Ein unbekannter Mann mit einem Körper, der nicht ganz so definiert ist wie derjenige der olympischen Athleten, schwamm am Sonntag zwischen den Vorläufen über 100 Meter Brust der Frauen im Becken der La Défense Arena. Er war dazu berechtigt.
Es waren ungewöhnliche Szenen, die sich den Zuschauern boten. Ein Mann tauchte in einer bunten Badehose und ohne Kappe auf und näherte sich dem Schwimmbecken, ohne dass die Sicherheitskräfte eingriffen. Anschliessend tauchte er unter dem Beifall der Fans ins Wasser.
Brauchte er etwa dringend eine Erfrischung? Ganz und gar nicht. Der Mann arbeitet in der audiovisuellen Produktion und hatte den Auftrag, eine Badekappe zu bergen, die auf den Grund des Bassins gefallen war. Die Amerikanerin Emma Weber hatte sie während des Rennens verloren.
Trotz der Menschenmenge in der Halle und der vielen Kameras, die das Ereignis in die ganze Welt übertrugen, hielt der «Retter der Kappe» dem Druck stand. Nach seinem Einsatz konnten die Wettkämpfe fortgesetzt werden.
Der französische Ausnahmeschwimmer Léon Marchand sorgte am zweiten Finaltag für die grössten Jubelstürme. Der Lokalmatador holte über 400 m Lagen seinen ersten Olympiasieg. In 4:02,95 Minuten schwamm Marchand olympischen Rekord. Den Japaner Tomoyuki Matsushita und den Amerikaner Carson Foster auf den Plätzen 2 und 3 distanzierte er um über fünf Sekunden.
Im vergangenen Jahr hatte Marchand den letzten noch bestehenden Weltrekord des Amerikaners Michael Phelps gelöscht. Nicht nur deswegen gilt der 22-Jährige als Nachfolger des erfolgreichsten Schwimmers der Geschichte. Betreut wird Marchand vom ehemaligen Trainer von Phelps. Der Rekordolympiasieger (23x Gold) selbst verfolgte den Gold-Auftritt von Marchand als TV-Experte live in der Halle. (ram/roc/sda)