Fidschis Nationalteam ist zum zweiten Mal Olympiasieger im Siebener-Rugby. Mit ihrem einmaligen Teamgeist euphorisierten sie eine ganze Nation und begeisterten die Welt. Die Fidschianer zeigten, was die Olympischen Spiele ausmacht und was mit guter Stimmung und Zusammenhalt im Team alles möglich ist. Nach dem Finalsieg gegen Neuseeland sangen die glücklichen Olympioniken die Nationalhymne und liessen ihren Emotionen freien Lauf. Die Bedeutung des Siegs war aber nicht nur für die Beteiligten riesig.
Die Goldmedaillen-Gewinner sorgten für eine dringend nötige Abwechslung in ihrem Heimatland. Fidschi hat weiterhin mit vielen Corona-Fällen zu kämpfen, die Spitäler sind überfüllt und das Gesundheitspersonal überarbeitet. So mussten auch die Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer auf eine ungewöhnliche Art nach Japan reisen. Da aufgrund der Pandemie kaum Linienflüge von der Hauptinsel aus losfliegen, musste die Delegation auf einen Fracht-Flieger ausweichen. Das Flugzeug brachte die 51 Athletinnen und Athleten gemeinsam mit einer Ladung gefrorenem Fisch zum Austragungsort Tokio.
Nicht nur das zeigt, dass die Fidschianer ein besonderes Team haben. Die Nationalspieler sind in der heimischen Gesellschaft verwurzelt. Es handelt sich vorwiegend um Amateur-Sportler, die weiterhin arbeiten und auf einer der Inseln leben. Diejenigen, die es geschafft haben, den Sport zum Beruf zu machen, schicken einen grossen Teil ihrer Einnahmen zu ihren Familien und ihren Herkunftsorten. Das erklärt die grosse Bedeutung des Olympiasiegs für die gesamte Nation. Fast jede Einwohnerin und jeder Einwohner hat schon einmal einen der Nationalspieler getroffen, wie Ben Ryan im «Guardian» schreibt.
Vinaka on behalf of a grateful nation.💙 pic.twitter.com/vRqTc50mJ3
— Fiji Airways (@FijiAirways) July 29, 2021
Auf den Inseln im Pazifik wird der Zusammenhalt grossgeschrieben – so gibt eine alte fidschianische Redensart vor: «vei lomani». Das heisst so viel wie: «Haltet zusammen!» Das haben die fidschianischen Nationalspieler getan und so zum zweiten Mal Olympia-Gold gewonnen. Es war insgesamt erst die zweite Medaille bei Olympischen Spielen für das Land mit rund 900'000 Einwohnern.
Sechzig Jahre musste Fidschi auf die erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen warten. 1956 nahm der Inselstaat aus Ozeanien zum ersten Mal an den Sommerspielen teil, doch es ging bis 2016 in Rio de Janeiro, bis Fidschi die erste Medaille überhaupt gewinnen konnte. Das Nationalteam im Siebener-Rugby konnte beim Debüt der Sportart bei Olympia ohne Niederlage durch das Turnier pflügen und Grossbritannien im Final mit 43:7 abfertigen.
Nawaka villagers continue to celebrate the Fiji 7s team Gold Medal win at the Tokyo Olympics. #Olympics #FijiRugby #FIJ #Nawaka #FijiSports pic.twitter.com/5gRu1ngeA7
— Filipe Naikaso (@Naikasof) July 28, 2021
Fünf Jahre später konnten die Fidschianer den Erfolg in Tokio wiederholen und die Bevölkerung im Land wieder zusammenschweissen und kurzzeitig vom Alltag ablenken. Dieses Jahr beschäftigten die Fidschi-Inseln neben der Pandemie auch politische Unruhen. Die Fidschianerinnen und Fidschianer fieberten mit ihren Olympia-Helden mit und liessen sich von der Begeisterung der Sportler anstecken.
Nach dem Olympia-Sieg wurde in der Heimat gefeiert und auch an anderen Orten machte sich die fidschianische Community bemerkbar. Der Journalist Filipe Naikaso zeigt Feierlichkeiten nach dem Olympia-Sieg im Heimatland der Helden. Ein Twitter-Nutzer filmt ein Hupkonzert von euphorisierten Fidschianern.
can take Fijians out of Fiji, but can never take Fiji out of Fijians 👏🏽🇫🇯
— nunyah (@jekia_) July 30, 2021
SOBE SOBE!! 🔥🔥#Fiji #Goldmedal pic.twitter.com/R9WTyhqF3m
Die Sportart Siebener-Rugby bekommt hierzulande nur wenig Aufmerksamkeit und gehört wohl für wenige zu den Highlights im Olympia-Programm. Doch der Sieg der kleinen Nation zeigt, wie gross die Bedeutung von Sport sein kann. Die meisten der Gold-Helden kommen aus armen Verhältnissen – nun bekommen sie vielleicht die Möglichkeit, den Sport wie Captain Jerry Tuwai zum Beruf zu machen. Tuwai ist der einzige, der schon 2016 dabei war und sich nun zwei Goldmedaillen in den Schrank hängen kann.
Der Erfolg der Fidschianer ist aber auch bezeichnend dafür, was die Olympischen Spiele so besonders macht. Auch wenn es eine Floskel ist, gilt weiterhin: Solche Geschichten schreibt nur der Sport.