Mit seinem zweiten Versuch kam Simon Ehammer auf eine Weite von 8,20 Meter. Damit steigerte er sich gegenüber der Qualifikation (8,09 m) zwar deutlich, blieb aber weit von seiner persönlichen Bestweite und dem Schweizer Rekord entfernt (8,45 m).
Aus diesem Grund zeigte sich der 24-jährige Appenzeller nach dem Wettbewerb im SRF-Interview enttäuscht. Zwar stellte der Olympia-Debütant klar: «Es ist keine Niederlage. Vierter an den ersten Olympischen Spielen ist super.» Mit feuchten Augen fügte Ehammer aber an: «Nur weiss ich, dass so viel mehr drin gelegen wäre. Ich springe 8,20 m fast ohne Balken.»
Damit sprach er an, dass er bei seiner Bestweite fast 15 Zentimeter verschenkte. Diese Marge verhinderte ein noch besseres Ergebnis und die erste Schweizer Medaille in der Leichtathletik an Olympischen Spielen seit Werner Günthör 1988 in Seoul. «Wäre mir der Absprung besser gelungen, wäre ich auch bei den Jungs vorne gewesen», so Ehammer.
Die Jungs vorne waren Miltiadis Tentoglou, Wayne Pinnock und Mattia Furlani. Der griechische Topfavorit sicherte sich Olympia-Gold mit einem Satz auf 8,48 m zum zweiten Mal in Folge. Tentoglou darf sich auch schon Welt- und Europameister nennen. Am Dienstagabend distanzierte er die Konkurrenz um zwölf und mehr Zentimeter. Pinnock sicherte sich mit 8,36 m Silber, Furlani sprang sowohl im ersten als auch im fünften Versuch auf 8,34 m.
Während diese drei feiern konnten, verdrückte Ehammer hingegen einige Tränen. «Es werden nicht die letzten gewesen sein», sagte er. «Im Moment tut es einfach weh, weil ich der erste bin, der ohne Medaille nach Hause geht. Bitter.» Ehammer zeigte sich jedoch auch kämpferisch: «Ich muss das jetzt so nehmen, zwei Tage reflektieren und dann werde ich stolz sein.»
Mit Blick darauf, was nicht gestimmt hat, sagt er: «Ich habe im zweiten Versuch gut reagiert und gemerkt, dass hier etwas geht. Danach hatte ich aber Mühe, keinen richtigen Rhythmus.» Es seien Kleinigkeiten gewesen, die nicht gepasst hätten, das nötige Quäntchen Wettkampfglück habe gefehlt. In Gedankenspielchen wollte er sich nicht zu sehr verlieren: «Wenn ich den zweiten Versuch auf dem Brett hätte wiederholen können, wäre sehr viel möglich gewesen. Aber ja … wenn, wenn, wenn.» (nih/sda)