Lewis Hamiltons überraschender Transfer von Mercedes zu Ferrari war der Anstoss für das grosse Sesselrücken. Lediglich McLaren, Gewinner der Konstrukteurswertung 2024, und Aston Martin setzen auf das bewährte Personal im Cockpit und starten mit Lando Norris und Oscar Piastri respektive Fernando Alonso und Lance Stroll mit dem gleichen Fahrerduo in die neue Saison.
Gleich sechs Rookies nehmen am kommenden Sonntag ihre erste Formel-1-Saison als Stammfahrer in Angriff –so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Andrea Kimi Antonelli (Mercedes), Gabriel Bortoleto (Sauber) und Isack Hadjar (Visa) werden in Melbourne den ersten Grand Prix ihrer Karriere bestreiten.
Oliver Bearman (Haas), Jack Doohan (Alpine) und Liam Lawson (Red Bull) haben zwar schon Rennerfahrung in der Königsklasse gesammelt, stehen aber vor ihrer ersten kompletten Saison. Sie gelten deshalb nur als «halbe» Neulinge.
Die Talente haben nicht viel Zeit, sich an das Rampenlicht zu gewöhnen. Doch im Vergleich zu früher sind junge Fahrer dank gezielter Förderung in Nachwuchskategorien und intensiven Simulator-Trainings deutlich besser auf die grosse Herausforderung Formel 1 vorbereitet. Es ist daher wenig überraschend, dass Fahrer wie Bearman oder Lawson bei ihren ersten Einsätzen sogleich in die WM-Punkte gefahren sind.
Unter spezieller Beobachtung steht Andrea Kimi Antonelli. Vom Italiener, der in der abgelaufenen Saison Sechster in der Formel 2 wurde und als neuer Shootingstar unter den jungen Fahrern gilt, erhofft man sich bei Mercedes als Nachfolger von Lewis Hamilton einiges.
Antonelli ist der erste Fahrer seit 2007, der sein Debüt direkt in einem Topteam gibt. Er wird am Sonntag als drittjüngster Fahrer der Formel-1-Geschichte debütieren – mit 18 Jahren und sechs Monaten. Zum Vergleich: Zwischen Antonelli und Fernando Alonso, dem ältesten der 20 Fahrer, liegen 25 Jahre Altersunterschied.
Es ist vielleicht viel verlangt, von einem Neuling zu erwarten, dass er im ersten Jahr auf Anhieb seinen erfahrenen Teamkollegen (George Russell) unter Druck setzen kann. Doch wer wirklich das Zeug zum Champion hat, der benötigt kaum Anlaufzeit. Das war schon bei Hamilton oder Max Verstappen so.
Der Engländer entschied sich nach zwölf erfolgreichen Jahren bei Mercedes, in denen er sechs seiner sieben Weltmeistertitel gewann, mit 40 Jahren bei Ferrari ein neues (und wohl letztes) Kapitel seiner beispiellosen Formel-1-Karriere aufzuschlagen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Rekordchampion Hamilton bei der «Scuderia» einfügen wird und ob es ihm tatsächlich gelingt, nach fast 20 Jahren den Titel wieder nach Maranello zu holen. Sein Teamkollege Charles Leclerc ist jedenfalls gewarnt.
Vor dem Saisonstart sind nach bloss drei Testtagen vorletzte Woche in Bahrain bestenfalls Tendenzen auszumachen. Den besten Eindruck soll, soweit sich das aufgrund der beschränkten Möglichkeit zur Analyse sagen lässt, das Team McLaren hinterlassen haben. «Hochrechnungen» sollen zutage gefördert haben, dass die Fahrer Lando Norris und Oscar Piastri in den orangen Autos die neue Saison mit einem zeitlichen Vorteil von rund zwei Zehntelsekunden gegenüber der direkten Konkurrenz in Angriff nehmen können.
Als Nächstbeste in der Hierarchie werden Red Bull, Ferrari und Mercedes eingestuft. Erwartet wird, dass sich die Vorteile innerhalb dieses Quartetts von Rennwochenende zu Rennwochenende verschieben werden.
Ganz am Ende der Skala ist auch nach der doppelten Fahrer-Rochade von Valtteri Bottas und Zhou Guanyu zu Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto das Team Sauber gelistet. In Hinwil sind sie gleichwohl zuversichtlich, dass es diesmal mehr werden wird als der letzte Platz in der Konstrukteurswertung. (ram/sda)