Acht Tage nach dem Ende der Ära Thomas Häberli weht bei Servette ein frischer Wind. Jocelyn Gourvennec wurde am Dienstag im Stade de Genève offiziell vorgestellt.
Auf den 53-jährigen Bretonen, der beim letztjährigen Meisterschaftszweiten einen Zweijahresvertrag mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben hat, wartet in Genf keine einfache Aufgabe Präsident Broch erinnerte an der Medienkonferenz daran, dass die Saisonzielsetzungen unverändert bleiben: eine Platzierung in den Top 3 der Super League sowie die Qualifikation für eine europäische Gruppenphase, lautet die Marschrichtung.
Gourvennec, der die Erfahrung von knapp 250 Partien als Cheftrainer in der französischen Ligue 1 mitbringt, berichtet, sofort einen guten Draht zur Klubleitung gefunden zu haben. «Ich komme mit viel Demut», versichert er. «Denn diese Mannschaft muss erst aufeinander abgestimmt werden – sie befindet sich nicht auf demselben Stand in der Vorbereitung und muss neue Spieler integrieren.»
Nach zwei Trainings zeigte sich der Franzose erfreut über die positive Stimmung im Team: «Die Lächeln während des Trainings haben mich gefreut.» Auch das 1:1-Unentschieden am Sonntag gegen die Grasshoppers unter dem Interims-Duo Bojan Dimic und Alexandre Alphonse habe dem Team gutgetan: «Nach einem Rückstand zurückzukommen, ist sehr positiv.»
Er sei bereit, Entscheidungen zu treffen – etwa im Tor: «Es wird eine Hierarchie unter den Torhütern geben», kündigte Gourvennec an. Unter Häberli erhielten sowohl Joël Mall als auch der langjährige Captain Jérémy Frick genügend Einsatzminuten, doch leisteten sich zuletzt beide kapitale Aussetzer.
Um seiner verunsicherten Mannschaft neue Impulse zu geben, setzt Gourvennec auf seine Erfahrung und Leidenschaft als einstiger Spielmacher: «Als früherer Zehner liegt mir daran, das Spiel zu kreieren, das ich selbst gerne gespielt hätte.» Ballbesitz sei wichtig, betont der Franzose, «aber man braucht auch Explosivität.»
Sein Ziel ist ein «spritziges und kreatives Spiel» – eine Spielweise, die derzeit jedoch durch mehrere verletzungsbedingte Ausfälle – mit Rouiller, Antunes und Mraz fehlen aktuell wichtige Eckpfeiler – nur eingeschränkt umsetzbar ist. Viel Zeit bleibt Gourvennec nicht: Schon heute Donnerstag (20 Uhr) steht das Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League bei Utrecht an. Servette ist nach der 1:3-Heimniederlage im Hinspiel in einer schwierigen Ausgangslage.
Lausanne bestreitet ab 16 Uhr das Rückspiel in der Conference League in Astana. Lausanne erarbeitete sich im Hinspiel ein 3:1-Polster. Wenn das Team von Peter Zeidler weiterkommt, muss es anschliessend noch das Playoff überstehen, um die Gruppenphase zu erreichen.
Hingegen dürfte der FC Lugano in Slowenien (20 Uhr) seine europäische Kampagne in dieser Saison beenden. Die Tessiner gingen im Hinspiel gegen Celje in Thun mit 0:5 unter. (ram/sda)