Der Superstar des Schweizer Sports gewinnt 2023/24 zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Odermatt erobert erstmals auch die kleine Kristallkugel als bester Abfahrer, dazu jene für die Disziplinensiege in Super-G und Riesenslalom. Der Nidwaldner hat eigentlich nur noch eine Lücke in seinem Palmarès: den Sieg in der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel.
«Hodi odi ooh di ooodi eh» – ausgerechnet ein Österreicher singt den Song, den wir für «Odi» spielen:
In Paris feiert die Amerikanerin eine triumphale Rückkehr an die Olympischen Spiele. Drei Jahre zuvor in Tokio brach sie den Wettkampf wegen psychischer Probleme ab, nun ist Biles wieder dominant. Sie gewinnt Gold im Mehrkampf, mit dem Team und im Sprung, dazu die Silbermedaille am Boden. Dass sie menschlich ist, zeigt ihr Sturz vom Schwebebalken, sie wird Fünfte.
Guess who's back, back again? Simone Biles turnen zu sehen, ist ein Genuss.
Er ist noch ein Kind – und die grosse Entdeckung der EM in Deutschland. Beim Triumph mit Spanien steht Lamine Yamal in allen sieben Spielen auf dem Platz, in sechs davon von Anfang an. Dem Angreifer vom FC Barcelona gelingen an der Europameisterschaft ein phänomenales Tor und vier Assists, gemeinsam mit Nico Williams (22) auf der linken Seite bildet er die brillante Flügelzange der «Furia Roja».
Yamals Spielfreude, seine Wurzeln in Afrika, der fröhliche WM-Song 2010 der langjährigen Partnerin von Barcelona-Legende Gerard Piqué – das passt:
Wie Lamine Yamal ist auch die Tessinerin schon ganz jung erfolgreich – und sie ist es immer noch. Acht Jahre nach dem ersten Mal gewinnt Lara Gut-Behrami erneut den Gesamtweltcup. Als der Winter zu Ende ist, hat sie 45 Weltcupsiege auf dem Konto, für die Schweiz hat nur Vreni Schneider (55 Siege) noch öfter gewonnen.
Zeit ist kostbar und sie vergeht oft wie im Flug. Umso wichtiger ist es, im Moment zu leben. Lara Gut-Behrami macht, was sie für sich als richtig erachtet.
2024 wird zum erfolgreichsten Jahr in der Karriere des Schweizer Rekord-Nationalspielers (135 Länderspiele). Granit Xhakas Wechsel zu Bayer Leverkusen im Sommer 2023 erweist sich als goldrichtig: Als verlängerter Arm von Trainer Xabi Alonso ist der Basler eines der wichtigsten Puzzleteile beim historischen ersten Meistertitel. Mit der Nati sorgt der Captain für Begeisterung an der EM, nach einem bärenstarken Achtelfinal-Sieg gegen Italien ist im Viertelfinal gegen England erst im Penaltyschiessen Schluss.
«Take this, haters,
na-na-na, that that don't kill me,
can only make me stronger.»
Sein letzter Turniersieg liegt zwei Jahre zurück: 2022 triumphiert Rafael Nadal zum 14. und letzten Mal in seiner «Stube», Roland Garros in Paris. Die French Open sind das Turnier des Sandplatzkönigs aus Mallorca, der gemeinsam mit Roger Federer und Novak Djokovic eine Ära prägte. Immer wieder von Verletzungen gebremst, zieht Nadal im Herbst einen Schlussstrich unter die Karriere, in der er 209 Wochen lang die Nummer 1 der Welt war.
Wenige Monate vor Nadal bestreitet der Schotte Andy Murray sein letztes Turnier – an den Olympischen Spielen, wo Djokovic Gold holt und sein Palmarès komplettiert. Der Serbe (37) ist der letzte «Überlebende» der einstigen «Big Four».
Nadal, «der Stier aus Manacor», bleibt als Kämpfer in Erinnerung, der um jeden einzelnen Ball fightete wie Rocky, als hinge sein Leben davon ab:
Wenn die einen gehen, übernehmen andere. Allen voran der Italiener Jannik Sinner, der das Jahr mit dem Sieg an den Australian Open beginnt, auch an den US Open triumphiert und die neue Nummer 1 der Welt ist. Eine mit einem Schatten: Sinner gibt positive Dopingkontrollen ab, schiebt die Schuld auf den Physio und kommt zunächst damit davon. Doch die Welt-Doping-Agentur (WADA) legt gegen den Freispruch Sinners Einspruch ein.
