Das Ski-Weltcup-Wochenende in Cortina d'Ampezzo bleibt in diesem Jahr nicht wegen sportlicher Glanzleistungen in Erinnerung. Vielmehr wurden die Speed-Rennen (zwei Abfahrten, ein Super-G) im italienischen Alpenort von einer Unmenge an zum Teils schweren Stürzen überschattet.
Als eine der Ersten erwischte es die Beste im Skizirkus. Michaela Shiffrin stürzte am Freitag, wurde mit dem Helikopter abtransportiert. Ihre Kolleginnen Priska Nufer und Corinne Suter (Kreuzbandriss) stürzten an der gleichen Stelle. Sie blieben nicht die einzigen.
Nun wird über die Gründe so vieler Stürze diskutiert. War die Strecke zu gefährlich? Fehlte den Fahrerinnen nach zuletzt vielen Rennen im Januar die mentale und körperliche Frische?
😬 La reine Shiffrin est touchée : victime d'une chute, l'Américaine se relève après de longues minutes et semble blessée au genou gauche.
— Eurosport France (@Eurosport_FR) January 26, 2024
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Die Schweizerin Michelle Gisin, ebenfalls eines der Sturzopfer, wurde im Interview mit dem «Blick» jedenfalls deutlich: «Die FIS muss genau analysieren, was alles falsch lief. So viele Verletzte – das kann es nicht sein, das sollte nicht passieren.»
Ihr Partner Luca de Aliprandini, ebenfalls Skirennfahrer ging die FIS noch härter an. Er schrieb in den Sozialen Medien in Richtung des Internationalen Skiverbandes: «Schämt euch!»
Gisin sah im Streckenprofil den Hauptgrund für die vielen Unfälle: «Es gab in Cortina schon immer viele Wellen. Doch nun wurden die Wellen zu Sprüngen. Und dabei landete man im flachen Gelände – bei 100 km/h ist das einfach nicht gut.»
Ihre österreichische Kollegin Cornelia Hütter sieht es ähnlich: «Landungen im Flachen sind nie gut. Am Samstag war ich insgesamt 15 Mal in der Luft – das ist nicht üblich im Weltcup.»
FIS-Renndirektor Peter Gerdol jedoch entgegnete: «Die Wellen bringen die Fahrerinnen dazu, aus der Hocke zu gehen. Das verlangsamt sie also – genau das wollen wir.»
Ex-Slalom-Spezialist und TV-Experte Felix Neureuther machte eher Fahrfehler für die Stürze verantwortlich. Dem «Blick» sagte er: «Natürlich kann man sagen: Hätten die Sprünge so weit gehen müssen? Nichtsdestotrotz wollen die Frauen gefordert werden.»
Neureuther sieht indes Fehler in der Renn-Vorbereitung: «Das grössere Problem ist eher, dass Sprünge nicht trainiert werden – gerade im Super-G. Wo willst du das trainieren? Das gehört speziell auch im Frauen-Sport viel mehr trainiert, speziell wenn man landet und dann sofort den Schwung ansetzen muss. Die Frauen fahren ja gut Ski.»
Und weiter: «Deswegen bin ich nie Speed-Disziplinen gefahren, weil ich das auch nicht konnte. Springen musst du können.»
Lara Gut-Behrami, die am Sonntag den Super-G gewann, bemerkte, dass jeder Sturz die Fahrerinnen zusätzlich verunsichert habe. «Ich wollte bloss nichts riskieren. Ich bin nicht solch enge Radien gefahren, wie ich es sonst tue», sagte sie der gegenüber Keystone-SDA.
Sich rein auf das Skifahren zu konzentrieren fiel in Cortina immer schwererer: Gut-Behrami: «Das war in den letzten drei Tagen jedoch schwierig, weil das Skifahren nicht mehr wirklich im Vordergrund stand. Ich glaube, das ist auch die Erklärung für die vielen Stürze. Wenn du nicht ganz frisch bist in den Beinen und im Kopf, braucht es wenig, und du landest im Netz.»
Der Weltcup indes gönnt den Athletinnen wenig Pause. Schon am Dienstag steht der Riesenslalom am Kronplatz in Südtirol auf dem Programm.