Werbebilder können sehr langweilig und einfallslos sein. Jemand steht da, das Produkt in der Hand oder am Körper, fertig. Oder aber sie sind so wie bei der Turnerin Giorgia Villa, die für Parmesan warb. Zugegeben, es liegt auch etwas am Produkt, aber selbst den italienischen Käse muss man erst einmal richtig in Szene setzen.
Für Villa kein Problem: Einmal umarmt sie ihren «besten Freund», wie sie dazu schreibt. Ein anderes Mal zeigt sie einen Handstand im Hintergrund eines Parmesan-Rads, macht auf dem Schwebebalken einen Salto über ein solches oder einen Spagat quer über vier Räder des vor allem als Begleiter für Pasta sehr beliebten Käses. Und das Internet liebt die 21-Jährige dafür.
Olympic silver medalist and Italian gymnast Giorgia Villa is sponsored by parmesan cheese and takes many of her photos while posing with large wheels of cheese pic.twitter.com/klx8PEuFPN
— Women Posting W's (@womenpostingws) July 31, 2024
Ein Beitrag, der einige dieser Werbebilder sammelt, wurde rund 24 Millionen Mal gesehen. Villas zum Teil drei Jahre alten Posts auf Instagram werden mit aktuellen Kommentaren geflutet und Medien wie der «Guardian», «Sports Illustrated» oder die «New York Times» berichten über sie.
Dass Villa während der Olympischen Spiele in Paris viral geht, hat einen einfachen Grund: Sie gewann mit Italien im Teammehrkampf der Kunstturnerinnen Silber. Nachdem sie die Spiele vor drei Jahren aufgrund einer kurz vor dem geplanten Abflug nach Tokio erlittenen Knöchelverletzung verpasst hatte, ging ihr Traum von Olympia nun in Erfüllung. Mit ihrem Auftritt am Stufenbarren verhalf sie den «blauen Feen», wie Italiens Turn-Team genannt wird, zur ersten Olympia-Medaille seit 1928.
Schon als kleines Mädchen begann sie mit dem Sport. Ihre Mutter hatte sie zum Turnunterricht angemeldet, «bevor ich ihr ganzes Haus zerstörte», wie Villa es mit Blick auf ihr hohes Energielevel selbst ausdrückt. Obwohl sie gerade erst in den Kindergarten gekommen war, habe sie gemäss «Guardian» sofort gemerkt: «Ich werde diesen Sport lieben. Ich konnte es jeweils nicht erwarten, direkt nach der Schule die Turnhalle zu betreten.»
Nun nicht nur eine Medaille gewonnen zu haben, sondern grossartige Turnerinnen wie Simone Biles und ihre US-Kolleginnen von Nahem beobachten zu können – die Italienerinnen standen im Teammehrkampf jeweils am gleichen Gerät im Einsatz wie die späteren Siegerinnen – sei ein «einzigartiges Privileg», sagt Villa und fügt an: «Ich war einfach beeindruckt. Simone ist von einem anderen Planeten.»
Ob ihre Liebe zu Parmesan der Italienerin bei ihrem Auftritt geholfen hat, ist unklar. Ein Hindernis für Erfolg scheint der Käse, der nur in vier Provinzen Italiens (Parma, Reggio Emilia, Modena und Bologna) hergestellt werden darf, aber nicht zu sein. Denn auch Tennis-Ass Jannik Sinner warb einst für den Parmigiano Reggiano. (nih)