Ich habe schon immer Herausforderungen geliebt! Meine Liebe zum Skisport, die Geschwindigkeit und das Hochgefühl, das mich auf die Piste gebracht hat, trieben mich bei meinem Weg zurück in den Skisport an. Und Cortina ist ein besonderer Ort für mich. Dort habe ich erstmals mein Siegpotenzial ausgeschöpft. Die Berge dort fühlten sich immer wie ein Zuhause für mich an.
Ich kann es kaum erwarten, in einem Jahr bei den Olympischen Spielen anzutreten, und bin besonders aufgeregt, weil sie an einem Ort stattfinden, der mir so viel bedeutet. Ich freue mich auf Cortina als mögliche Ziellinie für dieses Comeback.
Dank des Skifahrens hatte ich das Glück, mir ein unglaubliches Leben aufzubauen. Und obwohl ich eine herausragende und erfüllende Zeit damit hatte, meine Stiftung und Unternehmen aufzubauen, gibt es nichts, was mit der Freude vergleichbar ist, die ich auf der Piste empfinde.
Mein Rücktritt vom Sport 2019 war keine freie Entscheidung, sondern eine Notwendigkeit. Ich hatte zu viele Verletzungen erlitten, mein Körper machte nicht mehr mit, mein rechtes Knie war kaputt. Es war niederschmetternd, den Sport zu verlassen, den ich so sehr geliebt habe. Aber ich wusste, dass ich mit Blick auf mein körperliches Wohlbefinden keine andere Wahl hatte.
Ich habe ein künstliches Kniegelenk bekommen, damit ich weiter aktiv sein, Tennis spielen und all die Abenteuer verfolgen kann, die ich mir immer für mich ausgemalt habe. Aber ich hätte mir niemals vorstellen können, dass mir dadurch auch eine Rückkehr in den Wettkampf ermöglicht werden würde. Sobald mir bewusst wurde, wie gut doch mein neues Knie funktionierte, konnte ich nicht anders, als mich zu fragen, wie weit ich es damit bringen könnte.
Nach intensiven Überlegungen und der Freigabe meines Ärzteteams habe ich diesen Weg zurück eingeschlagen. Ich ging mit niedrigen Erwartungen dort hinein, aber mit so viel Freude. Jeder Schritt vorwärts überraschte mich positiv, und das Wichtigste: Ich hatte Spass!
Skifahren bleibt aber ein gefährlicher Sport. Ob ich nun in meinen Zwanzigern, Dreissigern oder Vierzigern bin, ganz gleich, ob ich ein künstliches Knie habe oder nicht. Das Risiko ist immer da. Jeder, der bereit ist, auf seinen Skiern mit 130 km/h den Berg herunterzurasen, akzeptiert diese Realität. Aber ich fühle mich jetzt gesünder und stärker als zum Ende meiner ersten Karriere.
Da ich gesehen habe, wie gut die Saison verlaufen ist und wie sich mein Körper fühlt, bin ich angespornt genug, um zu sagen, dass ich 2026 Teil der Spiele in Mailand und Cortina sein möchte.
In Cortina wurde mir klar, dass ich siegen kann. Meine Einstellung hat sich nicht viel verändert seit meinem ersten Podium dort im Jahr 2004. Ich habe immer eine besondere Verbindung mit diesem Berg gespürt. So konnte ich stets die richtige Fahrlinie sehen, verstand die Herausforderungen und tat, was nötig war, um erfolgreich zu sein. An Cortina habe ich unzählige wundervolle Erinnerungen.
Cortina ist einer der schönsten Orte, die ich besucht habe, und ich glaube, dass es ein exzellenter Olympia-Gastgeber sein wird. Paris erweckte eine globale Leidenschaft für die Spiele wieder zum Leben, packte die Zuschauer auf eine neue Art und Weise. Ich bin davon überzeugt, dass Cortina diesen Schwung weiterführen wird und eine neue Begeisterung für den Wintersport auslösen wird.
Ich freue mich auch darauf, die «Milano Cortina 2026»-Spiele als Wendepunkt für Frauen zu erleben. Dort wird es den höchsten Anteil an Teilnehmerinnen bei Winterspielen geben – rund 47 Prozent. Die Olympischen Spiele dienen als Bühne, um fortschrittliche Ideen zu unterstützen, Veränderungen voranzutreiben, und als Vorreiter dafür, wie der Rest der Welt sich der Gleichstellung der Geschlechter nähert.
Menschen in aller Welt blicken auf die Spiele als ein Signal für Einigkeit, Hoffnung, Stolz und Inspiration. Vom fast ausgeglichen besetzten Teilnehmerfeld geht eine starke Botschaft aus.
Die Olympischen Spiele haben die Kraft, zu Veränderung und neuen Standards zu inspirieren. Kinder werden die Athleten sehen und danach grösser träumen. Ich glaube, dass Milano Cortina 2026 weniger Hindernisse überwinden muss als viele Spiele davor. Auch wenn Mailand nicht besonders nah an Cortina ist, bin ich davon überzeugt, dass sich die Reise zu jeder Sportstätte lohnen wird. Meine Hoffnung ist, dass die Zuschauer diese einzigartigen Orte erleben werden. (aargauerzeitung.ch)