Nirgendwo auf der Welt wird die Verbreitung des Coronavirus mit härteren Massnahmen bekämpft als in der australischen Metropole Melbourne. Der Grossraum mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern befindet sich seit fast zwei Monaten in einem strikten Lockdown – bereits zum sechsen Mal. Die Grenzen sind derzeit noch geschlossen, ab November darf ausreisen, wer vollständig geimpft ist. Wer zurückkehrt, muss in Quarantäne. Mit der Ausbreitung der Deltavariante hat die Null-Covid-Strategie ausgedient. Stattdessen soll nun eine möglichst hohe Impfquote erreicht werden.
Keine Ausnahmen erwarten dürfen Tennisspielerinnen- und Spieler, die an den Australian Open (ab 17. Januar) antreten wollen: Wer nicht geimpft ist, kann nicht einreisen und ist von der Teilnahme ausgeschlossen.
Davon betroffen wäre – Stand jetzt – auch der erfolgreichste Tennisspieler der Gegenwart: Novak Djokovic, neunfacher Sieger der Australian Open, Titelverteidiger und auf der Jagd nach seinem 21. Grand-Slam-Titel.
Mitte September sagte Djokovic, es sei eine persönliche Entscheidung, ob sich jemand impfen lassen wolle, oder nicht. Der Serbe hegt seit Ausbruch der Pandemie Vorbehalte und machte schon klar, dass er sich nicht wird impfen lassen, als noch nicht absehbar war, ob es überhaupt je ein Vakzin geben würde. Im Frühling 2020 schrieb er: «Ich bin dagegen und möchte nicht, dass mich jemand zwingt, einen Impfstoff einzunehmen, um reisen zu können. Ich entscheide darüber, was für meine Körper am besten ist.»
Novak Djokovic hatte im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der ersten Welle die Adria-Tour veranstaltet, eine Turnierserie auf dem Balkan, bei der es zu mehreren Ansteckungen mit dem Virus gekommen war, darunter Djokovic selber. Die Adria-Tour wurde daraufhin vorzeitig abgebrochen und Djokovic flüchtete mit einem Privatjet von Belgrad nach Monte Carlo.
Novak Djokovic steht stellvertretend für die fehlende Impfbereitschaft im Tennistross. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern haben sich bisher nur die Hälfte impfen lassen. Zum Vergleich: In der Eishockeyliga NHL liegt der Anteil der Geimpften bei 85 Prozent, in der Basketballliga der Frauen, der WNBA, sogar bei 99 Prozent. Allerdings handelt es sich dabei auch um Mannschaftssportler, die Angestellte, denen bei positiven Tests Lohnkürzungen drohen. Im Tennis gibt es mit der Professional Tennis Players Association PTPA zwar eine Gewerkschaft, doch deren Präsident gehört eben zu den grössten Bedenkenträgern: Es ist Novak Djokovic.
Die abwartende bis ablehnende Haltung vieler Sportlerinnen gegenüber der Impfung hatte die Profi-Organisationen der Frauen (WTA) und der Männer (ATP) zu einer Stellungnahme veranlasst. Beide richteten aus, sie seien im Austausch mit Experten und würden eine Impfung empfehlen. Der Empfehlung gefolgt sind Roger Federer und Rafael Nadal sowie Andy Murray, der in New York klar Position bezog, als er sagte: «Ich kann seither wieder ein relativ normales Leben geniessen, die nicht geimpften Spieler können das nicht. Ich bin sicher, dass sie das auf Dauer frustrieren wird.»
Schon in diesem Jahr fanden die Australian Open unter erschwerten Bedingungen statt: In eigens zur Einreise gecharterten Flugzeugen waren mehr als 1000 Athletinnen und Begleitpersonen aus aller Welt nach Australien gelangt. Nachdem das Virus auf mehreren Flügen eingeschleppt worden war, ordneten die Behörden für einen Grossteil des Trosses eine 14-tägige Quarantäne an, ohne Möglichkeit, das Zimmer zu verlassen. Von dieser Massnahme damals betroffen war auch Belinda Bencic.
Bencic hat bisher auf eine Impfung verzichtet und angekündigt, die Situation nach den US Open neu zu beurteilen. Ein Impfobligatorium in Australien dürfte in ihren Überlegungen eine grössere Rolle spielen. Allerdings hat Bencic derzeit ganz andere Sorgen. Vergangene Woche hatte sie sich in Chicago am Knie verletzt. Noch ist offen, wie gravierend die Blessur ist. Anfragen der «Aargauer Zeitung» blieben bisher unbeantwortet.
und Australien entscheidet über die Sicherheit Ihrer Bevölkerung.
Kann er ja im Home Office arbeiten.