In der 84. Minute kam England zu einem weiteren Penalty. Frankreichs Theo Hernandez hatte Mason Mount klar in den Rücken gestossen, worauf der Schiedsrichter nach Videostudium auf den Penaltypunkt zeigte.
Gut 30 Minuten davor hatte Kane den ersten Penalty des Spiels souverän verwandelt. Wuchtig schoss er den Ball ins linke Toreck. Es war sein 53. Treffer für England, womit er mit Rekordtorschütze Wayne Rooney gleichzog. Doch als er in dieser Wertung die alleinige Führung übernehmen konnte, versagten beim 29-Jährigen die Nerven. Er schoss den Ball weit übers Tor und verpasste so den möglichen Ausgleich zum 2:2. Eine weitere Chance sollte sich England in der elften Minute der Nachspielzeit bieten, doch auch der Freistoss von Marcus Rashford ging über das Tor – wenn auch wesentlich knapper.
Frankreich zog mit einer effizienten Leistung in den Halbfinal. Etwas, das lange keinem amtierenden Weltmeister mehr gelungen ist. Zuletzt erreichte Brasilien als Weltmeister im Turnier von 1998 erneut in den Final, der jedoch gegen Frankreich verloren ging.
Frankreich reichten gute 17 Minuten, um in Führung zu gehen. Antoine Griezmann lancierte den zentral positionierten Aurélien Tchouaméni, der aus dem Stand abzog und aus über 20 Metern die linke Torecke genau traf. Es war im 19. Länderspiel der zweite Treffer des 22-jährigen Real-Akteurs - der erste in einem Pflichtspiel.
Mit der Führung im Rücken zogen sich die Franzosen dann in die eigene Hälfte zurück und überliessen England früh das Spieldiktat. Die «Three Lions» konnten davon vorerst nicht profitieren. Zwar kreierten sie einige Strafraumszenen, wirkten beim letzten Pass oder beim Abschluss aber oft zu unentschlossen.
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— Vivek Jacob (@vivekmjacob) December 10, 2022
Zu einer strittigen Szene kam es in der 25. Minute, als Kane nach einem Rencontre mit Dayot Upamecano im Strafraum zu Boden ging. Der VAR prüfte die Szene, entschied sich jedoch dagegen, beim Schiedsrichter zu intervenieren. Zum Penalty sollte es etwas später aber doch noch kommen. Ausgerechnet Torschütze Tchouaméni holte Englands Bukayo Saka im Sechszehner von den Beinen. Diesen Penalty verwandelte Kane noch.
Jordan Henderson sprach seinem Team-Kollegen nach dem Spiel dennoch Mut zu, «ohne ihn wären wir gar nicht so weit gekommen». Dennoch war der Mittelfeldspieler vom FC Liverpool natürlich enttäuscht, zumal er während des Spiels dachte «wir können es heute schaffen».
Nach dem Ausgleich beteiligte sich auch Frankreich wieder mehr am Offensivspiel, wodurch es in den folgenden Minuten zu einem interessanten Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten kam. Der entscheidende Treffer fiel in der 78. Minute – erneut war Antoine Griezmann der Assistgeber. Dieses Mal flankte er auf Olivier Giroud, dessen Kopfball - vom Gegenspieler noch abgelenkt - im Tor landete. Auch für den 36-jährigen Milan-Stürmer, der im Verlauf des Turniers zum neuen Rekordtorschützen Frankreichs geworden war, war es der 53. Treffer im Nationaldress. Eine besondere Genugtuung für den Mann, von dem es schon mehrmals geheissen hatte, er habe seinen Zenit überschritten.
Giroud selbst lobte nach der Partie Antoine Griezmann welcher beide Treffer vorbereitete. Zudem sagte er, es sei «aussergewöhnlich» nach 2018 wieder im Halbfinal zu stehen.
England - Frankreich 1:2 (0:1)
Al-Bayt Stadium, Al-Khor. - 68'895 Zuschauer. - SR Sampaio (BRA).
Tore: 17. Tchouaméni 0:1. 54. Kane (Foulpenalty) 1:1. 78. Giroud 1:2.
England: Pickford; Walker, Stones (98. Grealish), Maguire, Shaw; Henderson (79. Mount), Rice; Saka (79. Sterling), Bellingham, Foden (85. Rashford); Kane.
Frankreich: Lloris; Koundé, Varane, Upamecano, Théo Hernandez; Tchouaméni, Rabiot; Dembélé (79. Coman), Griezmann, Mbappé; Giroud.
Bemerkungen: England ohne White (persönliche Gründe). Frankreich ohne Benzema und Lucas Hernandez (beide verletzt). 84. Kane schiesst Foulpenalty über das Tor. 70. Kopfball von Maguire an den Pfosten.
Verwarnungen: 43. Griezmann, 47. Dembélé, 82. Théo Hermandez, 90. Maguire.
(mom/sda)
Hoffentlich brennen die Banlieus nicht nach dem Halbfinale!