Wer legt beim grossen Promi-Schwingen wen ins Sägemehl? Es wird wild!

Das Schwingen boomt. Und zwar so sehr, dass längst nicht mehr nur die Landbevölkerung von den Titanen im Sägemehl begeistert ist. Vor dem Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Mollis GL findet deshalb das erste grosse Promi-Schwingen statt.
Die Teilnehmer
Wie bei den echten Schwingern treten die Athleten für ihren jeweiligen Teilverband an, insgesamt 16. Am Start sind:
- BKSV: Beat Feuz, Alisha Lehmann, Tom Lüthi, Simone Niggli-Luder (als Ersatz für die schwangere Mujinga Kambundji).
- NOSV: Simon Ammann, Simon Ehammer, Nino Niederreiter, Andri Ragettli.
- ISV: Valon Behrami, Wendy Holdener, Donghua Li, Marco Odermatt.
- NWSV: Roger Federer, Daniela Ryf.
- SWSV: Didier Cuche, Steve Guerdat.
Der Modus
Gekämpft wird im K.-o.-Format. Es ist also beim Schwingen für einmal wie im Tennis: Wer gewinnt, kommt weiter und wer verliert, ist ausgeschieden. Die Gänge werden vom Einteilungsgericht bestimmt.
Zum Auftakt greifen wie beim ESAF gleich die Favoriten zusammen. Nach der von Loredana im Duett mit Sascha Ruefer vorgetragenen Nationalhymne kommt es im Anschwingen deshalb bereits zum Knüller Federer – Odermatt.
Achtelfinals
Lehmann – Ryf
Zunächst sucht Alisha Lehmann ewig lange nach den kleinsten verfügbaren Zwilchhosen, was Daniela Ryf nervt. Danach fokussiert sich die Triathletin auf ihre Ausdauerstärke. Ryf forciert erst mal gar nichts und wartet ab, bis Lehmann ihr Handy zückt. Nach sechs Sekunden gewinnt Ryf den Kampf.
Lüthi – Li
Tom Lüthi ist als einstiger Täfelibueb am Emmentalischen schon fast überqualifiziert fürs Promi-Schwingen. Der frühere Töffrennfahrer widersetzt sich gegen Donghua Li lange den Fliehkräften. Gegen den Innerschweizer Turnerschwinger reicht das aber nicht. Li wirft Lüthi mit seinem Spezialschwung, dem Shanghai-Hook, ins Sägemehl. Trost für den Berner: Er kann sich so fürs Promi-Steinstossen schonen.
Niggli-Luder – Guerdat
Unter dem grossen Beifall der 50'000 Fans reitet Steve Guerdat auf der Eringerkuh Gianni, einem der Lebendpreise des Fests, in die Arena. Dort wartet er vergeblich auf seine Gegnerin: Simone Niggli-Luder hat sich zwischen Kabine und Ring verlaufen. Guerdat kommt kampflos weiter.
Feuz – Ammann
Simon Ammann springt herum wie ein Gummiball und versucht so, dem «Bären aus Schangnau» zu entkommen. Es gelingt dem Toggenburger mehr schlecht als recht. Als Feuz nach drei Minuten zum gefürchteten Kugelblitz ansetzt, diesem Schwung, den nur er beherrscht, ist es um Ammann geschehen. Bei der Landung im Sägemehl erhält er obendrein Abzug für den fehlenden Telemark.
Ragettli – Cuche
«Das Messerset, das wär's», denkt sich Didier Cuche, als er vor dem Fest durch den Gabentempel schlendert, «besser als schon wieder eine Seilbahngondel irgendwo in Österreich.» Der gelernte Metzger kann im Sägemehl seine Gleiterfähigkeiten nicht ausspielen, Cuche ist gegen den wirbligen Andri Ragettli chancenlos. Kaum hat ihm der Bündner den Rücken geputzt, hat das Video des Gangs schon 13 Millionen Likes.
Ehammer – Holdener
Einer der Spitzenkämpfe des Anschwingens. Der vielseitige Simon Ehammer gilt als leichter Favorit. Doch egal, wie er es versucht, ob brachial oder blitzschnell, stets kann sich Wendy Holdener mit flinkem Hüftschwung aus dem Griff drehen. Als die Schwyzerin im 2. Lauf alles auf eine Karte setzt, wird sie dafür belohnt. Ehammer muss seine zehn Sachen zusammenpacken.
Niederreiter – Behrami
Die Tribünen sind rappelvoll, keiner will diesen Gladiatoren-Kampf zweier Schwergewichte verpassen. Auch Lara Gut-Behrami drückt ihrem Valon vor Ort die Daumen. Er bringt Nino Niederreiter mit einem Tackling zwar früh zu Boden, aber nicht auf den Rücken. «El Niño» gleitet über das Sägemehl und gibt kurz darauf mit dem selten gesehenen Winnipeg-Winnetou zurück.
