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Braucht es ein Zutrittsverbot für Eltern im Fussball?

Nach Schlag gegen den Schiedsrichter: Braucht es für Eltern ein Zuschauerverbot?

Nachdem ein Vater einen Schiedsrichter geschlagen hat, stellt sich die Frage: Wie kann man das verhindern? Bei den Kleinsten gibt es spezielle Zuschauerzonen. Oder braucht es gar ein Zuschauerverbot?
03.06.2025, 09:0203.06.2025, 09:02
Martin Probst / ch media
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Bei Luigi Ponte sind Ernüchterung und Frust gross. «Seit Samstagabend, seit ich vom Vorfall erfahren habe, beschäftigt es mich», sagt der Präsident des Aargauer Fussballverbands AFV. «Ich stelle mir die immer gleiche Frage: Wie können wir das verhindern? Und ich weiss es nicht. Die einzige Lösung wären Geisterspiele im Juniorenfussball. Aber wollen wir das?»

Nach einem Juniorenspiel der Stufe C – wir sprechen also von 13- und 14-jährigen Kindern – schlug ein Vater dem Schiedsrichter ins Gesicht. Der Vorfall ist klar dokumentiert, auch mittels Video. Zweifel an der Täterschaft gibt es keine. Und doch kann der Aargauer Fussballverband nichts machen.

Der Vater eines Spielers schlug am Wochenende den Schiedsrichter.Video: ch media/Tele M1

Ponte: «Nur so kann ein Zeichen gesetzt werden»

«Wir haben keine Handhabe», sagt Ponte. Nur der Schiedsrichter kann den Vater anzeigen. Und nur die Vereine können gegen den Täter Platzverbote aussprechen. Dem AFV sind die Hände gebunden. «Der Verein wird aber eine Busse erhalten», sagt Ponte. «Ich appelliere an den Schiedsrichter, den Täter zivilrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen, und an den Verein, die Busse auf den Vater abzuwälzen. Nur so kann ein Zeichen gesetzt werden.»

Bei den Kleinsten gibt es an den Spielen nach Vereinen getrennte und klar definierte Zonen für die Zuschauer. Doch ab den C-Junioren empfiehlt der AFV den Vereinen keine Zonen mehr. «Sobald ein offizieller Schiedsrichter eingesetzt wird, gelten die offiziellen Abstandsregeln für Zuschauer», sagt Ponte. Reicht das? Oder wäre es nicht ratsam, die Zonen beizubehalten?

Symboldbild Schiedsrichter
Sollten Eltern künftig bei den Spielen ihrer Kinder draussen bleiben?Bild: Imago

Ponte glaubt nicht, dass Zonen Vorfälle wie den jüngsten verhindern könnten. Schliesslich können die Eltern diese jederzeit problemlos verlassen. Hinter Gitter wird niemand gesperrt. Auch AFV-Geschäftsführer Hannes Hurter glaubt nicht, dass das Problem dadurch gelöst würde. Aber er gesteht ein, dass Zonen zumindest symbolischen Charakter hätten. «Doch die Ausweitung der Empfehlung müsste die zuständige Kommission innerhalb des AFV beschliessen.» Allerdings zeigte eine Nachfrage bei den Nachbarverbänden, dass dies überall ähnlich gehandhabt wird, auch wenn es in den Ausführungsbestimmungen bis zu den A-Junioren empfohlen wird.

Müssen die Junioren als Stellvertreter bestraft werden?

Ponte appelliert stattdessen an die Vereine: «Jeder kennt doch die Pappenheimer, die immer wieder auffallen. Gegen sie muss man frühzeitig vorgehen. Bei einem ersten Vergehen sollte man sie verwarnen und beim zweiten Mal – oder bei schweren Taten – konsequent ausschliessen.» Doch auch das verhindert das Problem nur bedingt. Das weiss auch Ponte. Der jüngste Vorfall passierte bei einem Auswärtsspiel. «Wer soll beim Gegner die Problemväter kennen?», fragt der langjährige Schiedsrichter.

Luigi Ponte Präsident des Aargauer Fussballverbands
Luigi Ponte ist der Präsident des Aargauer Fussballverbands.Bild: Alex Spichale

Also doch einfach alle Zuschauer verbieten? Ponte sagte: «Ich habe mir schon einmal die Finger verbrannt, weil ich sagte, die überehrgeizigen Eltern sollen doch während der Spiele besser zum Einkaufen gehen. Es hiess dann, ich sei ausländerfeindlich. Ausgerechnet ich, der Ausländer.»

Ein weiterer Ansatz wäre es, die Spieler für Vergehen ihrer Eltern zu bestrafen, also beispielsweise, indem es für das Kind Spielsperren zur Folge hätte. Ponte hält das für den falschen Weg. «Mir tut das Kind leid. Es ist selbst ein Opfer. Wenn es dumm geht, verliert es sein Hobby, weil der Vater ihm nicht mehr erlaubt, zu spielen, wenn er selbst unerwünscht ist.»

Beim FC Villmergen, bei dem der Sohn des Täters spielt, bestätigt man den Austausch mit Luigi Ponte. Ob man seinen Empfehlungen folgen und den Vater ausschliessen werde, will der Klub nicht kommentieren. Und auch nicht, ob die Busse weiterverrechnet werde. «Wir warten auf den offiziellen Bericht und werden dann über das weitere Vorgehen informieren», sagt Co-Präsident Mario Bolliger und verweist auf das Statement, wonach der Verein jegliche Form von Gewalt verurteile. (riz/aargauerzeitung.ch)

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135 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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derEchteElch
03.06.2025 09:27registriert Juni 2017
«Braucht es für Eltern ein Zuschauerverbot?»

Nein! Es braucht eine Anzeige gegen den Schläger und eine harte Verurteilung, um ganz klare Grenzen aufzuzeigen und dass die rote Linie überschritten wird.
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lumpensammlerin
03.06.2025 09:17registriert Mai 2019
Ja, nur der betroffene Schiedsrichter kann den Vater anzeigen. Aber man kann ihn dabei entweder ganz alleine lassen oder aber die vollste Unterstützung zukommen lassen: echter Support, ein Anwalts-Team zur Seite stellen, alle Kosten übernehmen, etc.

Erst wenn solche Massnahmen konsequent ergriffen werden und die Strafe richtig sitzt, wird es (vielleicht/hoffentlich) besser.
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Snowy
03.06.2025 09:39registriert April 2016
In Vereinen in F und D müssen die Eltern teilweise eine Klausel unterzeichnen, dass nur positiver Jubel als Äusserung während dem Spiel erlaubt ist.

Unmutsbekundungen vs dem Schiedsrichter, Spielern, Gegner Fans /Eltern und Trainern sind strikt untersagt.

Wer sich nicht daran hält, erhält einen schriftlichen Verweis.
Beim zweiten Mal wird das Kind vom Club ausgeschlossen.

Sehr tragisch, dass wir so weit sind, dass wir solche Massnahmen ebenfalls diskutieren müssen.
Und Ja: Eigentlich müsste das Kind nicht unter den Eltern leiden müssen, aber leider gehts offensichtlich anders nicht mehr.
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