Eines vorneweg: Bei Marco Odermatt von einer Baisse zu sprechen, wirkt natürlich etwas übertrieben. Auch an diesem Wochenende stand er in zwei von drei Rennen auf dem Podest – er gewann in Beaver Creek den Super-G und wurde in der Abfahrt hinter Justin Murisier Zweiter.
Wenn man aber nur den Riesenslalom betrachtet, dann fällt halt auf, dass der Schweizer Ski-Überflieger in den letzten drei Starts in dieser Disziplin nicht ins Ziel kam. Odermatt schied am Weltcupfinale vergangenen März in Saalbach im zweiten Lauf aus. Zum Saisonstart in Sölden rutscht er bereits im ersten Lauf weg. Und im gestrigen Riesenslalom bedeutet nach einem fehlerhaften ersten Durchgang wiederum der Zweite Endstation.
So ganz erklären konnte sich der 27-Jährige den neuerlichen Ausfall auch nicht. «Ich weiss wirklich noch nicht, was bei meiner Fahrt war. Dies ist mir noch nie so passiert», sagte Odermatt in das SRF-Mikrofon. Er habe am Set-up etwas angepasst und dann während der Fahrt kurz lösen müssen und sei schon nebendran gestanden. «Das ist fast schon peinlich.»
Bei Odermatt stechen die Ausfälle einfach zusätzlich ins Auge, weil er sonst die Konstanz in Person war. Vor den drei Nullern hat der Nidwaldner zwölf Riesenslaloms in Folge gewonnen. Ja, bis Saalbach hatte er gar noch eine unfassbarere Serie vorzuweisen: Wenn er am Start stand, fuhr Odermatt bei 25 Weltcup-Riesenslaloms in Folge aufs Podest. Im Januar 2023 verpasste er den Riesenslalom von Schladming angeschlagen. Die letzte Klassierung neben dem Podest war am 20. März 2021 in der Lenzerheide.
Trotzdem haben die Ausfälle eine gewisse Logik. Odermatt fährt natürlich in jedem Rennen auf Sieg und riskiert entsprechend viel. Auch während seiner zwölf Rennen dauernden Siegesserie gab es zwischendurch brenzlige Situationen, in denen er ein Ausscheiden knapp verhindern konnte. Oft hörte man von den Kommentatoren Sätze wie: «Das kann nur Odermatt.» Oder: «Jeder andere Fahrer wäre da weg gewesen.»
In der technischen Disziplin Riesenslalom sind Ausfälle für einen, der derart am Limit fährt, wie Odermatt es tut, eigentlich normal. Der Schweizer hatte zuvor neben dem ausserordentlichen Können auch das nötige Glück, dass es immer irgendwie noch aufging. Und genau dieses Glück hat ihm in seinen letzten Auftritten in dieser Disziplin ein wenig gefehlt.
Sorgen muss man sich um Odermatts Riesen-Saison indes kaum machen. Das Selbstvertrauen dürfte nach zwei Podestplätzen in drei Rennen trotz einer ungewohnten Ausfallserie kaum angeknackst sein. Und der Nidwaldner hat einfach so viel Talent, dass er bereits am nächsten Wochenende in Val d'Isère die Konkurrenz wieder deklassieren vermag und sich Ende Saison vielleicht doch wieder die kleine Kugel in der Disziplinenwertung sichern kann.
Aber auch wenn ich ihm die Siege von Herzen gönne, etwas mehr Spannung bei den Riesenslaloms tut dem Sport nur gut. 😉
Wie sie gestern gesagt haben, dank Odi ist das Team noch mehr zusammengewachsen und spornt sie zu Höchstleistungen an.