Sarrazin hob bei der Einfahrt in den Schlussteil mehrere Meter hoch ab und schlug bei der Landung heftig mit dem Rücken und dem Kopf auf die harte Piste auf. Er schlitterte in der Folge den Steilhang hinunter und durchschnitt mit seinen Skis das Sicherheitsnetz. Erst danach kam er zum Stillstand.
Der Verunfallte wurde mit dem Helikopter abtransportiert, das Training für längere Zeit unterbrochen. Etwa eine halbe Stunde nach dem Unfall meldete «Eurosport», Sarrazin sei stets bei Bewusstsein gewesen. Er habe über Schmerzen im Fuss geklagt.
Gemäss französischem Skiverband liess er sich im Spital ausgiebig untersuchen. Dort sei dann ein subdurales Hämatom diagnostiziert worden. Unter dieser Verletzung versteht man die Blutansammlung zwischen den Hirnhäuten.
Après sa chute sur l’entraînement de Bormio ce matin, Cyprien SARRAZIN, souffre d’un hématome sous dural. il est gardé à l’hôpital en réanimation neurologique pour le moment. Cyprien est conscient, il reste sous surveillance.
— FFS - Fédération Française de Ski (@FedFranceSki) December 27, 2024
📷 Agence Zoom pic.twitter.com/Nb15JlUxHy
Der Verband teilt mit, dass Sarrazin derzeit unter Beobachtung auf der neurologischen Intensivstation bleibe. Die Ärzteschaft entschied, dass Sarrazin am Freitagabend in Italien operiert wird. Bei diesem Eingriff wird eine Drainage gelegt, um das Blut ablaufen zu lassen. Vor der Operation teilte der französische Team-Arzt Stéphane Bulle mit, dass der 30-Jährige bei Bewusstsein sei. Damit scheint klar, dass der Franzose in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten wird.
Im ersten Training am Donnerstag war Cyprien Sarrazin der Schnellste. Er war auch zum Zeitpunkt seines Sturzes mit klarer Bestzeit unterwegs. Die Kuppe wurde auch weiteren Fahrern zum Verhängnis: Nach Sarrazin stürzte an der gleichen Stelle mit Josua Mettler auch ein Schweizer. Der 26-Jährige konnte nach Behandlung ins Ziel fahren, verspürte aber Schmerzen im Knie. Der Toggenburger entschied sich deshalb, für weitere Untersuchungen in die Schweiz zurückzukehren.
Der Helikopter musste ein zweites Mal in die Luft. Pietro Zazzi, der aus Bormio stammt, hängte mit der Hand an einem Tor ein und kam deshalb zu Sturz. Der Italiener zog sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu.
«Man respektiert die Athleten nicht», schimpfte Sarrazins Teamkollege Nils Allègre bei «Eurosport». Er werde zum Rennen antreten und das Risiko eingehen, «aber es ist nicht korrekt, unter solchen Bedingungen starten zu müssen. Sie wissen nicht, wie man eine Piste präpariert.»
Marco Odermatt sprach wechselnde Bedingungen der Unterlage an, welche Bormio zur «schwierigsten Abfahrt» machen würden. «Man muss hier auf anderem Material antreten und anders skifahren als sonst. Die meisten Passagen sind eisig, andere wiederum nicht.»
Zum Sturz Sarrazins, der als kompromissloser Fahrer bekannt ist, meinte Odermatt: «So etwas kann leider immer passieren.» Es sei wohl nicht so, dass der Franzose eine Grenze überschritten habe. «Natürlich fährt er die Kurven enger als andere, aber über dem Limit war das nicht.»
Cyprien Sarrazins Stern ging vor Jahresfrist in Bormio auf, wo er überraschend seinen ersten Abfahrtssieg feierte und in der Folge zum ärgsten Konkurrenten Odermatts in der Königsdisziplin wurde. In Kitzbühel hatte er innert zwei Tagen beide Abfahrten für sich entschieden.
Die Pista Stelvio in Bormio gilt als eine der schwierigsten Abfahrtsstrecken der Welt. 2026 wird auf ihr um Olympiasieg bei den Spielen von Mailand und Cortina d'Ampezzo gefahren.
«Die Piste ist sehr eisig, einige Abschnitte sind sehr dunkel», sagte der Schweizer Justin Murisier bei «Eurosport». Was die Sicht betreffe, sei Bormio gegenüber der letzten Abfahrt in Val Gardena eine grosse Veränderung. «Wir kennen die Gefahren dieser Piste», sagte Murisier. Sein Berufskollege Allègre hielt fest: «Die Piste ist für Olympische Spiele nicht bereit.» (cma/ram/sda)
Das ist doch mal eine gute Nachricht, nach dem ersten Bangen.