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Wade zu Chicago – warum das NBA-Transferkarussell durchdreht

Hat ihn das Geld gelockt? Dwyane Wade wechselt von Miami nach Chicago.
Hat ihn das Geld gelockt? Dwyane Wade wechselt von Miami nach Chicago.bild: keystone/watson

Jetzt wechselt auch noch Wade zu Chicago – warum das NBA-Transferkarussell derart durchdreht

In der NBA bricht jeden Sommer das Transferfieber aus. In diesem Jahr scheint sich die beste Basketballliga der Welt aber etwas Heftigeres eingefangen zu haben. Warum das Transferkarussell mit einer so hohen Drehzahl rotiert, hat einen simplen Grund.
07.07.2016, 13:3407.07.2016, 14:57
Donat Roduner
Donat Roduner
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Grosse Transfers gab es in der NBA schon immer, aber selten waren sie so unvorhergesehen wie in diesem Sommer. Erst wechselte Kevin Durant, unumstritten einer der besten drei Spieler der Liga, als «Free Agent» (vertragsloser Spieler) von den Oklahoma City Thunder zu den Golden State Warriors (mit Stephen Curry sind damit zwei der absoluten Superstars vereint). Und nun wechselt auch noch Dwyane Wade von den Miami Heat zu den Chicago Bulls.

Wenn David Aldridge, einer der führenden NBA-Experten, sagt, dass der Wechsel von Wade noch «schockierender» sei als jener von Durant, dann ist da garantiert etwas dran. Wade spielte bisher 13 Jahre in Miami, wo er drei Titel feierte. Jetzt kehrt er seinem Stammverein einfach so den Rücken und wechselt in den Norden, in seine Heimatstadt Chicago. Wieso?

Auch wenn Heimweh zu gewissem Mass angeführt werden kann, ist der Grund ziemlich plump: das Geld. Wade opferte in Südflorida viel, um ihm und den Heat die Meistertitel 2012 und 2013 zu ermöglichen. Erst spielte Wade während seiner sportlichen Blütezeit (2008–2010) für zwei Saisons in einem nicht konkurrenzfähigen Team und danach verzichtete er auf eine deutlich höhere Lohnsumme. Alles nur um 2010 die Co-Superstars LeBron James und Chris Bosh mit ins Boot zu holen.

Wade, Bosh und James (v.l.) gewannen zusammen zwei Meisterringe.
Wade, Bosh und James (v.l.) gewannen zusammen zwei Meisterringe.
Bild: AP el Nuevo Herald

Weil man in Miami nicht mehr richtig auf ihn setzen wollte, ist für den 34-jährigen Guard nun also die Zeit gekommen, doch noch einmal gross einzukassieren: Nämlich 47,5 Millionen Dollar über zwei Jahre in Chicago.

Conley oder DeRozan, anyone?

In der NBA werden aktuell praktisch täglich neue Monsterverträge ausgehandelt. Und eben nicht nur mit den Superstars wie Durant oder Wade, sondern auch mit solchen, die man hierzulande getrost als No-Names bezeichnen kann. Dazu gleich eine Umfrage:

Hast du schon einmal von Mike Conley und/oder DeMar DeRozan gehört?

Conley und DeRozan sind in der NBA natürlich keine No-Names, sondern respektable Spieler. Darum haben sie neulich millionenschwere Mehrjahresverträge unterschrieben. Die Verträge von ihnen und zwei weiteren Basketballern (Bradley Beal und Andre Drummond), die ebenfalls neue Kontrakte unterschrieben haben, sind so viel wert wie diejenigen der elf (!) besten Quarterbacks (!!) in der NFL.

NFL hat das Nachsehen
In der National Football League (NFL) hat Andrew Luck, der Quarterback der Indianapolis Colts, erst kürzlich einen Sechsjahresvertrag über 140 Millionen Dollar unterschrieben. Der absolute Leistungsträger seines Teams ist damit neu der wertvollste NFL-Spieler.

DeMar DeRozan verdient dagegen bei den Toronto Raptors annähernd dieselbe Summe (139 Mio.) in nur fünf Jahren. Dabei ist er nicht einmal zwingend der beste Spieler seines Teams, denn die Kanadier haben auch noch Kyle Lowry auf der Lohnliste.
Der ungleiche Vergleich zwischen Footballern und Basketballern. Mike Conley (l.) und DeMar DeRozan sind die zwei umkreisten Herren.
Der ungleiche Vergleich zwischen Footballern und Basketballern. Mike Conley (l.) und DeMar DeRozan sind die zwei umkreisten Herren.

Die magischen 90 Prozent

Dass in der NBA plötzlich so überproportional viel Geld ausgeschüttet wird, hat einen einfachen Grund: Die Salärobergrenze der Teams ist wegen höherer TV-Gelder schlagartig von 70 auf 94 Millionen Dollar angestiegen. Das Perfide daran: Die Vereine können nicht nur mehr Geld ausgeben, sie müssen. Sie sind vertraglich verpflichtet, mindestens 90 Prozent des «Salary Caps» als Lohn auszuzahlen.

Die Entwicklung des Salary Caps seit 2010. In Grün die voraussichtlichen Beträge.
Die Entwicklung des Salary Caps seit 2010. In Grün die voraussichtlichen Beträge.
bild: wikipedia

Vereine, die diese Marke unterschreiten, werden mit einer Busse belegt. Und diese geht nicht an den Verband oder irgendwohin, sondern sie wird unter den Spielern, die unter Vertrag stehen, verteilt. Es ist also klar, dass sämtliche NBA-Teams alles daran setzen, um die entsprechende Lohnsumme zu erreichen.

Da die Löhne in den laufenden Verträgen fix sind (in den Fällen der Superstars hängt sie aber meist prozentual von der Lohnobergrenze ab), erhalten die jetzigen «Free Agents» den ganzen Überschuss. So war es Golden State beispielsweise möglich, den dicksten Fisch im Teich, Kevin Durant, zu angeln, obwohl es noch weitere Hochkaräter im Team hat, und darum werden auch die kleinsten Fische auf dem Markt mit grossen Brocken geködert.

Und die NBA-Schweizer?

Die beiden Schweizer Thabo Sefolosha (Atlanta Hawks) und Clint Capela (Houston Rockets) können diesen Sommer übrigens nicht absahnen, weil sie noch mindestens eine Saison an ihre Vereine gebunden sind. Vielleicht gehören sie aber in einem Jahr, wenn noch einmal ein Anstieg der Maximallohnsumme (auf 107 Millionen) erwartet wird, zu den Abräumern.

Im direkten Duell: Clint Capela (l.) und Thabo Sefolosha.
Im direkten Duell: Clint Capela (l.) und Thabo Sefolosha.
Bild: X02835

Aber auch ohne die Schweizer: Das Transferkarussell wird sich in der NBA diesen Sommer noch ein ganzes Weilchen weiterdrehen.

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