Winner, Winner, Sinner – oder am Ende doch ein Sünder?
Am Ende bleibt wieder «nur» Silber für die Schweiz, die den Final gegen WM-Gastgeber Tschechien verliert. Für Kevin Fiala ist das Turnier in vielerlei Hinsicht speziell. Einerseits ist Prag die Heimat seiner Eltern. Andererseits wird er kurz vor der WM erstmals Vater, der Stürmer der Los Angeles Kings reist nachträglich zum Team und brilliert: 7 Tore und 6 Assists in 8 Spielen. Und das trotz einer Matchstrafe, die er gegen Kanada kassiert – beim Stand von 2:1 für die Schweiz wird der Ausschluss zum Wendepunkt. Ja, war ziemlich was los bei Kevin Fiala.
Auch wenn es mit WM-Gold (noch) nichts wurde, ist klar: Wenn der Ostschweizer eines Tages seine Karriere beendet, wird er in die Schweizer Eishockey-Ruhmeshalle aufgenommen werden.
Es sind nicht nur die zahlreichen Bestmarken wie der Punkterekord im College-Basketball, den sie vom legendären «Pistol Pete» Maravich übernahm, die Caitlin Clark besonders machen. Die 22-Jährige sorgte in den USA auch aufgrund ihrer provokanten und aufbrausenden Art auf dem Feld für einen regelrechten Hype. Sie füllte die Arenen am College und dann auch in der Profiliga WNBA, wo sie ebenfalls bereits einige Rekorde gebrochen hat.
In ihrem ersten Profijahr führte sie die Indiana Fever erstmals seit acht Jahren in die Playoffs – das dürfte der vom «Time Magazine» kürzlich als Sportlerin des Jahres gekürten Caitlin Clark aber nicht reichen. Die Topteams der WNBA müssen sich wohl warm anziehen:
Dass der Belgier Remco Evenepoel in Paris zweifacher Olympiasieger im Strassenrennen und im Zeitfahren wird, verblasst beinahe. Denn das Velojahr gehört dem unersättlichen Tadej Pogacar, der die Saison mit einem Sieg bei Strade Bianche lanciert und sie mit einem Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt beschliesst. Dazwischen schafft er als erster Fahrer seit 1998 das Double aus Giro d'Italia und Tour de France, und als er an der WM in Zürich nach einer 100 Kilometer langen Flucht ins Regenbogentrikot fährt, ist er erst der dritte Fahrer mit dem Triple Tour/Giro/WM in einer Saison. «Es ist offensichtlich: Jetzt steht Pogacar über mir», sagt Eddy Merckx, der erfolgreichste Velorennfahrer der Geschichte.
Bietet sich Tadej Pogacar eine Chance, dann versucht er, sie zu nutzen. Dass er den Gegnern nicht viel übrig lässt, sorgt bisweilen für Kritik, aber den Champ braucht das nicht zu kümmern. Er nimmt sich, was er kriegen kann.
Als Junioren-Weltmeister ist Littler erst Insidern ein Begriff, als er im Dezember 2023 als 16-Jähriger erstmals bei der WM der «Grossen» antritt. Auf Anhieb wird der Engländer selber eine grosse Nummer, denn im «Ally Pally» stürmt Littler bis in den Final. Das Wunderkind gewinnt in der Folge die Premier League und die World Series of Darts, in der Weltrangliste stürmt er innerhalb eines Jahres von Platz 164 auf Rang 4 vor. Immer noch ein Teenager, ist Luke Littler an der WM, die derzeit läuft, bereits der Topfavorit.
Wenn Littler die Lust nicht verliert, kann er diesen Song noch jahrzehntelang auf den grossen Bühnen hören:
Viele haben ihn abgeschrieben, weil er in den USA zwar in Chicago sehr gut verdient, aber sein Team nicht zum Erfolg führen kann. An der EM im Sommer schlägt Xherdan Shaqiris grosser Moment gegen Schottland, als er ein wunderbares Tor zum 1:1 schiesst. Es ist eines der «Marke Shaqiri», und noch so eines gelingt ihm um ein Haar im Viertelfinal, als er gegen England kurz vor dem Ende einen Corner ans Lattenkreuz zirkelt. Nach dem Turnier tritt Shaqiri nach 125 Länderspielen aus der Nati zurück – und wechselt zum FC Basel, wo einst alles angefangen hat. «XS» fühlt sich wohl und zeigt seinen Kritikern mit Toren und Assists, dass er es zumindest für die Super League noch locker drauf hat.
