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NBA: Plötzlich dominiert die Jugend – LeBron James wehrt sich

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Sie führen das beste Team der Liga an: Der 24-jährige Jayson Tatum (r.) und der 26-jährige Jaylen Brown.Bild: www.imago-images.de

Plötzlich dominiert in der NBA die Jugend – für LeBron James verheisst das nichts Gutes

In der NBA deutet sich bereits seit einigen Jahren ein Generationenwechsel an. In dieser Saison scheint dieser endgültig vollzogen zu werden – wobei sich besonders ein Team dagegen wehrt. Bei Clint Capelas Atlanta Hawks ist es derweil am Brodeln.
19.01.2023, 20:20
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Noch vor einem halben Jahr waren die Boston Celtics am Boden zerstört. In den NBA Finals verloren sie nach 2:1-Führung in der Best-of-7-Serie drei Spiele in Folge und mussten zuschauen, wie die Golden State Warriors um Steph Curry ihren vierten Titel seit der Saison 2014/15 feierten. Noch Monate später sagte Celtics-Star Jayson Tatum: «Mir ging es danach miserabel. Drei, vier Tage lang wollte ich mein Haus nicht verlassen.» Es habe eine Zeit lang gedauert, bis er sein Leben wieder geniessen konnte, sagte der Forward im Interview mit «Bleacher Report».

Dass er alles gegeben hatte und am Ende trotzdem mit leeren Händen dastand, sorgte für Bedenken bei Tatum. Und auch die Team-Verantwortlichen zweifelten an der Zusammenstellung des Kaders und wollten eine Veränderung. Die Boston Celtics befanden sich im Sommer angeblich in Verhandlungen mit den Brooklyn Nets, um Kevin Durant aus New York in den Norden zu lotsen. Unter anderem sollen die Celtics den Nets Jaylen Brown, Bostons zweitbesten Skorer nach Tatum, angeboten haben. Dieser reagierte mit einem Tweet, in dem stand: «Smh.» Also «shaking my head», in etwa: «Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln».

Und tatsächlich erfuhr der Verein in der Sommerpause eine einschneidende Veränderung – nur handelte es sich dabei um eine ungeplante. Kurz vor Saisonbeginn suspendierten die Celtics Trainer Ime Udoka wegen einer «unangemessenen intimen Beziehung» zu einer Vereinsangestellten. Es übernahm der als Cheftrainer gänzlich unerfahrene Assistent Joe Mazzulla.

Brown blieb derweil trotz aller Gerüchte. Im Team und dessen Umfeld herrschte also reichlich Unruhe und somit alles andere als optimale Bedingungen für eine seriöse Saisonvorbereitung. Zweifel seitens der Experten wurden laut, ob Boston die erfolgreiche Vorsaison – an der Coach Udoka ein grosser Anteil zugesprochen worde – wiederholen könne.

Tatum, Brown und Co. geben die Antwort auf dem Platz. Etwas mehr als die Hälfte der regulären Saison ist gespielt und Boston hat mit 33 Siegen aus 45 Spielen die beste Bilanz der gesamten NBA. Die Celtics verfügen über die beste Offensive und eine Top-10-Defensive. Auf 100 Ballbesitze gerechnet, hängen sie ihre Gegner um 6,5 Punkte ab – auch das ein Bestwert. Der 24-jährige Tatum ist endgültig in der Riege der absoluten Topspieler der NBA angekommen, und auch sein zwei Jahre älterer Co-Star Brown hält sich beständig unter den zehn heissesten Anwärtern auf die Auszeichnung als wertvollster Spieler (MVP).

Boston Celtics head coach Joe Mazzulla directs his team against the Denver Nuggets in the first half of an NBA basketball game, Sunday, Jan. 1, 2023, in Denver. (AP Photo/David Zalubowski)
Bostons neuer Coach Joe Mazzulla.Bild: keystone

An der Spitze brillieren die Jungstars

Die beiden sind bei weitem nicht die einzigen jungen Stars, die Aufsehen erregen. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass viele der Teams, die zuvorderst zu finden sind, von Spielern wie Tatum angeführt werden. Nikola Jokic (27) von den Denver Nuggets, Giannis Antetokounmpo (28) von den Milwaukee Bucks und Joel Embiid (28) von den Philadelphia 76ers sind hier fast schon als Alt-Stars zu betrachten. Denn bei den restlichen Teams dominiert die Jugend.

