Was für ein Schweizer Freudentag in Saalbach: Zwar geht Superstar Marco Odermatt in der WM-Abfahrt für einemal leer aus, dafür springen seinen Teamkollegen Franjo von Allmen und Alexis Monney in die Bresche und holen Gold und Bronze. Mit Startnummer 11 toppte von Allmen die schon starken Fahrten von Alexis Monney und Vincent Kriechmayr und war erstmals sprachlos.
Der frischgebackene Weltmeister konnte nach dem Rennen noch überhaupt nicht fassen, was gerade passiert war: «Es geht mir grad etwas viel durch den Kopf», sagte von Allmen beim SRF-Interview mit Paddy Kälin. «Ich probiere alles etwas aufzusaugen und einzuordnen, aber ... ich bin einfach mal hier.»
Dass er jetzt Abfahrtsweltmeister sei, das töne überhaupt noch nicht wie die Realität. «Aber es tönt gut und ist schon geil», so von Allmen. «Es war viel Risiko drin, ich habe alles probiert und es ist aufgegangen. Nach dem Super-G hatte ich mich genervt, dass ich immer so reingeschmiert war. Heute bin ich alles auf Zug gefahren und es ging auf.»
Als Paddy Kälin sagte, dass es heute Abend möglicherweise wohl ein recht grosses Fest gebe, musste von Allmen lachen und erklärte in seiner unbeschwerten Art: «Ja, ich habe das Gefühl, heute gehen wir zu Boden.»
Auch Bronze-Gewinner Alexis Monney war unmittelbar nach Rennschluss noch vollkommen aus dem Häuschen: «Mit Franjo auf dem Podest zu stehen – heute ist wirklich ein wunderschöner Tag», erklärte der 25-jährige Freiburger mit einem breiten Strahlen im Gesicht. «Nach meinem Fehler im mittleren Teil habe ich schon gedacht, dass es nicht zu einer Medaille reichen wird, aber dann habe ich den Vorsprung von einer Sekunde gesehen und ich war schon etwas überrascht.»
Er habe am Start einen Plan gehabt, den er durchziehen wollte und das habe er auch gemacht. «Ein, zwei Fehler während der Fahrt sind auch nicht so schlimm. Es gibt nicht so oft einen perfekten Lauf», analysierte Monney. Mit den hohen Erwartungen umzugehen, sei nicht einfach gewesen. «Ich bin schon etwas nervös gewesen. Aber mit drei Schweizern in den Top 5 können wir natürlich zufrieden sein.»Auf die Aussage von Teamkollege von Allmen, dass
Angesprochen auf die Aussage von Teamkollege von Allmen, dass man heute Abend «zu Boden» gehen werde, konnte Monney nur lachen und sagte: «Wir sind zusammen im Zimmer. Ich glaube, heute Abend wird es gefährlich.»
Der entthronte Weltmeister Marco Odermatt zeigte sich nach dem Rennen natürlich etwas gefasster: «Ich hatte zwei, drei Fehler in meiner Fahrt, was nicht passieren darf, wenn man Abfahrtsweltmeister werden», analysierte der Super-G-Weltmeister. «Ich wusste, dass ich viel riskieren muss, denn ich habe gehört, dass Alexis, Vincent und Franjo mit ihren Topfahrten an der Spitze abgelöst haben.»
Odermatt gab an, Vollgas gegeben zu haben. Vor allem im oberen Teil sah es zunächst so aus, also ob dem Schweizer Teamleader erneut eine Traumfahrt gelingen würde. «In zwei Abschnitten hatte ich dann aber einen Fehler drin und dann reicht es halt nicht», so Odermatt. «Ich hatte zwei, drei Verschneider, was ich eigentlich nicht kenne von mir.»
Odermatt zeigte sich einmal mehr als überaus fairer Verlierer: «Es ist genial, dass wir mit den beiden Jungen wieder zwei auf dem Podest haben. Mit mir als Super-G-Sieger – besser könnte es nicht sein.» Die Medaillen der Jungen wird der dreifache Gesamtweltcupsieger gerne mitfeiern: «Das gibt heute ein grosses Fest mit dem Team. Ich werde nochmals die Emotionen vom Super-G hervornehmen und Franjo und Alexis können sowieso voll feiern.»
Im ORF fasste Odermatt dann noch zusammen, was jedem Schweizer Skifan heute wohl durch den Kopf ging: «Mir ist lieber, es gewinnt ein Schweizer und nicht ein Österreicher. Deshalb ist es perfekt so.»
Ganz anders war die Gemütslage bei Justin Murisier, der als Achter fast eine Sekunde auf Rang 3 verlor. Der 33-jährige Walliser konnte seine Enttäuschung über die verpasste Medaille nicht verbergen: «An meinem Lauf gibt es nicht viel Positives. Es ist WM und ich bin nicht hier, um Achter zu werden. Ich wollte ganz vorne stehen und das hat heute bei weitem nicht gereicht», erklärte Murisier im SRF-Interview. Er sei extrem enttäuscht von sich.
Stefan Rogentin konnte im Zielraum trotz verpasstem Topresultat dagegen schon wieder lachen: «Wenn du eine Sekunde Rückstand hast, ist das nicht allzu gut. Wo meine Fahrt nicht gut war, ist noch schwierig zu sagen. Das muss ich erst im Video anschauen.»
Franjo wirkt sehr sympathisch und menschlich mit seinem schelmischen Grinsen. Nicht so aalglatt und PR-Berater-gesteuert wie die Stars in anderen Sportarten.