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Ski-Weltcup: Lautet das Duell um den Gesamtsieg Odermatt gegen Schwarz?

Switzerland's Marco Odermatt, center, sports his gold medal won in an alpine ski World Championships men's giant slalom, next to silver medalist Switzerland's Loic Meillard, left, and b ...
Marco Odermatt (links) hatte im Duell mit Marco Schwarz meist die Nase vorn.Bild: keystone

Das Duell um den Gesamtweltcup heisst Marco gegen Marco – mit Vorteil Odermatt?

Falls es einen Athleten gibt, der Marco Odermatt in der kommenden Skisaison fordern könne, sei es der Österreicher Marco Schwarz. Wirklich?
29.10.2023, 06:0029.10.2023, 09:31
Martin Probst / ch media
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Die Schweizer Skifahrer haben ihren Stützpunkt in Sölden im Vergleich zu den Vorjahren etwas weiter hinauf in Richtung des Gletschers verlegt. Man könnte es als Zeichen deuten, wo das Team um Marco Odermatt steht: ganz oben. Odermatt hat den Gesamtweltcup zweimal in Folge gewonnen. In der vergangenen Saison mit einem neuen Punkterekord. Die Schweizer Männer waren vier Jahre in Folge das erfolgreichste aller Teams. Und da, wo sie sind, wollen sie bleiben. Natürlich.

Verständlicherweise lautet die Frage vor der am Sonntag beginnenden Männersaison fast in allen Winkeln und Gassen: Wer soll Marco Odermatt überhaupt besiegen? Der Schweizer ist sich solche Fragen längst gewohnt. Dass es, wenn er fit und gesund bleibe, für alle anderen meist nur um Rang zwei gehe, wie viele seiner Konkurrenten nicht müde werden zu betonen, nimmt er lächelnd zur Kenntnis. Sehr wohl wissend, dass sie recht haben.

Odermatt und die Frage: Geht es noch besser?

In Sölden nimmt Odermatt am Freitagabend Platz auf einem Stuhl mit grüner Lehne. Auch das passt. Wenn er ins Ziel kommt, leuchtet – vor allem im Riesenslalom – sehr oft grün auf. Es ­signalisiert im Skisport die Bestzeit. Und dass Odermatt derzeit der Beste ist, daran bestehen keine Zweifel. Ob er sogar noch besser als im Vorjahr sei, will der Internationale Skiverband FIS in seiner Vorschau auf die Saison wissen. «Ich denke», sagt Odermatt, «die vergangene Saison war perfekt, fast jedes Rennen lief so, wie ich es wollte. Es wird fast ein Ding der Unmöglichkeit werden, das noch zu übertreffen. Aber ich werde mein Bestes ­geben.»

Odermatt gegen Schwarz – der grafische Vergleich.
Bild: ch media

Odermatt sitzt da. Weisses Hemd, goldene Uhr. Die Vorbereitung, sagt er, sei perfekt verlaufen: «Ich habe keine Einheit ausgelassen.» Man sieht es ihm an. Zufrieden sei er: «Obwohl für die Abfahrt fünf Kilo mehr wohl nicht schaden würden.» Weltmeister wurde in dieser Disziplin im Februar in Courchevel. Ein Abfahrtssieg im Weltcup fehlt ­allerdings noch. Das soll sich ­ändern.

Aber damit zurück zur Frage, wer ihn im Gesamtweltcup überhaupt fordern könnte. Ein Name fällt dabei am häufigsten: Marco Schwarz. Zeit also, ihn direkt zu fragen. «Marco», sagt Schwarz und meint damit selbstverständlich seinen Namensvetter, «hat eine Leichtigkeit in dem, was er tut – das ist echt faszinierend anzuschauen.»

Schwarz – und das ist vielleicht sein einziger Trumpf – ist in vier Disziplinen konkurrenzfähig. Im Slalom, Riesenslalom und Super-G stand er schon auf dem Podest, in der Abfahrt fuhr er vor einem Jahr in Wengen bei seinem ersten Einsatz in dieser Disziplin sogleich auf Rang sechs. Doch reicht es, überall gut zu sein, aber nirgends top? Und ist ein Auftritt als Allrounder im heutigen Skisport überhaupt möglich? Odermatt sagt: «Es wird schon immer anspruchsvoller, in drei Disziplinen gut zu sein.»

