagegen war bei Ditaji Kambundji, der EM-Dritten über 100 m Hürden, die Luft nach der anstrengenden Saison draussen. Die 20-Jährige blieb nach einen «instabilen» Rennen mit 13,22 Sekunden um 52 Hundertstel über der persönlichen Bestzeit und belegte als Neunte den letzten Platz. Annik Kälin, als Dritte im Siebenkampf die fünfte Schweizer Medaillengewinnerin an der EM in München, klassierte sich in ihrer Paradedisziplin Weitsprung mit guten 6,50 m auf dem 5. Platz.
Jason Joseph schöpfte über 110 m Hürden zwar auch in Zürich sein grosses Potenzial mit 13,54 Sekunden (6.) nicht aus – der eigene Schweizer Rekord beträgt 13,12 – dennoch stufte er den Lauf vom Gefühl her als «nicht so schlecht» ein. Von daher war es für ihn «schöner» Saisonabschluss.
Der Schluss des Abends von Weltklasse Zürich gehörte Noah Lyles und Armand Duplantis. Der 200-m-Läufer aus den USA und der für Schweden startende Stabhochspringer boten den 25'000 Zuschauern Meeting-Rekorde.
Aus einem 26. Weltrekord im Letzigrund wurde allerdings nichts. Duplantis liess es bei 6,07 m bewenden, und Lyles erhielt keine Windunterstützung. Immerhin bot er in 19,51 Sekunden eine Top-Leistung. Er tilgte den Meeting-Rekord von Usain Bolt (19,66). Auch der Weltrekord (19,19) liegt für den Amerikaner in Reichweite. Dies hat er heuer bereits bewiesen.
Jamaikas Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce stellte die Hierarchie über 100 m wieder her. Mit einem hervorragenden Start kaufte sie der Herausforderin Shericka Jackson, der Siegerin von Brüssel, den Schneid ab. In 10,65 Sekunden stellte die 35-Jährige einmal mehr eine sackstarke Zeit auf. Ohne Gegenwind wäre sogar die Jahresweltbestzeit (10,62) gefallen.
Im Hürdensprint der Frauen tilgte Tobi Amusan den 22 Jahre alten Meeting-Rekord der legendären Gail Devers aus den USA. Die Weltmeisterin und Weltrekordhalterin aus Nigeria setzte sich in 12,29 Sekunden überlegen durch. Auch die Siegerzeit bei den Männern (13,02) durch Grant Holloway war hochklassig.
Den Abend hatte die 400-m-Läuferin Marileidy Paulino lanciert. Die Athletin von der Dominikanischen Republik gewann in der Jahresweltbestzeit von 48,99 Sekunden. Zur ihr gesellte sich auch Jakob Ingebrigtsen. Der Norweger stellte für die 1500 m in 3:29,02 Minuten einen Bestwert für 2022 auf. Seine Taktik: Ein Tempolauf von der Spitze aus. (ram/sda)