Der diesjährige Davis Cup beginnt für die Schweiz und Stan Wawrinka gleich mit einem doppelten Ärgernis. Auf dem Platz unterliegen sowohl Dominic Stricker als auch Stan Wawrinka im Einzel sowie im Doppel mit Marc-Andrea Hüsler. Einzig Stricker gelingt in seinem Spiel gegen Adrien Mannarino ein Satzgewinn. Und auf der Tribüne waren dabei vor allem leere Stühle zu sehen – was Wawrinka zu deutlicher Kritik anregte.
«Danke, Gerard Piqué und ITF», schrieb er zu einem Video, das die mehrheitlich leeren Ränge zeigt, auf X (vormals Twitter). Dazu packte er noch ein wütendes Emoji. Die Investmentgruppe «Kosmos» des früheren Fussballers Piqué hatte die Organisation des Nationen-Wettbewerbs im Jahr 2018 übernommen und den Modus revolutioniert.
Thank you @3gerardpique @ITFTennis 🤬🤦🏻♂️! @DavisCup France vs Switzerland in Manchester lol pic.twitter.com/XqcqSQEURd
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) September 12, 2023
Statt das Turnier weiterhin ausschliesslich im K.o.-System auszutragen, wurde eine Gruppenphase eingeführt. Auch in diesem Jahr spielen 16 Teams in vier Gruppen um den Einzug in die Viertelfinals. Alle Spiele einer Gruppe werden dabei am selben Ort ausgetragen, anders als früher finden die Partien dadurch nicht immer im Land eines der beiden Gegner statt. Der Tennis-Weltverband ITF stellte sich trotz Gegenwehr aus der Tennis-Szene nicht gegen diese Neuerungen.
Für das Aufeinandertreffen zwischen der Schweiz und Frankreich interessierten sich in Manchester nur wenige neutrale Fans. Ein starker Kontrast zu den gefüllten Stadien wie beispielsweise 2014 als die Schweiz dank Wawrinka und Roger Federer im Davis Cup triumphierte und die Franzosen im Final in Villeneuve-d'Ascq schlug.
Den Affront liess Piqué aber nicht auf sich sitzen. In seiner Antwort strich er die Zuschauerzahlen aus dem letzten Jahr heraus und schrieb zudem: «Wir organisieren den Davis Cup nicht mehr.» Wawrinka amüsierte sich über die Replik des Spaniers: «Nach einem schlechten Tag auf dem Court brachte mich das immerhin zum Lachen! Es wäre grossartig zu verstehen, weshalb der 25-Jahres-Deal bereits nach fünf Jahren gestoppt wurde, wenn es doch so ein grosser Erfolg war.»
After a bad day on court this at least made me laugh !
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) September 12, 2023
It would be great to understand more if it was such a success last year, why the 25 years deal stopped after 5 years …
Die ITF kündigte Anfang Jahr die Trennung von «Kosmos» an und übernahm wieder die volle Kontrolle über den Davis Cup. Ursprünglich war der Vertrag, den sich das Unternehmen drei Milliarden Dollar kosten liess, auf 25 Jahre ausgelegt. «Kosmos» forderte im Anschluss eine Entschädigung von bis zu 45 Millionen Euro.
Doch Wawrinka war nicht der einzige, der sich über die Veränderungen am Davis Cup échauffierte. Der US-Amerikaner Mardy Fish, einst die Weltnummer 7 und nach seiner Karriere zeitweise Captain des US-Teams, bilanzierte: «Sie haben den Davis Cup gekillt.»
Auch Tennis-Experte Stuart Fraser reagierte auf das Video des Schweizers und rief in Erinnerung, was ITF-Präsident David Haggerty nach der Übernahme durch Piqués Investmentgruppe erreichen wollte: «Eine Fussball-WM-Atmosphäre.» Der 38-jährige Wawrinka fragte danach: «Wieso entscheidet er noch über die Zukunft des Davis Cups, nachdem er ihn so schlechtgemacht hat?»
Für das Team um Wawrinka und Stricker bleiben nach der 0:3-Niederlage gegen Frankreich noch die Partien gegen Australien und Grossbritannien, um doch noch den Viertelfinal zu erreichen. (nih)