FCB-Präsident David Degen sorgte mit der Rückholaktion für Euphorie in Basel:
Keine 200'000 Einwohner zählt St. Lucia, ein Inselstaat in der Karibik. Am 3. August 2024 setzt die Sprinterin Julien Alfred dieses kleine Land auf die Weltkarte, indem sie in 10,72 Sekunden überlegen Olympiasiegerin über 100 m wird. Für St. Lucia ist es die erste Olympiamedaille überhaupt, «JuJu» Alfred lässt ihr mit Silber über 200 m noch eine zweite folgen. Ihr Empfang in der Heimat fällt überschwänglich aus, die Regierung deklariert den Tag offiziell als «Julien Alfred Day». Bei den Männern geht 100-m-Gold in einem sehr engen Rennen an Noah Lyles aus den USA.
Am 3. August 2024 ist Julien Alfred wie ein Porsche ohne Bremsen: nicht aufzuhalten und unbesiegbar.
Der Wettkampf von Rachel Gunn ist einer der meistdiskutierten der Olympischen Spiele. Die australische Breakerin wird Letzte und zum Gespött vieler, die im Auftritt nicht den gleichen künstlerischen Wert erkennen wie sie selber. «Raygun» geht mit ihren Posen und der Känguru-Imitation viral, in Australien wird sie zum Promi. Ausgerechnet sie steigt dann im Herbst, dem Berechnungssystem sei dank, zur Nummer 1 der Weltrangliste auf. Wenig später erklärt die 37-Jährige ihre Karriere für beendet – Gunn mag sich dem Hass gegen ihre Person nicht mehr aussetzen.
Zur Aufmunterung haben wir ein herziges Lied aus dem Kinderzimmer:
Der Japaner ist der beste Baseballspieler der Gegenwart. Als er nach fünf Jahren bei den Los Angeles Angels auf die Saison 2024 hin innerhalb der Stadt wechselt, ist seine Unterschrift den Dodgers 700 Millionen Dollar wert; Ohtani verpflichtet sich für zehn Jahre. Gleich in seiner ersten Saison gewinnt der Schläger, der auch als Werfer Weltklasse ist, die World Series. In der Regular Season vor den Playoffs gelingt es Ohtani dazu als erster MLB-Spieler überhaupt, in einer Saison mindestens 50 Homeruns zu schlagen und 50 Bases zu stehlen.
Kenny Rogers sang einst von einem Baseballer, der glaubte, er sei der beste Hitter. Als er sich selber den Ball zuwarf und drei Mal verfehlte, feierte er sich stattdessen als besten Pitcher.
Er steht schon als Olympiasieger fest. Alle anderen Wettkämpfe des Abends sind vorbei, aber Armand Duplantis hat noch nicht genug. Das Gold will er mit einem Paukenschlag – mit Weltrekord. Vor 60'000 Fans im Stade de France gelingt es dem Schweden im dritten Versuch, 6,25 m zu überqueren. Das Stadion tobt und Überflieger «Mondo» ist der grosse Star.
Seinen Gegnern bleiben in der Regel nur Silber und Bronze. Denn für Duplantis ist der Himmel die Grenze.
Mit 4 x Gold und 1 x Bronze ist Léon Marchand der erfolgreichste Medaillensammler der Olympischen Spiele – und als Einheimischer sowieso ein Superstar in Paris. Im Vergleich mit anderen Topschwimmern ist er nicht kleiner und leichter, und er ist auch nicht besonders muskulös. Doch Marchands Körper, der laut seinem Trainer die Form eines Torpedos hat, ist vor allem für die Unterwasserphasen perfekt.
Unter Wasser fliegen, über Wasser siegen.
Seine allerbesten Jahre hat Steph Curry hinter sich. Der NBA-Star der Golden State Warriors, der mit seiner Stärke in den Drei-Punkte-Würfen seine Sportart nachhaltig verändert hat, führt die USA in Paris zum Olympia-Gold. Gastgeber Frankreich um Victor Wembanyama bietet dem amerikanischen «Dream Team» im Final lange die Stirn. Erst als Curry im letzten Viertel zur Hochform aufläuft, ist der Triumph unter Dach und Fach.
Weiter, immer weiter, einer nach dem anderen: Curry wirft aus der Distanz und hört einfach nicht auf zu treffen.
