Mit 3,4 Punkten Vorsprung ging China ins letzte Gerät. Eigentlich war Liu Yang, Su Weide, Xiao Ruoteng, Zhang Boheng und Zou Jingyuan die Goldmedaille nicht mehr zu nehmen. Doch den chinesischen Turnern versagten die Nerven. Erst vergab Xiao mit einer unsauberen Landung einige Punkte, dann stürzte Su am Reck gleich zweimal. Die Japaner blieben zum Abschluss am selben Gerät derweil ohne Fehler und fingen den grossen Konkurrenten noch ab.
Somit krönten sich Daiki Hashimoto, Kazuma Kaya, Shinnosuke Oka, Takaaki Sugino und Wataru Tanigawa zum Olympiasieger im Teammehrkampf der Turner. Am Ende betrug der Vorsprung nur 0,532 Punkte. Damit wurde die ansonsten grandiose Leistung – vor allem an den Ringen und am Barren brillierten sie mit insgesamt über 45 Punkten – der Chinesen lediglich mit der Silbermedaille belohnt. Platz 3 holte sich in Abwesenheit von Titelverteidiger Russland die USA.
Derweil zeigten die Schweizer Luca und Matteo Giubellini, Florian Langenegger, Noe Seifert und Taha Serhani einen ansprechenden Auftritt. Besonders am Barren glänzte die Schweiz, die ohne ernsthafte Medaillenhoffnungen angetreten war, mit 42,999 Punkten. Am Ende reichte es für Platz 7 – lediglich Kanada holte von den Finalteilnehmern noch weniger Punkte.
Im Gegensatz zur Qualifikation turnen im Final jeweils nur drei statt vier Turner an den sechs Geräten, ein Streichresultat gibt es nicht. An den Olympischen Spielen vor drei Jahren in Tokio belegten die Schweizer den 6. Rang, ein solcher wäre auch diesmal das Maximum gewesen, zu weit weg sind die Top 5. Zur Wiederholung fehlten 0,833 Punkte, das war die Differenz zu den sechstklassierten Italienern.
Den Schweizern unterliefen drei grössere Fehler. Beim Sprung, dem ersten Gerät, stürzte Luca Giubellini beinahe bei der Landung und erhielt 1,167 Punkte weniger als in der Qualifikation, in der er 14,600 Punkte erzielt hatte. Noe Seifert misslang am Reck erneut der Abgang, und am Pauschenpferd musste Matteo Giubellini die Übung unterbrechen. Für ihre Verhältnisse stark turnten die Schweizer an den Ringen, ihrem schwächsten Gerät. Ansonsten holten sie nur noch am Boden mehr Punkte wie in der Qualifikation.
Der 7. Platz ist hoch einzuschätzen. Die Schweizer traten mit fünf Olympia-Neulingen und einem Durchschnittsalter von 23 Jahren an. Die Perspektiven sind also vielversprechend. Für den 29-jährigen Serhani war es der letzte Wettkampf der Karriere.
«Ich freue mich extrem auf das 'normale' Leben ohne Spitzensport», sagte Serhani. Er fängt nun ein Studium an der PH Luzern an und arbeitet zu 40 Prozent als Trainer im RLZ Luzern. Wie stuft er die Leistung im Final ein? «Uns unterliefen unnötige Fehler, im Grossen und Ganzen sind wir jedoch sehr zufrieden. Wir konnten es geniessen, die Stimmung war unglaublich.» Das erlebt zu haben, werde den Jüngeren für die Zukunft helfen. «Es ist eine sackstarke Generation, ich bin gespannt, wie es weitergeht.» (nih/sda)