Es ist ein Kampf auf Biegen und Brechen, den Niederreiter am Ende wohl nur deshalb gewinnt, weil plötzlich Nico Hischier auftaucht und Behrami kurz am Edelweisshemd festhält. Pech für den Tessiner, dass Videoschiedsrichter Hausi Leutenegger gerade am Wurststand war.
Federer – Odermatt
Rasen, Sand, Beton – Roger Federer war überall der Beste. Aber kann er auch Sägemehl? Der Globetrotter trainierte vor dem Fest in Japan mit Sumoringern, in der Türkei mit Ölringern und in den USA mit Rodeoreitern. Der Film von Steven Spielberg, den die UBS darüber drehen liess, kommt nächste Woche ins Kino.
Marco Odermatt rannte in der Vorbereitung ein ums andere Mal auf den Niederbauen Chulm und gönnte sich oben zur Belohnung einen Schnupf. Im Ring geht «Odi» sofort in die Hocke, lockt Federer in die Mausefalle und carvt ihn mit einem Chuenis-Spezial über den Haufen. Die Meute tobt: Der König ist tot, lang lebe der König!
Der Festakt
Während die Ausgeschiedenen bereits beim Suure Moscht sitzen und die Sieger sich auf den nächsten Gang vorbereiten, lauschen die Anwesenden gespannt der Rede von Bundespräsident Beat Breu. Als Sieger auf der Alpe d'Huez ist er prädestiniert für ein Älplerfest.
Mit all seiner Erfahrung als Komiker, Bordellbesitzer und Zirkusdirektor punktet der St.Galler mit träfen Pointen. Auf den Tribünen halten sich vor Lachen alle den Bauch, als Breu festhält: «Momoll, s'Majo Schoon isch schö, aber Majonnäs zum Cervelat isch schöner!»
Viertelfinals
Ryf – Feuz
Zwei ausgeruhte Titanen – das verspricht Spektakel. Beat Feuz schluckt den letzten Bissen seines Schinken-Sandwichs hinunter, dann legt «der Mann, der nur aus Oberschenkeln besteht» («Kitzbühel Times») los. Daniela Ryf befreit sich aus dem Windschatten, erreicht die Wechselzone und schöpft mit frischer Zwilchhose neuen Mut. Alles vergebens: Nach einem Hundschopf-Übersprung rast Feuz mit Bestzeit in den Halbfinal. Der pensionierte Skilehrer in der ersten Reihe, der ihn mit einem Kafi Luz in der Hand lautstark für seinen Schwung kritisiert, lässt ihn kalt.
Richi – Holdener
Donghua Li hat sich bei Ghackets mit Hörnli am süttig heissen Apfelmus den Rachen verbrannt und liegt deshalb im Sanitätszelt. Wer soll ihn ersetzen? Die Wahl fällt auf King Charles, der auf der Ehrentribüne sitzt. Als er noch Prinz war, trat er in den Ferien in Klosters als Passivmitglied in den Schwingclub Prättigau ein. Doch der 76-Jährige winkt ab: Seine Swinger-Zeiten seien vorbei.
So kommt Richi zur Feuertaufe, ein Kanada-Schweizer mit Armen wie Baumstämmen und Ahornsirupflecken auf seinem rot-schwarz karierten Hemd. Wendy Holdener hatte kaum Zeit, sich auf den neuen Gegner einzustellen. Gut, dass sie Zwilchhosen trägt, deren Gewebe von einer künstlichen Intelligenz so arrangiert wurde, dass Holdener fast nicht zu greifen ist. Sie schnappt sich Richi und wirft ihn auf den Rücken. «Richi! I ha gseit du söusch di guät häbä!», ruft ein bärtiger Mann verärgert, als Richi fällt.
Niederreiter – Guerdat
«Du hast keine Chance, also nutze sie!», haucht Stefan Angehrn seinem Schützling ins Ohr. Der Ex-Boxer betreut Steve Guerdat als Mentaltrainer. Der Reit-Olympiasieger erfrischt sich vor dem Gang noch einmal am Wassergraben und versucht es gleich mutig mit einem Oxer.
Doch kaum hat der Gang Fahrt aufgenommen, da stoppt ihn der Kampfrichter. Dynamix de Belheme, auf der Guerdat ins Stadion ritt, wiehert so laut, dass sich Niederreiter daran stört. Indem der Stute eine Packung Mostbröckli gezeigt wird, bringt man sie zum Schweigen, und ohne diese Anfeuerung liegt Guerdat rasch im Sägemehl. Der übermächtige Niederreiter schickt ihn mit einem Brambrüesch-Brienzer auf die Strafbank.
Odermatt – Ragettli
Beim Promi-Schwingen geht es zwar lockerer zu und her als bei den richtig Bösen, aber was zu viel ist, ist zu viel. Andri Ragettli zieht den Zorn der Funktionäre auf sich, als er anstatt in einem unifarbenen Hemd in einem Trikot von Real Madrid antreten möchte. Die Diskussionen ziehen sich hin, das Volk buht Ragettli aus und schlägt sich noch mehr als ohnehin schon auf die Seite Odermatts.
Als Ragettli in einen Sitzstreik übergeht, reisst selbst beim sonst stets besonnenen Chef-Kampfrichter Christian Constantin der Geduldsfaden. Ehe es komplett ausartet, verabschiedet sich Ragettli mit einem Rückwärts-Salto aus der Arena. Odermatt gönnt sich noch einen publikumswirksamen Schluck aus der Dose seines Sponsors, dann schlendert er davon. Ein Gang ganz ohne Kraftaufwand gewonnen – perfekt.
Halbfinals
Holdener – Feuz
Technik gegen Tempo, Wendygkeit gegen Feuzkaracho – im ersten Halbfinal prallen Welten aufeinander. Die Fans bekommen ein offensives Feuerwerk zu sehen; der Wille, den Schlussgang zu erreichen, ist beiderseits unübersehbar.
Holdener übernimmt als Erste die Initiative. Sie überrascht ihren Gegner, indem sie mit dessen Stil schwingt: Technisch blitzsauber lässt sie Feuz mit einem Kernen-S über ihre Minsch-Kante abheben. Mit letztem Einsatz kämpft sich Beat Feuz durch diese Schikane. Als er jedoch in einem Moment der Unachtsamkeit verkantet, war's das für ihn. Wendy Holdener steht ihm auf die Bindung und schmeisst ihn ins Fangnetz. Co-Kommentator Didier Plaschy jubelt ausgelassen mit, aber was er genau ruft, versteht niemand.
Niederreiter – Odermatt
Für manchen Beobachter ist es der vorweggenommene Schlussgang. Neben dem Ring verstehen sich die beiden Kämpfer so gut, dass sie eine Wette vereinbaren: Der Sieger darf dem Verlierer eine bescheuerte Frisur rasieren.
«Odi» legt mit gefühlvollem Kanteneinsatz los, was Niederreiter wenig beeindruckt. Der Bündner sucht immer wieder den Weg in den Slot – einmal derart ungestüm, dass der Kampfrichter eine zwei Minuten lange Auszeit verordnet. Die nutzen beide, um durchzuschnaufen. Als Marco Odermatt mit einem Kamelbuckel-Kurz zur Entscheidung ansetzen will, läuft er geradeaus in einen Konter: Nino Niederreiter braust mit Speed von der blauen Linie auf seinen Gegner zu, fährt ihn über den Haufen und jubelt über das Erreichen des Schlussgangs.
Schnell ist Timo Meier mit einem Rasierer in der Hand zur Stelle und Niederreiter verpasst Odermatts Haar noch im Sägemehlring einen neuen Look.
Schlussgang
Holdener – Niederreiter
Skirennfahrerin Wendy Holdener hat schon so viel gewonnen und ist für viele doch bloss die «ewige Zweite». Nino Niederreiter gewann mit der Schweizer Eishockey-Nati vier Mal WM-Silber, aber nie Gold. Nun kann er seine Karriere krönen – und Holdener kann dafür sorgen, dass man sich dereinst an sie als Königin erinnern wird.
Unter diesen Voraussetzungen entwickelt sich ein zähes Ringen, keiner will sich mit einem Angriff selber verwundbar machen. Zaghaft versucht es mal Niederreiter mit einem Rush, mal Holdener mit einem Schwung. Auch auf den Rängen ist die Anspannung gross, fast glaubt man, das Plätschern des Brunnens zu hören.
Bald läuft die Zeit ab und ein Gestellter droht. Sollten uns die Promis tatsächlich das erste Penaltyschwingen in der Geschichte des Sports bieten? Kaum sinnieren TV-Reporterin Hazel Brugger und ihre Expertin Melanie Oesch über diese Möglichkeit, ist plötzlich alles aus. Nino Niederreiter liegt im Sägemehl, die Innerschweizer Kollegen Odermatt und Behrami stürmen den Ring, um Königin Wendy in die Höhe zu stemmen.
Erst die Zeitlupe zeigt: «El Niño» rutscht beim Versuch, ihr auf die Bindung zu steigen, ganz kurz aus. Reaktionsschnell bugsiert Holdener ihren Widersacher wie eine Kippstange aus dem Weg.
Die Wendy-Wende ist Tatsache und bringt der Olympiasiegerin und Weltmeisterin auf Schnee den prestigeträchtigsten Titel, den es auf diesem Planeten auf Sägemehl zu gewinnen gibt.
Sanft tätschelt sie den muskelbepackten Siegermuni «Xherdan», dann reitet Königin Wendy I. auf dessen Rücken dem Sonnenuntergang entgegen.