In Olympic shooting, they use equipment like:
— Turkish Archives (@TurkishArc) July 31, 2024
> A lens to avoid blur
> A lens for better precision
> ear protectors for noise
Then a Turkish guy (Dikeç) came and won a silver medal with just a pair of GLASSES. pic.twitter.com/tobbeIifiS
Mal ehrlich: Wer kennt schon die eine Hälfte des Mixed-Duos, das mit der Luftpistole über 10 Meter die olympische Silbermedaille gewonnen hat? Dennoch geht Yusuf Dikec um die Welt: Weil der Türke im Gegensatz zur Konkurrenz auf sämtlichen technischen Schnickschnack verzichtet, lässig die andere Hand im Hosensack hat und mit dieser Coolness Erfolg hat. Zahlreiche andere Olympioniken – etwa Armand Duplantis – imitieren Dikecs Geste beim Jubeln über eine eigene Medaille.
Ob Yusuf Dikec auch nach einem Eimer Sangria noch treffen würde? Fakt ist: Er ging zwar als Meme um die Welt, doch (fast) niemand kennt seinen Namen.
Schweizer Bürger ist er (noch) nicht, Europameister für die Schweiz ist er schon. Dominic Lobalu, der als Flüchtling aus dem Südsudan in die Ostschweiz fand, gewinnt in Rom EM-Gold über 10'000 m. Sein Olympia-Start wird zum juristischen Hickhack. Letztlich darf Lobalu unter der Flagge eines Flüchtlingsteams antreten. Über 5000 m wird er im Vorlauf in einen Sturz verwickelt, er darf trotzdem im Final starten und verpasst als Vierter eine Medaille nur knapp.
Von der Unklarheit über seinen Status lässt sich Dominic Lobalu nicht beirren. Seine Botschaft an die Funktionäre: Ob ihr bereit seid oder nicht, ich komme.
Wohl auch um seine eigene Skimarke zu bewerben, wagt der Österreicher nach fünf Jahren Absenz ein Comeback. Marcel Hirscher tritt für die Niederlande, die Heimat seiner Mutter, an. Die Rückkehr ist eine kurze Sache: Nach drei Rennen und einem 23. Platz als Bestresultat zieht sich der achtfache Gesamtweltcupsieger im Training einen Kreuzbandriss zu. Ob die Amerikanerin Lindsey Vonn, ebenso wie Hirscher 2019 zurückgetreten, mit ihrer Rückkehr erfolgreicher sein wird? Am Samstag im ersten Rennen des Comebacks fuhr Vonn im Super-G von St. Moritz stark und wurde 14.
Vorgestellt hatte sich der alte Ski-Held Hirscher das alles ganz anders.
Wie schnell kann sich ein blendender Ruf in einen zweifelhaften verwandeln? Jürgen Klopp führte als Trainer den FC Liverpool zum Gewinn der Champions League und zum ersten Meistertitel seit 30 Jahren. Als er im Sommer aufhört und sich eine Auszeit nimmt, ahnt niemand seine nächste Destination. Ab Januar 2025 arbeitet Klopp als «Global Head of Soccer» für den Red-Bull-Konzern. Dessen Ansehen ist in Fankreisen derart bescheiden, dass sich der Trainer mit einer Welle der Wut konfrontiert sieht.
«You'll Never Walk Alone» sank in Klopps Gunst, dafür zeigt ihm sein Spotify Wrapped an, dass er ein neues Lied in Dauerschleife gehört hat.
Die Thurgauerin dominiert an den Paralympics. Sie gewinnt fünfmal Gold – auf so unterschiedlichen Distanzen wie 400 m, 800 m, 1500 m, 5000 m und Marathon. Nur über 100 m muss sich Debrunner, die Silber holt, in Paris bezwingen lassen. «Ich weiss nicht, wo ich diese Energie noch hergeholt habe», sagt Debrunner nach ihrem abschliessenden Triumph im Marathon-Rennen.
Catherine Debrunner zeigt: Hindernisse sind dazu da, überwunden zu werden.
Ist der grösste Pop-Star der Gegenwart jemand, der 2024 im Sport Geschichte geschrieben hat? Ja. Zum Ärger vieler Footballfans war Taylor Swifts Besuch des Super Bowls rund um diesen Event («Swiftie Bowl») ein riesiges Thema. Ihr Partner, der Tight End Travis Kelce, gewinnt mit den Kansas City Chiefs nach Verlängerung 25:22 gegen die San Francisco 49ers. Klar, dass nach dem Spiel der Kuss von Swift und Kelce um die Welt geht. Kaum etwas zeigt besser, was der Spitzensport letztlich ist: ein Teil des Unterhaltungsgeschäfts.
Mit ihrer «Eras Tour» hat Taylor Swift mehr als zwei Milliarden Dollar eingenommen. Sie hat diese Botschaft längst verinnerlicht: