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Die Statistik ist deprimierend: Mehr als 65 Millionen Menschen waren 2015 auf der Flucht, hielt das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in seinem Jahresbericht fest. Es ist die höchste Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. 21,3 Millionen mussten in ein anderes Land flüchten. Mehr als die Hälfte davon stammt aus nur drei Ländern: Afghanistan, Somalia und Syrien.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will nun «ein Zeichen der Hoffnung» für geflüchtete Sportler und Menschen aus aller Welt setzen. Es lässt an den am Freitag beginnenden Sommerspielen in Rio de Janeiro erstmals ein Refugee Olympic Team (ROT) antreten. Aus 43 Kandidaten hat das IOC zehn Athletinnen und Athleten aus vier Ländern ausgewählt.
Fünf Teilnehmer stammen aus dem Südsudan, sie treten als Mittelstreckenläufer in der Leichtathletik an. Hinzu kommen ein Marathonläufer aus Äthiopien, zwei Judokas aus der Demokratischen Republik Kongo und zwei Schwimmer aus Syrien. Sie werden unter der olympischen Flagge und mit der olympischen Hymne teilnehmen. An der Eröffnungsfeier im Maracanã-Stadion laufen sie als zweitletztes Team ein, vor Gastgeber Brasilien.
Anjelina Lohalith (Athletics) just ran with the torch in the Olympic Village! #RefugeeOlympicTeam 😍😍 pic.twitter.com/HCzAgNeVUz
— Refugee Olympic Team (@RefugeesOlympic) 4. August 2016
Seit ihrer Ankunft in Rio erfreuen sie sich einer Aufmerksamkeit, von der die meisten Olympioniken nicht einmal träumen können. Sie erhielten eine eigene Pressekonferenz, einen Empfang im Olympischen Dorf und einen Auftritt an der Session des IOC. Sie konnten die Christus-Statue auf dem Corcovado besichtigen, eine Läuferin aus dem Südsudan durfte die Fackel im Dorf tragen. Ausserdem verfügt das ROT über einen eigenen Twitter-Account und eine Facebook-Seite.
Stets in der Nähe: IOC-Präsident Thomas Bach, der angesichts des Doping-Skandals um die russischen Sportler auf positive Schlagzeilen angewiesen ist. Die Geschichten der zehn Flüchtlinge bieten dafür reichlich Stoff. Die beiden Judokas aus dem Kongo etwa starteten noch 2013 für ihr Land an der WM in Rio. Dort machte sich ihr Trainer mit ihren Pässen und dem ganzen Geld davon. Zwei Jahre schlugen sie sich mittellos auf den Strassen der brasilianischen Metropole durch, ehe man auf ihr Schicksal aufmerksam wurde.
Hoch emotional ist
auch der Werdegang der 18-jährigen syrischen Schwimmerin Yusra
Mardini. Sie gehört zu den Hunderttausenden, die letztes Jahr über
die Balkanroute nach Europa flüchteten. Bei der Überfahrt von der
Türkei auf die Insel Lesbos begann ihr Schlauchboot zu sinken. Yusra
und ihre Schwester Sarah, ebenfalls eine trainierte Schwimmerin,
sprangen ins Wasser und zogen das Boot während rund drei Stunden,
ehe sie das rettende Ufer erreichten.
Schliesslich gelangten die beiden nach Deutschland. Heute leben sie in Berlin. Yusra kam bei den Wasserfreunden Spandau 04 unter. Mit ihrer lebhaften Art, ihren Englischkenntnissen und ihrem fotogenen Äusseren ist sie das Postergirl des ROT. In Rio geht sie über 200 Meter Freistil an den Start. Ihr Landsmann Rami Anis schwimmt die 100 Meter Delfin. Er stammt aus der Stadt Aleppo, die derzeit von syrischen und russischen Truppen in Schutt und Asche gebombt wird. Letztes Jahr flüchtete er nach Griechenland, heute lebt er in Belgien.
Echte Medaillenchancen hat niemand aus dem Team, für die zehn Teilnehmer gilt tatsächlich das alte olympische Motto «Dabei sein ist wichtiger als siegen». Das erinnert an die Somalierin Samia Yusuf Omar, die 2008 in Peking im 200-Meter-Rennen der Leichtathleten mit grossem Abstand Letzte wurde. 2012 wollte sie in London erneut dabei sein, doch wenige Monate vor den Spielen musste sie aus Somalia flüchten. Bei der Fahrt über das Mittelmeer ertrank sie.