Stan Wawrinka ist neben Roger Federer das Sorgenkind im Schweizer Tennis. Im März musste sich der 36-Jährige einer Operation am linken Fuss unterziehen. Ein kleiner Eingriff, der gut verlaufen sei, liess er damals ausrichten. Doch im Juni musste sich Wawrinka erneut unters Messer legen. «Gleicher Ort, anderer Tag. Das ist nicht, wo ich sein will. Aber ich habe trotzdem ein Lachen im Gesicht.» Roland Garros, Wimbledon, die Olympischen Spiele in Tokio und die US Open verpasste der dreifache Grand-Slam-Sieger. Seine letzte Partie bestritt er am 9. März in Dubai.
Same place , different day , not where I wanted to be but still a smile on my face 🧸🙏🏻👨🏻⚕️💉🩹🤷🏻♂️🙃🤍 #iwillbeback #recovery #seeyousoon pic.twitter.com/PIyIFQa93t
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) June 21, 2021
Seit Mitte August trainiert Stan Wawrinka in Paris auf der Anlage von Paris Saint-Germain, dem wohl teuersten und exklusivsten Fussballteam der Geschichte. Im Sommer veredelte die Qatar Sports Investment, der das Starensemble um Neymar und Kylian Mbappé seit 2011 gehört, das Kader mit dem sechsfachen Weltfussballer Lionel Messi. Als Präsident des Klubs verwaltet der 47-jährige Nassim Al-Khelaifi die Öl-Milliarden des Emirs von Katar. Al-Khelaifi, dessen eigenes Vermögen auf «nur» 250 Millionen Dollar geschätzt wird, spielte früher für Katar im Davis Cup, ist Präsident des katarischen Tennisverbands und Direktor des ATP-Turniers in Doha.
Selbstverständlich trainiert Wawrinka nicht mit den Fussballern, aber dank der Verbindung zu Al-Khelaifi kann er auf das medizinische Personal und die herausragende Infrastruktur zurückgreifen. Die Rehabilitation nach dem letzten Eingriff, zu dem er sich nie detailliert geäussert hat, bei dem es gemäss «Le Parisien» um die Achillessehne gegangen sei, findet unter der Anleitung des italienischen Physiotherapeuten Dario Fort statt. Überwacht wird der Prozess von PSG-Teamarzt Christophe Baudot, der zuvor in Marseille, Lyon und beim Rugbyverband gearbeitet hat und als Arzt des marokkanischen Davis-Cup-Teams Erfahrung im Tennis mitbringt.
Hinter Wawrinka liegen schwierige Monate, wie er jüngst im Gespräch mit seinem Ausrüster sagte: «Es gibt viele Sachen, die man über Athleten nicht weiss. Darüber, was sie alles durchmachen. Man sieht immer nur die guten Seiten. Aber es ist schwierig für viele von uns, auch für mich.» Schon 2017, nachdem er einen Knorpelschaden am Knie hatte operieren lassen, sprach Wawrinka von «depressiven Episoden» und «dunklen Stunden».
Ein Rücktritt ist kein Thema, obwohl er 36-jährig und in der Weltrangliste nur noch im 83. Rang klassiert ist. Wawrinka sagte: «Das Leben auf der Tour ist etwas ganz Besonderes, und man hat es sich schon in jungen Jahren ausgesucht.» Zuletzt sei in seinem Körper einiges los gewesen. Doch er sei zuvor von Verletzungen verschont geblieben. Wawrinka sagt: «Ich möchte unbedingt zurückkommen, zurück zu den Emotionen, die mir das Tennis gibt, ins Stadion, zu den Fans. Ich vermisse dieses Leben.»
Wann und wo Stan Wawrinka in den Tenniszirkus zurückkehrt, ist weiter offen. Sein Management reagierte bisher nicht auf wiederholte Anfragen dazu. Sicher ist: In Paris ist Stan Wawrinka derzeit in den besten Händen.
Der Mann hat in der Ära der grossen Federer/Nadal/Djokovic drei Grand Slams gewonnen. Wahnsinn.