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In Memphis und Dallas sind mit Ja Morant und Luka Doncic zwei 23-jährige Guards die unangefochtenen Stars des Teams, auch sie finden sich in der MVP-Diskussion wieder. In Cleveland wird der 26-jährige Donovan Mitchell von Darius Garland (23) und Evan Mobley (21) unterstützt, während in Sacramento Domantas Sabonis (26) und De'Aaron Fox (25) die Zügel in den Händen halten.

In New Orleans scheint Zion Williamson (22) nach vielen längeren Verletzungsphasen endlich die grossen Erwartungen zu erfüllen. Aktuell beschäftigt ihn zwar erneut eine Blessur, doch überzeugte er diese Saison in 29 Spielen offensiv wie defensiv.

Natürlich setzen die NBA-Teams weiterhin auf Erfahrung und bewährte Spieler – nur halt oftmals als Ergänzung zu den jungen Anführern. Diesen wird immer früher eine Führungsrolle zugetraut, sie sollen bereits in jungen Jahren eine grosse Verantwortung übernehmen. So haben beispielsweise Tatum und Doncic auch in den Playoffs bereits einiges an Erfahrung gesammelt.

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Nicht leicht aufzuhalten: Zion Williamson (m.) bringt bei 1,98 Metern Körpergrösse über 125 Kilogramm auf die Waage.Bild: www.imago-images.de

Ausnahmefall Brooklyn – plötzlich funktioniert es

Einen Ausnahmefall in diesem Trend hin zur Jugend bilden die Brooklyn Nets. Mit Kevin Durant ist ein 34-Jähriger hauptverantwortlich für den Erfolg des Teams aus New York. Durant gehört einmal mehr zu den besten Skorern der Liga und ist auch defensiv einer der Hauptgründe, dass die in den letzten Jahren häufig katastrophale Verteidigung auf Top-10-Niveau agiert. Vor allem seinetwegen sind die Brooklyn Nets ein Team, das nicht mehr nur auf dem Papier gut aussieht.

Das liegt aber auch am 30-jährigen Co-Star Kyrie Irving, dessen Talent zwar immer offensichtlich war, nur sorgte er abseits des Courts immer wieder für Unruhe. Irving proklamierte unter anderem einmal, Anhänger der Flat-Earth-Theorie zu sein und verbreitete antisemitische Theorien. Ausserdem verpasste er Spiele, weil er sich nicht impfen lassen wollte oder einfach, weil er eine Auszeit brauchte, über welche er sein Team nicht informierte. Seine Teamkollegen waren über die Absenzen nicht immer erfreut, fühlten sich teilweise im Stich gelassen – auch weil Irving eigentlich einer der Anführer sein sollte und dafür mit knapp 35 Millionen Dollar jährlich fürstlich entlohnt wird.

Brooklyn Nets' Kyrie Irving (11) looks to pass the ball during the first half of an NBA basketball game against the Oklahoma City Thunder, Sunday, Jan. 15, 2023 in New York. (AP Photo/Frank Frank ...
Kyrie Irving sorgte in den letzten Jahren zu selten auf dem Court für Schlagzeilen – ist in dieser Saison aber wieder in starker Form.Bild: keystone

In dieser Saison ist er jedoch wieder eine Bank und ein Leistungsträger. Dazu kommt Ben Simmons, der aus Philadelphia geholt wurde, und der am defensiven Ende sowie als Spielmacher überragt. Momentan sind zwar sowohl Durant als auch Irving wieder verletzt, doch der neue Coach Jacque Vaughn scheint ein Mittel gefunden zu haben, die Stars zu bändigen und eine grossartige Einheit zu formen. Mit diesem Team muss Brooklyn zu den ganz grossen Titelanwärtern zählen.

Und was macht LeBron James?

Das kann von den Los Angeles Lakers nicht behauptet werden. Der Rekord-Champion hat einmal mehr grosse Mühe, sich in den Playoff-Plätzen zu etablieren, obwohl LeBron James auch mit 38 Jahren eine unwahrscheinlich starke Saison spielt. Und obwohl Russell Westbrook mittlerweile akzeptiert hat, dass er besser von der Bank kommen sollte und diese Rolle gut ausfüllt. Mit 20 Siegen bei 25 Niederlagen stehen die Lakers auf dem drittletzten Platz im Westen.

