Sport
Russland

IOC ebnet den Weg für die Rücker des russischen Sports

FILE - International Olympic Committee, IOC, President Thomas Bach attends the opening of the Executive Board meeting at the Olympic House in Lausanne, Switzerland, on Dec. 5, 2022. Bach defended his  ...
Bild: keystone

Wie IOC-Präsident Bach russische Athleten wieder in die Sportwelt integrieren will

Man muss kein Prophet sein, um zu konstatieren: Am Dienstag kehrt Russland in den Sport zurück. Das IOC und sein Präsident Thomas Bach bereiten diesen Entscheid Schritt für Schritt vor. Applaus gibt es dafür zumindest in Westeuropa keinen, wie Bachs Auftritt an einem politischen Forum zeigt.
23.03.2023, 17:50
Rainer Sommerhalder / ch media
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Auch Thomas Bach muss zur Kenntnis nehmen, wie die Sympathien in Westeuropa bezüglich der russischen Invasion in der Ukraine derzeit verteilt sind. Seine Rede am Mittwoch-Abend am politischen Forum Ruhr zum Thema «Olympia im Spannungsfeld von Sport und Politik» wurde für ihn zum Spiessrutenlaufen.

Zuerst musste sich der 69-jährige Präsident des Olympischen Komitees seinen Weg zum Tagungsort in Essen durch eine Gruppe von 150 mit Plakaten und Parolen bewaffneten Demonstrierende bahnen. Und auch im Saal erhielten die kritischen Fragesteller den wärmeren Applaus als er selbst.

Eine Stunde sprach Bach an diesem 1990 gegründeten Forum, das den gesellschaftspolitischen Dialog fördern soll. Rund 1000 Meinungsmacher und Führungskräfte aus dem Ruhrgebiet sassen im Publikum. Der ehemalige Weltklasse-Fechter Bach gab zwar zu, dass das IOC in der Frage nach der Rückkehr Russlands in den Weltsport «in einem Dilemma steckt».

Bach fordert, die Politik habe sich nicht einzumischen

Gleichzeitig liess er kaum einen Zweifel offen, wie die Exekutive in dieser Frage an seiner Sitzung am Dienstag entscheiden wird. Man wird fortan wieder Athletinnen und Athleten aus Russland und Weissrussland bei Wettkämpfen sehen – unter «neutraler Flagge» und mit einer «strikt neutralen Haltung».

Indonesia G20 Summit 8317980 16.11.2022 International Olympic Committee IOC President Thomas Bach is seen at the media center during the G20 leaders summit in Nusa Dua, Bali, Indonesia. Pavel Bednyako ...
Thomas Bach sah sich am politischen Forum in Ruhr heftiger Kritik ausgesetzt.Bild: www.imago-images.de

Bach betonte in seiner Ansprache, wie wichtig der friedliche Wettstreit von Athleten der gesamten Welt sei, die «alle die gleichen Regeln befolgen». Und der deutsche Sportfunktionär forderte, dass letztlich «nicht die Politik den Entscheid darüber fällen darf, wer an welchen Sportanlässen teilnimmt». Bach forderte die Respektierung der «verantwortungsvollen Autonomie des Sports».

Zum wiederholten Male erwähnte der IOC-Präsident einen Bericht der UN, der vom IOC fordere, «eine Nichtdiskriminierung von Sportlern aufgrund der Nationalität sicherzustellen». Diese sei für seine Organisation bindend. Sie auszuschliessen, würde einen Präzedenzfall bedeuten, der als Folge «den Zerfall des Sportsystems, wie wir es heute kennen» darstellen würde, prophezeite er.

Die Rückkehr wird Schritt für Schritt vorbereitet

In den vergangenen Tagen publizierte das IOC bereits die Ergebnisse von Umfragen aus Athletenkommissionen in Afrika und Asien, welche sich klar für eine Rückkehr der Kriegstreiber aussprachen. In der Tat konzentriert sich der Widerstand dazu auf die westliche Welt und Bach kann sich bei der Entscheidungsfindung pro Russland zumindest quantitativ jederzeit auf eine Mehrheit berufen.

Zwar betonte Thomas Bach, dass es in den aktuellen Diskussionen nicht um die Teilnahme von Athletinnen und Athleten mit russischem oder belarussischem Pass an den Olympischen Spielen 2024 in Paris gehe. Dass der bevorstehende IOC-Entscheid jedoch ein eindeutiger Fingerzeig genau darauf ist, kann wohl niemand ernsthaft infrage stellen.

Der langjährige IOC-Funktionär erlebte die Stimmung im Saal bereits während seiner Rede. So brandete Zwischenapplaus auf, als er die Forderung der Ukraine nach «der totalen Isolierung aller Russen» erwähnte. So hatte er es nicht geplant.

Kritische Fragen aus dem Publikum

Definitiv ein Stimmungstest wurde die Fragerunde, wo er dafür kritisiert wurde, über Sportstätten und nicht über Schlachtfelder zu sprechen, wo seine Einschätzung korrigiert wurde, dass das Zusammentreffen von Russinnen und Ukrainerinnen im Tennis ja gut funktioniere und wo betont wurde, dass die Armee der grösste Sponsor des russischen Sports sei.

Eine ukrainische Diplomatin revidierte eine Aussage Bachs, der vom Spannungsfeld zwischen Politik und Sport sprach: «Es gibt in Russland kein solches Spannungsfeld: Sport ist Politik», sagt sie unter dem Applaus des Publikums. (aargauerzeitung.ch)

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72 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Händlmair
23.03.2023 18:43registriert Oktober 2017
Eigentlich sollte es eine Usanz werden, dass alle Sportler aus einem Land, solange von allen Wettkämpfen ausgesperrt werden, solange ihr Land einen illegalen Krieg führt.
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Dominik Egloff
23.03.2023 18:41registriert November 2015
Wir sind immer noch daran die Fussball WM Vergabe an Katar aufzuarbeiten und genau jetzt kommt wieder ein Sportfunktionär mit demselben gewinnbringenden Game. Es ist an der Zeit die Korruption im Sport nicht mehr als Kavaliersdelikt zu betrachten und diesen Fall besonders intensiv zu untersuchen.
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w'ever
23.03.2023 18:44registriert Februar 2016
NEIN!
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