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Wendy Holdener nach Rang 3: «Extrem viel Druck – das ist nicht immer nur schön»

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Eine erschöpfte Wendy Holdener im Ziel.Bild: EPA/KEYSTONE

Emotionale Wendy Holdener nach Rang 3: «Extrem viel Druck – das ist nicht immer nur schön»

Zwei Tage nach ihrem Kombi-Triumph schaffte Wendy Holdener auch im Slalom den Sprung aufs Podest. Doch sie war emotional zu ausgelaugt und müde, um über Rang 3 zu jubeln. Vom Ausscheiden Mikaela Shiffrins profitierte statt der Schwyzerin die Slowakin Petra Vlhova.
28.01.2018, 20:1029.01.2018, 06:12

Wendy Holdener war es ganz am Ende des Interview-Marathons in Lenzerheide ein Anliegen, dass man sie richtig verstanden hatte. Sie freue sich natürlich schon über diesen 3. Platz im Slalom, so die 24-Jährige aus Unteriberg, die in den zehn Minuten zuvor kaum einmal gelacht hatte. Vielmehr hatte sie verhältnismässig leise gesprochen, teilweise wurde ihre Stimme gar sehr dünn. Freude über einen Podestplatz hört sich sonst – und auch bei ihr – anders an.

Eine emotionale Wendy Holdener im SRF-Interview.Video: streamable

Falls das mit der Freude nicht so gewirkt habe in den Minuten zuvor, sagte Holdener nun, so sei das den strengen letzten Tagen geschuldet. Und auch den vielen Leuten, die bei diesen Heimrennen etwas von ihr wollten. Hatte sich Holdener am Freitag bei ihrem dritten Weltcupsieg noch von der Masse getragen gefühlt, so wurde ihr das ganze Drumherum am Sonntag zu viel. Vor dem Start zum zweiten Lauf habe sie nur noch «Nervosität» und «Druck» gespürt. Dies hatte auch Auswirkungen auf den Körper, oder besser, die Beine, die «schwer» (Holdener) wurden.

«Es ist extrem viel Druck – und das ist nicht immer nur schön.»
Wendy Holdener im SRF-Interview

Nicht zuletzt Holdener dürfte sich in diesem Moment, als das Interview eigentlich schon beendet war, auch an ihre Worte vom Donnerstagabend erinnert haben. Da hatte die im Slalom noch sieglose Innerschweizerin gesagt, dass sie manchmal die Wertschätzung bei einer weiteren Top-3-Platzierung in ihrer Paradedisziplin vermisse. Bei deren 15 ist sie nach Lenzerheide nun angelangt – und keine dieser Podestplatzierungen komme einer Selbstverständlichkeit gleich, hatte Holdener am Donnerstag insistiert.

Shiffrins Horror-Woche

Man muss der Kombinations-Weltmeisterin von St.Moritz glauben. Umso mehr, als nicht einmal die zehnfache Saisonsiegerin Mikaela Shiffrin auf der Piste Silvano Beltrametti eine klare Führung bei der letzten Zwischenzeit ins Ziel brachte. Statt mit ihrem siebten Slalomsieg hintereinander den Gewinn der kleinen Kristallkugel vorzeitig sicherzustellen, unterlief der Amerikanerin in ihrer stärksten Disziplin ein äusserst seltener Fehler.

Vorbei war damit für Shiffrin auch eine persönliche Horror-Woche, wie sie sie im Weltcup noch nie erlebt hatte: In je einem Super-G, Riesenslalom und Slalom schied sie aus, auf den Start zur Kombination verzichtete sie (und damit auch auf die Möglichkeit eines Disziplinensiegs). Einzig am Samstag im Riesenslalom schaffte es die Slalom-Olympiasiegerin ins Klassement, allerdings nur auf dem enttäuschenden 7. Rang. All diese Rennen zuletzt hätten natürlich schon einen Einfluss auf das Selbstvertrauen, gab Shiffrin danach zu Protokoll. Und dass sie nicht mehr sicher sei, «ob ich an den Winterspielen wirklich in allen fünf Disziplinen starten sollte». Zumindest ihre Teilnahme am olympischen Super-G stellte die Leaderin des Gesamtweltcups infrage.

epa06480964 Mikaela Shiffrin of the United States reacts in the finish area during the second run of the Women's Slalom race at the FIS Alpine Skiing World Cup in Lenzerheide, Switzerland, 28 Jan ...
Es war nicht die Woche von Mikaela Shiffrin.Bild: EPA/KEYSTONE

Der Sieg zum Abschluss der drei Renntage in Lenzerheide ging an Petra Vlhova. Die Slowakin, zuvor schon im Slalom in Levi siegreich und damit einzige Bezwingerin von Shiffrin in diesem Winter, holte sich ihren vierten Weltcupsieg mit einem Zehntel Vorsprung vor der Schwedin Frida Hansdotter. Als Dritte büsste Holdener, nach halbem Pensum noch Zweite hinter Shiffrin, 0,52 Sekunden ein. Mélanie Meillard wurde Vierte. Die 19-jährige Walliserin realisierte damit ihr bisher bestes Ergebnis im Slalom. (sda/jsc)

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Video: srf/SDA SRF

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2 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
28.01.2018 21:29registriert Juni 2016
Gut gemacht Wendy 🙂
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«Dann sind wir selbst schuld»: Die Schweiz kann es fast nicht mehr nicht schaffen
Der Nati wird auf dem Weg an die WM nichts mehr passieren. Vor allem, wenn Murat Yakin auf einen Johan Manzambi oder Dan Ndoye zurückgreifen kann.
Ungefilterte Emotionen haben etwas Besonderes: sie trügen und lügen nie. Jubelbilder schon gar nicht. Als am späten Samstagabend im Stade de Genève der Schlusspfiff ertönte, brachen bei den Schweizern alle Dämme. Überall blickte man in freudige Gesichter (bis auf die schwedischen), die Spieler liessen sich von den Fans frenetisch feiern nach dem 4:1. Ein Sieg, der die Türe für die WM in Nordamerika so weit öffnet, dass sie sich auch nach dem letzten Auftritt am Dienstag im Kosovo nicht mehr schliessen lassen wird.
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