Dabei hatte sich das Team von Rookie-Coach Darvin Ham zwischenzeitlich gefangen und acht von zehn Partien gewonnen. Doch einmal mehr verletzte sich dann Anthony Davis, der sich in hervorragender Form befand. Erneut fielen die Lakers in der Folge in ein Loch, aus dem sie James dann zwar wieder herausfischen konnte, doch die Konstanz geht L.A. völlig ab. Vor allem gegen die starken Teams sind Siege rar. Als eine der wenigen positiven Aspekte in der Lakers-Saison ist LeBrons Jagd nach Kareem Abdul-Jabbar zu nennen. Vor kurzem knackte James die Marke von 38'000 Punkten in der Regular-Season, knapp 300 Punkte trennen ihn noch von Abdul-Jabbars Rekord.

Das reicht James aber nicht – er will Titel gewinnen, solange er noch kann. So äusserte er zuletzt Unzufriedenheit über das Kader und deutete an, dass es Veränderungen brauche. Im Interview mit «The Athletic» sagte er: «Ihr wisst, was verdammt nochmal passieren muss. Ich muss darüber nicht sprechen.» Zwar ruderte er danach etwas zurück und schrieb, dass die Bildung des Kaders nicht sein Job sei, doch ist allen klar, dass James mit den aktuellen Leistungen der Lakers nicht zufrieden sein kann.

Los Angeles Lakers forward Anthony Davis, left, is congratulated by forward LeBron James after scoring during the second half of an NBA basketball game against the Portland Trail Blazers Wednesday, No ...
Nur wenn beide fit und in Topform sind, haben die Lakers Chancen auf die Playoffs: Anthony Davis (l.) mit LeBron James.Bild: keystone

Bei Capelas Hawks herrscht Unruhe

Unruhe herrscht auch bei den Atlanta Hawks, wo der Schweizer Clint Capela unter Vertrag steht. Im Sommer schickte Atlanta mehrere Erstrunden-Draftpicks nach San Antonio, um sich Dejounte Murray zu sichern. Er sollte die Defensive stärken und Trae Young offensiv entlasten. Zwar hat der Plan mit dem 26-Jährigen am defensiven Ende geklappt, doch hapert es bei der zweitbesten Offense der letzten Saison noch gewaltig.

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So ganz klappt die Zusammenarbeit zwischen Trae Young (sitzend) und Dejounte Murray noch nicht.Bild: keystone

Zudem kam es zuletzt zu einem Knall in der Führungsetage. General Manager Travis Schlenk wurde von seinen Aufgaben befreit und weitere Verantwortliche walten nicht mehr in ihren Ämtern. Mitverantwortlich dafür ist der 27-jährige Nick Ressler, Sohn von Besitzer Tony Ressler. Als wäre dies nicht genug, kam es auch noch zu einer Auseinandersetzung zwischen Trainer Nate McMillan und Starspieler Trae Young. Es gab gar bereits Gerüchte, dass Young bald einen Trade fordern würde. Angeblich habe auch das Team über einen Trade des 24-Jährigen nachgedacht.

Einer, der weiss, wie es ist, wenn der eigene Name in vielen Gerüchten zu lesen ist, ist John Collins. Beim 25-Jährigen wird seit Jahren spekuliert, dass seine Tage in Atlanta bald gezählt sein könnten. Er zeigt sich davon unbeeindruckt, wie er zuletzt erzählte. Klar ist, dass die Hawks mit ihrer Bilanz von 23 Siegen und 22 Niederlagen nicht zufrieden sind. Zumindest war mit zuletzt vier Siegen in Serie ein Aufwärtstrend erkennbar. Dennoch könnte sich noch einiges ändern.

Das bedeutet auch für Clint Capela, der zuletzt von einer Verletzung zurückkehrte, Unklarheit über seine Zukunft. Bis dahin wird er einfach weiterhin zeigen, wofür er bekannt und geschätzt wird: Rebounds (11,5 pro Spiel), gute Verteidigungsarbeit am Korb (1,4 Blocks) und offensiv mal einen Dunk oder einen Wurf in Ringnähe (12,1 Punkte).

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