Sport
Schweiz

Das Schweizer EM-Märchen geht weiter: Kambundji stürmt zu Gold über 200 Meter

Mujinga Kambundji of Switzerland reacts during the women's 200 meters semi-final at the European Athletics Championships, in the Olympic stadium, in Rome, Italy, Monday, June 10, 2024. (KEYSTONE/ ...
Mujinga Kambundji ist erneut Europameisterin über 200 m.Bild: keystone

Das Schweizer EM-Märchen geht weiter: Kambundji stürmt zu Gold über 200 Meter

Mujinga Kambundji winkt an der EM in Rom als erfolgreiche Titelverteidigerin über 200 m vom Podest. «Die bislang am härtesten erkämpfte Medaille», sagt die Sprint-Queen.
12.06.2024, 05:5312.06.2024, 06:03
Mehr «Sport»

Als Aussenseiterin nach Italien angereist, im 100-m-Lauf am Sonntagabend als Achte chancenlos, und nun Europameisterin über 200 m. Die Wandlung der Bernerin innerhalb von 48 Stunden ist frappant. Manch einer zweifelte ob ihrer Aussage, es wäre alles da, aber es klappe einfach nicht. Doch die bald 32-Jährige bewies, dass es im Sprint einen Klick-Effekt gibt. Die Olympia-Finalistin konnte in ihrer Lieblingsdisziplin den Schalter umlegen, der sie wieder an Europas Spitze katapultierte.

Die Wandlung vollzog sich in Rom in zwei Akten: Platz 8 im 100-m-Lauf war enttäuschend, aber zuvor in den Halbfinals (11,09) hatte die Sprinterin doch gespürt, dass nicht mehr viel fehlt. «Der Schlüsselmoment kam dann am Montag», sagte Mujinga Kambundji. Der Halbfinal über 200 m, den sie ohne Druck oder konkrete Erwartungen in Angriff nahm, gelang wie aus einem Guss. «Ab jetzt kann ich endlich wieder befreit laufen», prognostizierte sie.

Mujinga Kambundji hatte gerade noch rechtzeitig die Überzeugung für einen Goldlauf gefunden. Als Routinierin liess sie sich diese unerwartete Chance nicht entgehen: Ein explosiver Start, ein starker Kurvenlauf, und als die Britin Daryll Neita auf den letzten Metern vorbeizuziehen schien, gelang ein Konter, um mit einem Hundertstel Vorsprung in starken 22,49 Sekunden zu gewinnen.

«Es ist nicht mein schönster Sieg, aber der am härtesten erkämpfte», bilanzierte Mujinga Kambundji. Sie bezog diese Aussage nicht auf den Rennverlauf, sondern auf die Suche nach der Top-Form, der sie über ein Jahr hinterher gerannt war – primär wegen Problemen mit dem Fuss. «Das Gold von Rom macht mich stolz», betonte WM-Dritte von 2019. «Ich bin noch nie mit so wenig Zuversicht zur Meisterschaft angereist. Aber jetzt sind mir die vergangenen Wochen völlig egal», fügte sie hinzu.

Neben der erfolgreichen Titelverteidigung an Europameisterschaften, der ersten in der Geschichte von Swiss Athletics überhaupt, freut sich Mujinga Kambundji für ihre Trainingsgruppe mit Schwester Ditaji und Williams Reais. «Wir haben alle drei eine Medaille! Wer hätte das vor Rom gedacht. Und ich mag es vor allem William gönnen – die erste Medaille ist immer so speziell.»

Nun richtet die Sprinterin den Blick zuversichtlich nach Paris. «Jetzt wird im Training endlich Ruhe einkehren. Kein Gebastel mehr, einfach arbeiten», sagte sie im Stadio Olimpico. Der Plan bis zu den Olympischen Spielen steht: «In Form bleiben und ja nicht runter gehen zugunsten eines zweiten Aufbaus. Damit habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.» Sie könne auch als 32-Jährige eine Saison voll durchziehen. Und sie will sich wohl nicht darauf verlassen, dass es heuer noch ein zweites Mal klick macht.

(kat/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Alle Leichtathletik-Weltrekorde
1 / 49
Alle Leichtathletik-Weltrekorde
Männer– 100 Meter: Usain Bolt (JAM), 9,58 Sekunden, 2009 in Berlin.
quelle: ap / gero breloer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Kambundji steigt 30 Treppen in 2 Sekunden hoch – und wir? Nicht.
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bruno Wüthrich
11.06.2024 23:41registriert August 2014
Das sind Europameisterschaften! Die Schweiz mach sowas von eine hervorragende Falle. Jetzt auch Mujinga mit einer Goldmedaille. Allererste Sahne. Und das nach diesem Saisonstart. Die Schweizer Leichtathletik ist schwer im Kommen. Schon sein mehreren Jahren. Und es wird immer besser. Bravo und herzliche Gratulation.

Frage an Watson: Weshalb hat die Bachelorette die grösser Schlagzeile als Mujinga? Das will mir nicht so recht einleuchten.
1753
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ylene
11.06.2024 23:13registriert Januar 2016
Jaaaa, Gring abe u seckle! Herzliche Gratulation! 🎊 ❤️ Sie war vor so 3-4 Jahren an einem Sportanlass von ein paar Schulen der Stadt Bern dabei und dabei mega motiviert, motivierend und aufrichtig herzlich zu den Schüler:innen, dafür hätte es auch 🥇 gegeben
803
Melden
Zum Kommentar
avatar
Jep.
12.06.2024 01:46registriert Januar 2022
Schrieb hier nicht noch vor ein paar Tagen jemand, dass Mujinga Kambundji die überschätzteste Sportlerin sei?

Haha, nimm das, du Schurke!

Gratulation zur Titelverteidigung!
471
Melden
Zum Kommentar
26
    Jünger war keine Nummer 1 – Hingis erklimmt mit 16 erstmals den Tennis-Thron
    31. März 1997: Martina Hingis feiert in Key Biscayne gegen Monica Seles den 30. Sieg in Folge seit Anfang Jahr. Zwei Tage danach wird sie mit 16 Jahren, 6 Monaten die jüngste Nummer 1 der Welt.

    Diesen Rekord wird Martina Hingis wohl nie mehr verlieren. Denn 1995 hatte die Womens Tennis Association (WTA) die Regeln geändert. Jugendliche durften fortan auf der WTA-Tour vor ihrem 16. Geburtstag nur noch eingeschränkt mitspielen. Hingis profitierte als Letzte von Übergangsbestimmungen. Sie durfte mit 15 mehr Turniere bestreiten als die gleichaltrige Venus Williams oder die um ein Jahr jüngere Serena Williams, denn die hatten vor der Einführung der neuen Regeln noch kein Profiturnier gespielt.

    Zur Story