Lange war sie so etwas wie eine heilige Kuh. Inzwischen steht die SRG permanent im politischen Kreuzfeuer. Kaum war die No-Billag-Initiative abgewendet, folgte der nächste Angriff. Selbst der Bundesrat will nun die Radio- und TV-Gebühren senken, von heute 335 auf 300 Franken pro Jahr.
Besonders teuer ist der Kauf von TV-Rechten für Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele. Dazu werden die Wettkämpfe aufwendig produziert. Auf rund 17 Millionen Franken beziffert Roland Mägerle, Leiter Business Unit Sport SRG und Leiter Sport SRF, die Kosten. Inbegriffen seien in dieser Vollkostenrechnung Lizenzrechte, Produktion der Inhalte vor Ort und im Studio sowie Löhne aller Unternehmenseinheiten.
150 Mitarbeitende sind vor Ort, die ersten haben ihre Arbeitsplätze im so genannten International Broadcast Center vor drei Wochen bezogen. Es liegt nordöstlich von Paris auf dem Gelände des Flughafens Le Bourget. Auf rund 450 Quadratmetern Fläche wurden 4 Schnittplätze eingerichtet, dazu 8 Kabinen, aus denen kommentiert werden kann, ein Meetingraum und Arbeitsplätze. Hier schlägt das Herzstück der SRG-Produktion.
Das Material wurde in vier elektronisch betriebenen Lastwagen nach Paris überführt, die Mitarbeitenden sind angehalten, sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Sven Sarbach, Leiter Grossprojekte, sagt: «Wir sind ohne einen einzigen Tropfen Benzin angereist und unterwegs.»
Fast die Hälfte der Mitarbeitenden sind in der Koordination und Technik tätig. 22 Journalistinnen und Journalisten werden als Kommentatoren eingesetzt, 12 davon berichten aus Paris, 10 weitere von Zürich aus.
Die Gesichter der Berichterstattung sind Annette Fetscherin und Lukas Studer. Sie moderieren aus den TV-Studios beim Palais du Trocadéro im 16. Arrondissement von Paris – mit Sicht auf die Seine und den Eiffelturm. «Wir wollen unser Publikum möglichst nahe ans Geschehen heranführen, und ihm einen exklusiven Einblick bieten. Mit Beiträgen, mit Analysen und Interviews mit Medaillengewinnern im Studio», sagt Roland Mägerle.
Neben der erstmals nicht in einem Stadion, sondern im Freien auf und an der Seine durchgeführten Eröffnungszeremonie, zu der gegen eine Million Menschen erwartet werden, finden am Trocadéro-Platz die Triathlons, das Rad-Strassenrennen, die Marathons und der Wettbewerb der Geher statt.
Auf die SRG-Mitarbeitenden wartet eine regelrechte Herkulesaufgabe. Denn Olympische Spiele sind mit keinem anderen Anlass vergleichbar, weil immer mehrere Wettkämpfe parallel stattfinden. Und das nicht nur in Paris: Segeln in Marseille, Basketball und Handball in Lille, Schiessen in Châteauroux, Fussball im ganzen Land. Und Surfen? Auf Tahiti.
Die imposanten Kennzahlen: 700 Stunden Live-TV auf den 4 Sendern SRF, RTS, RSI und RTR, dazu sechs Livestreams. Das Programm soll dabei auf die Sprachregionen Deutschschweiz, Romandie und Tessin abgestimmt sein. Zwei Mitarbeitende entsendet der Rätoromanische Ableger RTR.
Regie geführt wird in Zürich, Genf und Lugano. Ermöglicht wird das durch die so genannte Remote-Production. Der Vorteil: «Wir brauchen dadurch weniger Platz, keinen Reportagewagen und weniger Leute vor Ort», sagt Sven Sarbach. Das sei technisch zwar herausfordernd, habe sich aber seit den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro bewährt. Vor allem aber spart es Kosten. Und verringert die Angriffsfläche für SRF-Kritiker.
Gesendet wird morgens jeweils ab 09.00 bis 23.00 Uhr durchgehend live, in TV, Radio und Online. Im Fokus des Programms stehen die Schweizer Athletinnen und Athleten. Entscheidungen mit Schweizer Beteiligung sollen, wenn immer möglich, Teil der TV-Liverübertragung sein. «Unser Anspruch ist es, die gesamte olympische Vielfalt abzubilden. Jede Sportart soll mindestens einmal im Fernsehen live zu sehen sein», sagt Mägerle.
Eine zentrale Rolle spielt die Magazin-Sendung «Olympia-Special», die regelmässig ausgestrahlt wird und über das aktuelle Geschehen informiert. In der Rubrik «Madame à Paname» sollen unbekannte Seiten von Paris und seinen Bewohnern gezeigt werden. Bereits im Vorfeld wurden mehrere Dokumentationen ausgestrahlt. Sie zeigen die Vorbereitung der Schweizer Athletinnen und Athleten. Beispielsweise begleitete die Doku «Unser Traum Olympische Spiele – Paris wir kommen» die Qualifikation und Vorbereitung für Olympia 2024. Weitere Dokus rückten Weitspringer Simon Ehammer und die 4x100-Meter-Staffel der Frauen ins Rampenlicht.
Der politische Druck sorgt für Kostensensibilität. «Es ist klar, dass wir verstärkt darauf achten, wo wir effizienter werden können», sagt Roland Mägerle. Aber auch, dass die Konzession bis 2028 verlängert worden sei und der Anspruch unvermindert hoch bleibe: Ein möglichst vielfältiges und vollumfängliches Programm von Olympischen Spielen anzubieten. (aargauerzeitung.ch)
Die etlichen Dokus und Sendungen auf Play SRF sind übrigens auch genial😇