Als der FC Basel am Dienstag vor einer Woche in Bubendorf zu Gast war, da konnte man etwas sehen, was man zuvor noch nicht gesehen hatte. Und damit ist nicht gemeint, dass der FCB aktuell in der Region gute Stimmung machen will und entsprechend ein Freundschaftsspiel organisiert hat. Und auch nicht, dass der FCB unter Heiko Vogel in Bubendorf doch tatsächlich einmal gewinnen konnte.
Nein, zu sehen war dort eine Ansammlung an Persönlichkeiten des Klubs, die in dieser Zusammensetzung noch nie zu sehen war. Denn auf dem Brühl in Bubendorf waren neben FCB-Boss David Degen auch Verwaltungsrat Andreas Rey, Marco Streller, Valentin Stocker, Nachwuchschef Daniel Stucki, der technische Leiter des Nachwuchses, Martin Andermatt, sowie der frühere, langjährige Chefscout Ruedi Zbinden zugegen.
Man konnte das als Höflichkeits-Geste gegenüber dem ersten regionalen Klub, bei dem man gastierte, interpretieren. Oder aber als Zeichen dafür, dass sich da etwas zusammenbraut rund um diese Konstellation.
Wer auf Letzteres getippt hat, der sollte Recht behalten. Denn wie der FCB am Mittwoch schreibt, setzt sich aus genau diesen Personen nun die neue Sportkommission zusammen. Wie der FCB mitteilt, habe man sich dazu entschieden, «zu diesem Modell zurückzukehren». Das neu installierte Organ «vereint die abteilungsübergreifend vorhandene Expertise in einem Gremium», so der FCB weiter.
ℹ️ Der FC Basel 1893 installiert eine Sportkommission.
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) October 25, 2023
Der Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG hat sich dazu entschieden, zum Modell einer Sportkommission zurückzukehren. Das neu geschaffene Organ bildet fortan die sportliche Leitung und vereint die abteilungsübergreifend…
Der Klub erklärt überdies, dass man bewusst auf Personen setze, die nicht direkt im operativen Tagesgeschäft der 1. Mannschaft tätig seien. Dass man dadurch «in jeder Situation Kontinuität und Unabhängigkeit garantieren und die sportliche Entscheidungsfindung auf mehrere Schultern verteilen» wolle.
Er schreibt auch, dass man situativ weiter Personen wie den Cheftrainer oder Chefscout Patrick Dippel beiziehen könne und wolle. Und schliesslich und wenig überraschend sagt der FCB auch, dass die Leitung dieses neuen Gremiums Verwaltungsratspräsident David Degen obliegt. Was so viel heisst wie: Der Chief Football Officer, der Degen schon war, ist nun offiziell der Sportchef.
Was die Mitteilung des Vereins nicht beinhaltet, ist der Fakt, dass Heiko Vogel de facto damit nicht mehr Sportchef ist. Zwar erklärte der Bis-auf-weiteres-Coach bereits an der Entlassungs-Pressekonferenz von Timo Schultz, «dass der Sportchef jetzt Pause hat». Jetzt hat der Sportchef in Person von Vogel aber gar ganz ausgedient. Scheitert Vogel folglich als Trainer, wäre seine zweite Zeit beim FCB zu Ende.
Der FCB selbst kehrt damit zu jenem Modell zurück, welches die Basler bis vor der Installation Vogels als Sportchef ohnehin schon hatten. Erstmals legt der Klub auch so klar offen, wer Einsatz hat in dieser Kommission.
Man darf die Konstellation durchaus als Zeichen zur Einbindung des Nachwuchses sehen (Stucki und Andermatt), als Versuch des Anknüpfens an frühere Talent-Entdeckungen (Zbinden) sowie dafür, dass Degen versucht, die Verantwortung auf weitere Schultern zu verteilen. Es sind die Schultern von bekannten Personen (Stocker und Streller), die damit einen Schritt aus der zweiten Reihe und etwas mehr ins Scheinwerferlicht machen.
Und man kann es durchaus auch als Eingeständnis erachten, dass das klassische Sportchef-Modell in Basel gescheitert ist. Einerseits bestimmt, weil Vogel in dieser Funktion nicht das brachte, was man sich erhofft hatte. Andererseits aber sicher auch, weil mit David Degen eine Persönlichkeit im Verwaltungsrat sitzt, die ihr Wissen und Know-how genau in diesem Gebiet hat, es immer wieder einbrachte, was auch richtig ist. Schliesslich soll der Verein von seinem Netzwerk und seinen Erfahrungen profitieren.
Dass daneben ein klassischer Sportchef aber keinen Raum hat, war absehbar. Und jetzt, da Vogels primäre Rolle des «Sparringspartners des Trainers» wegfällt, da er selber Trainer ist, macht dieser Schritt nur Sinn. (bzbasel.ch)
FCB: „Hold my Klöpfer“