Vor dem Saisonstart stellen wir vier Thesen zu diesem Duell im Gesamtweltcup auf:

These 1: Marco Schwarz fährt vier ­Disziplinen, Odermatt nur drei. Also ist Schwarz der bessere Techniker.

Marko Pfeifer, Cheftrainer im österreichischen Männerteam, widerspricht sofort: «Wäre das so, dann hätte Marco Schwarz den Gesamtweltcup zweimal in Folge gewonnen und nicht Odermatt.» Die Frage lautet sowieso: Kann Marco Schwarz seinen Plan, möglichst alle Rennen in dieser Saison zu bestreiten, überhaupt umsetzen? Er sagt: «Es ist ein brutales Programm, in allen vier Disziplinen zu starten. Bis Weihnachten ist es mein Plan.» Pfeifer sagt: «Mit den körper­lichen Voraussetzungen und dem skifahrerischen Niveau, das er hat, bin ich überzeugt, dass es möglich ist, in vier Disziplinen gut zu sein. Es braucht allerdings eine sehr gute Einsatzplanung dafür.»

These 2: Odermatt ist der bessere Rennfahrer als Schwarz, weil er mental stärker ist als alle anderen.

Marco Schwarz sagt: «Odi ist ein cooler Hund.» Das trifft es ziemlich gut. Egal, mit wem man aus Odermatts Umfeld spricht, seine Fähigkeit, mit enormem Druck umzugehen, fasziniert. Manchmal auch ihn selbst. Als im WM-Riesenslalom im vergangenen Februar Marco Schwarz nach dem ersten Lauf führte - und nicht Odermatt als haushoher Favorit, wären daran viele zerbrochen. Der Nidwaldner aber distanzierte Schwarz im zweiten Durchgang und gewann Gold: «Manchmal staune ich selbst», sagte er danach. «Auch, dass in solchen Situationen ein Marco Schwarz die paar Fehlerchen macht.»

These 3: Marco Odermatt ist athletisch auf einem top Niveau. Schwarz ist auf bestem Weg, aufzuholen.

Odermatt ist sich bewusst, dass er athletisch auf allerhöchstem Niveau unterwegs ist. Er sagt: «Man trainiert heute sehr bewusst. Seit ich dabei bin, hat man dieses Know-how, das eine Generation vor mir noch nicht hatte und darum wohl anderes und nicht so gut trainiert hat.» Während Odermatt im Fitnessbereich nie Mühe hatte, war das bei Marco Schwarz zu Beginn anders. Trainer Pfeifer erinnert sich: «Als ich Marco erstmals begegnet bin, war er ein Athlet mit ein bisschen Babyspeck. Um athletischer zu werden, musste er abnehmen.» Pfeifer hätte Schwarz damals eine Karriere, wie er sie nun macht, nicht zugetraut. «Ich habe sein Potenzial gesehen, aber dass es so weit nach vorne geht, hätte ich nicht gedacht.

These 4: Marco Odermatt und Marco Schwarz verstehen es beide, das Leben trotz Spitzensport zu geniessen.

Die Bilder, wie Odermatt seinen WM-Titel in der Abfahrt in einer Après-Ski-Hütte in Courchevel feierte, gingen viral. Auch Marco Schwarz war an dieser Party dabei. «Ich bin da voll bei Odi», sagt er: «Man muss die Feste ­feiern, wie sie fallen.» Das Leben als Skiprofi beinhaltet so viel Verzicht, dass es diese Momente brauche.

Odermatt sagt: «Alle wollen immer mehr und noch mehr. Gefühlt muss ich jedes Jahr meine ganze Website neu gestalten. Ich habe als Kind ein Autogramm von meinem Vorbild geholt. Heute ist es ein Foto da, ein Snapchatbeitrag hier und dann noch sieben Dinge zum Unterschreiben.» Das alles gehe auf Kosten seiner Freizeit. Umso mehr geniesst er Momente des Ausbruchs.

Dass Schwarz Odermatt im Gesamtweltcup tatsächlich herausfordern kann, ist schwer vorstellbar. Vermutlich gilt am Ende das verbreitete Mantra: Bleibt Marco Odermatt gesund, ist er nicht zu schlagen. Dafür gibt es allerdings gute Gründe, wie der Vergleich mit Marco Schwarz zeigt. (aargauerzeitung.ch)

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