Warum Skirennen in dieser Höhe, die das Atmen schwer macht? In dieser atemberaubend schönen hochalpinen Landschaft? Die einfachste Antwort liefert uns eine legendäre Aussage des berühmten britischen Bergsteigers George Mallory. Auf die Frage, warum er den Mount Everest bezwingen wolle, sagte er: «Because it is there.» («Weil er da ist.») Ganz nebenbei: Er sollte sein Leben am Mount Everest verlieren. Ob er als erster Mensch den Gipfel des höchsten Berges erreicht hatte, ist bis heute umstritten.
Hinter den Skirennen beim Matterhorn steckt etwas von diesem Pioniergeist: Wir organisieren hier ein Rennen, weil es diese Möglichkeit gibt. Weil es eine Herausforderung ist.
Natürlich stehen hinter dem Abenteuer ganz profane wirtschaftliche Interessen und Eitelkeiten. Es wäre ein Spektakel geworden, wie es die europäische Skiwelt noch nie gesehen hat. Daher interessant für Sponsoren und beste Werbung für Zermatt. Und ganz nebenbei würde es von der Einmaligkeit und alpinen Schönheit her sogar das legendäre, traditionsreiche, ewige Lauberhorn in den Schatten stellen – oder doch beinahe.
Eine zwingende Notwendigkeit für dieses Rennen hat es für Zermatt so wenig gegeben wie für die Mondlandung. Weshalb das ganze Abenteuer auch schon als Mondlandung des Skirennsportes bezeichnet worden ist. Zermatt lebt von der Magie des Matterhorns. Die Dämonen dieses Berges der Berge haben dafür gesorgt, dass das so bleibt und dass sie keine Konkurrenz durch Skirennen bekommen.
Hier oben ausgerechnet im November, wenn das Wetter am unberechenbarsten ist, Skirennen mit einigermassen regulären Verhältnissen durchzuführen, ist bei Lichte besehen Grössenwahn. Die Natur hat über diesen Grössenwahn triumphiert.
Aber es gibt nicht nur Grund zur Kritik. Ganz im Gegenteil. Hinter dieser Idee steht der Pioniergeist, der Mut, im hoch technologisierten 21. Jahrhundert der Unberechenbarkeit der Bergwelt zu trotzen. Es ist der Pioniergeist, der eine Eroberung der Alpen, die Erschliessung für den Tourismus und damit den alpinen Wohlstand erst möglich gemacht hat. Es sind Wesenszüge, die unser Land erst zu dem gemacht haben, was es heute ist. Es sind die Wagemutigen, die die Welt verändern. Nicht die Bedenkenträger.
OK-General Franz Julen aus dem wohl mächtigsten Familienclan im Ort personifiziert den Pioniergeist der Zermatter und ihre Fähigkeit, diesen Pioniergeist mit Kapitalismus und Lokalpatriotismus zu verbinden. Diese Niederlage hat er nicht verdient. Aber er musste damit rechnen. Er ist mit diesem Ski-Projekt in Höhen aufgestiegen, wo Pioniergeist, Ehrgeiz und Wagemut enden und das Glück anfängt – und das Glück hat ihn verlassen.
Die Zermatter haben es – ganz im Sinne von George Mallory – versucht. Ganz einfach, weil es diese Herausforderung von Skirennen am Matterhorn gibt. Dafür sollten wir sie auch ein wenig bewundern und nicht bloss kritisieren.
Ich glaube das wird massiv überschätzt. Im TV würde schlussendlich eine relativ einfache und banale Abfahrt mit wenigen Zuschauern zu sehen sein (das ist die Meinung der meisten AthletInnen).
Die Bilder würden der Abfahrt von St.Moritz ähnlich sehen, weil baumlose Umgebung.
Und weil ein paarmal das Matterhorn im Hintergrund zu sehen wäre, würde die Sache auch nicht zu einem "Spektakel" werden lassen.
Die «Dämonen des Berges» haben «ruiniert»?
Sorry, ein solcher Satz gehört ins 19. Jahrhundert, nicht in einen (dürftigen) Beitrag auf Watson.