Tränen, Siegeslust und neue Wohnung – so startet Wendy Holdener in die Olympia-Saison
Die Tage werden kürzer. Die Berge sind erstmals weiss gezuckert. Und an manch einem Abend riecht es auch im Unterland schon ein wenig nach Schnee. Gut drei Wochen noch dauert es, bis die Skisaison in Sölden startet. In Zürich bekommen die Ski-Stars Ende September traditionell Kleider und Material für den Winter. «Ich spüre, bald geht’s wieder los», sagt Wendy Holdener an diesem Dienstagmorgen.
Die 32-Jährige blickt voller Vorfreude auf die neue Saison. In der Kurz-Zusammenfassung tönt das so: «Guter Sommer. Motiviert. Gesund. Macht Spass!» Die letzten Wochen verbrachte sie in Argentinien im Trainingslager.
Nun richtet sie den Blick nach Sölden. Wobei der Riesenslalom-Start am 25. Oktober für Holdener weniger zentral ist als der Slalom-Auftakt in Levi am 15. November.
Drei Silber-Medaillen gewann Holdener an der WM in Saalbach im Februar. «Diese Erlebnisse trage ich natürlich weiter im Herzen.» Nun steht mit den Olympischen Spielen im Februar 2026 bereits der nächste Grossanlass vor der Tür. Wobei eine Frage bereits geklärt ist. Das Duo Wendy Holdener & Lara Gut-Behrami wird erneut zusammen in der Team-Kombi starten. «Zumindest wüsste ich nichts anderes, ich gehe also davon aus, dass der Plan so bleibt», sagt Holdener.
Das Schweizer Slalom-Team der Frauen ist breiter aufgestellt als auch schon. Und dies, obwohl sich Michelle Gisin fortan auf die Speed-Disziplinen konzentriert. Der Abschied ihrer langjährigen Weggefährtin war auch für Holdener emotional. «Als sie mir ihren Entscheid eröffnete, wurde ich schon sentimental und habe ein paar Tränchen verdrückt. Ich realisierte wieder, wie viel wir über die Jahre gemeinsam erlebt haben.»
An Holdeners Seite hat sich Camille Rast in der letzten Saison zur Siegfahrerin entwickelt. Gleich dreimal – inklusive WM – siegte Rast, stets wurde Holdener Zweite. Logisch, möchte nun auch Holdener selbst möglichst rasch wieder zuoberst auf dem Podest stehen. «Der Gedanke daran ist sehr präsent. Letztes Jahr hat es leider nicht geklappt – also versuche ich es wieder.»
Ihre beiden Slalom-Siege errang Holdener Ende 2022. Der Fakt, dass mit Rast eine zweite Schweizer Fahrerin regelmässig an der Spitze mitmischt, nimmt Holdener etwas Druck weg. «Es ist grundsätzlich einfacher, wenn ich nicht die Einzige bin, die liefern muss. Wenn ich einmal einen schlechten Tag habe, heisst es nicht automatisch: kein Erfolg für die Schweiz.»
Im Sommertraining hat Holdener versucht, gezielt an ihren Schwächen zu arbeiten. Was ist darunter konkret zu verstehen? «Ich habe gemerkt, dass mir Übungen für Hüfte und Gesäss sehr guttun. Es geht darum, Schmerzen proaktiv zu verhindern. Aber keine Sorge – mir geht es gut!» Auch der linke Fuss, den Holdener in der vorletzten Saison gebrochen hat, erhält etwas mehr Aufmerksamkeit. Und auch skifahrerisch hat sich die Innerschweizerin einiges vorgenommen. «Der Rechtsschwung ist seit jeher schlechter als der Linksschwung. Ich habe versucht, dies etwas auszumerzen. Wobei das Skifahren ja ziemlich komplex ist. Meine Automatismen aus zwölf Jahren lassen sich nicht einfach überlisten.»
Die neue Wohnung ist bezogen, Kitesurfing in den Ferien
Und neben der Piste? Ist für Holdener in diesem Sommer einiges neu. In erster Linie ihr Zuhause. Im April durfte sie ihre neue Wohnung in Unteriberg beziehen. «Wer schon einmal bei einem Neubau involviert war, weiss: Es ist dann irgendeinmal schon viel Aufwand, bis alles ausgesucht ist.» Die Überbauung hat Holdener zusammen mit zwei Freunden geplant. Den Löwenanteil der Organisation hat ihr verstorbener Bruder Kevin erledigt. «Nun ist es einfach schön, endlich die neuen eigenen vier Wände zu haben.»
Ihre Batterien aufgeladen hat Holdener in diesem Sommer mit Wassersport. Acht Tage Kitesurfing in Dakar, an Afrikas Westküste am Atlantik, konnte sie geniessen. Zudem war sie in Vietnam. Ihr älterer Bruder Steve lebt dort, hat im Mai seine Frau Polly geheiratet.
Mit all diesen Impressionen im Gepäck nahm Holdener ihr Training wieder auf, die letzten Wochen im argentinischen Ushuaia. «Es war ein guter September», sagt sie zuversichtlich. Die Basis ist gelegt für einen erfolgreichen Olympia-Winter.
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