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Niels Hintermann hat den Krebs besiegt und möchte nun wieder angreifen

Skirennfahrer Niels Hintermann posiert auf dem roten Teppich an der Swiss-Ski Night am Freitag, 9. Mai 2025 in der Halle 622 in Zuerich. (KEYSTONE/Til Buergy)
Niels Hintermann wird man bald wieder auf der Strecke sehen.Bild: keystone

Hintermann fühlt sich «tipptopp» und möchte wieder konkurrenzfähig sein

Ein Jahr nach der Krebs-Diagnose steht Niels Hintermann vor dem Comeback im Spitzensport. Der Speed-Fahrer spricht darüber, was sich für ihn verändert hat und was gleich geblieben ist.
03.10.2025, 06:0903.10.2025, 06:09

«Danke, soweit tipptopp, ich kann mich nicht beklagen.» Niels Hintermann antwortet so, wie es viele machen, wenn sie gefragt werden, wie es ihnen geht. Die Antwort würde in den allermeisten Fällen kaum mehr als ein beiläufiges Nicken auslösen. Beim 30-Jährigen hat sie mehr Gewicht. Er gibt sie an der Medienkonferenz in Dübendorf, wo er mit weiteren Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski das Material für die anstehende Saison abholt. Wie vor einem Jahr ist Hintermann soeben aus dem Trainingslager aus Südamerika zurückgereist. Doch der Kontrast könnte nicht grösser sein.

Statt nach Dübendorf hatte Hintermann damals, im letzten Oktober, kurzfristig ins Spital Hirslanden in Zürich eingeladen. Dort gab er bekannt, an Lymphdrüsenkrebs erkrankt zu sein. Ein Physiotherapeut hatte bei ihm einen vergrösserten Lymphknoten bemerkt. Symptome hatte Hintermann, der wenige Monate zuvor geheiratet hatte, keine verspürt.

epa11650845 Swiss ski racer Niels Hintermann talks about his health at a media conference at the Hirslanden Clinic in Zurich, Switzerland, 09 October 2024. Hintermann was diagnosed with cancer and wil ...
Vor einem Jahr wurde bei Hintermann Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert.Bild: keystone

Körperlich fast auf «altem Niveau»

Es wurde umgehend eine Behandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung eingeleitet. Weil der Krebs frühzeitig entdeckt wurde und keine anderen Organe befallen waren, standen die Heilungschancen gut. «Es bleibt beschissen, aber ich nehme das Ganze mit dem Gefühl in Angriff, dass es nach zwei, drei Monaten vorbei ist», sagte Hintermann damals. Und tatsächlich: Mit den Worten «Over and out» verkündete Hintermann im Februar, dass er krebsfrei ist.

Und jetzt geht es ihm eben wieder «tipptopp». Zumindest körperlich fühle er sich fast wieder auf dem Niveau wie vor der Erkrankung. Viel ist gegangen, seit er im März erste Tests auf dem Velo gemacht hat und dabei – wie es nicht anders zu erwarten war – viel schneller als früher an die Belastungsgrenze gekommen ist. Bereits im April, zunächst mit einem angepassten Programm, stieg er ins Konditionstraining mit der Mannschaft ein.

Immer noch ehrgeizig, aber auch gelassener

Drei Weltcup-Siege hat Hintermann auf dem Konto. Nach dem Sensationssieg in der Kombination von Wengen 2017 triumphierte er zweimal in der Abfahrt von Kvitfjell. Dazu kommen vier 3. Plätze, die er ebenfalls in der Königsdisziplin errungen hat. Die Saison vor seiner Erkrankung hatte Hintermann als sechstbester Abfahrer abgeschlossen. Und nun? «Nun geniesse ich es, wieder trainieren zu können, wieder reisen zu können», sagt Hintermann.

FILE - Switzerland's Niels Hintermann celebrates on the podium after winning an alpine ski, men's World Cup downhill race, in Kvitfjell, Norway, Saturday, Feb. 17, 2024. (AP Photo/Alessandro ...
Zweimal konnte Hintermann in Kvitfjell die abfahrt gewinnen.Bild: keystone

Gleichzeitig lässt der Zürcher durchblicken, dass er immer noch Athlet ist und von seinem Ehrgeiz wenig eingebüsst hat. Dass er trotz der Umstände nicht zufrieden mit den Trainings ist, entspricht seinem Naturell. Geduld, so räumt Hintermann ein, sei noch nie seine Stärke gewesen. Und angesichts des immer näher rückenden Weltcup-Programms wird seine Geduld derzeit besonders auf die Probe gestellt. Schliesslich will er, wenn Anfang Dezember in Beaver Creek die ersten Abfahrten durchgeführt werden, auch «konkurrenzfähig» sein, betont Hintermann.

Auch wenn er weiter ehrgeizig ist, hat die Erkrankung dennoch vieles in seinem Leben relativiert. «Gewisse Dinge erscheinen weniger dramatisch. Anderes, wie Sonnenaufgänge, geniesse ich dafür plötzlich wieder mehr.» Vor allem aber ist er froh, wieder mehr «Normalität» zu haben und auf die Frage, wie es ihm geht, kurz und knapp mit «Tipptopp» antworten zu können. (riz/sda)

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