Gestern schockierte Roger Federer mit seiner Aussage, er wäre unglaublich überrascht, wenn er nächsten Sommer in Wimbledon schon wieder spielen würde. Wann der Maestro wieder auf dem Court steht, ist also weiterhin offen. Viele Erfolge wird er aber sowieso nicht mehr feiern können. Höchste Zeit also, ein Blick auf seine möglichen Nachfolger zu werfen.
Einer von ihnen weilt nämlich bereits jetzt an den Nitto ATP Finals in Turin: der Aargauer Jérôme Kym. Zwar agiert der 18-Jährige in der norditalienischen Metropole lediglich als «Sparringspartner» der Stars, doch der Aufschlagsspezialist aus Möhlin gilt seit einigen Jahren als grosses Versprechen für die Zukunft.
Das erste Mal auf sich aufmerksam machte Kym im Februar 2019. Zusammen mit Henri Laaksonen gewann der damals 15-Jährige im Davis-Cup gegen Russland seine Doppelpartie und avancierte damit zum jüngsten Davis-Cup-Spieler der Schweizer Geschichte. Damit löste er Heinz Günthardt in der ewigen Bestenliste ab.
So vielversprechend Kyms Zukunft aussah, so schmerzhaft war sein Aufprall in der Realität. Die Karriere geriet danach nämlich arg ins Stocken. Der Rückschritt blieb auch Severin Lüthi nicht verborgen. «Es hat mir nicht gefallen, wie er sich danach entwickelt hat», sagte der Teamchef des Schweizer Davis-Cup-Teams gegenüber der AZ. Und auch Jérôme Kym blickt selbstkritisch zurück:
Mittlerweile hat sich Kym aber wieder gefangen und glänzte diesen Sommer an den Juniorenturnieren in Wimbledon und den US Open mit einer Viertelfinal- beziehungsweise Halbfinalqualifikation. Diese Resultate brachten ihm dann auch die Nominierung in Turin ein. «Es ist normal, dass die besten Junioren für die ATP Finals aufgeboten werden, um mit den Stars zu trainieren», sagt Jérôme Kym.
Diese Ehre wurde nun ihm zuteil. Entsprechend aufregend gestalteten sich die vergangenen Tage: «Ich bin seit einer Woche da und habe bereits einige Trainingsstunden hinter mir.» Die Euphorie wie auch der Stolz, gegenüber den Weltstars wie Djokovic, Zverev und Medwedew zu stehen, ist deutlich in seiner Stimme zu hören.
Er geniesse es einfach, mit seinen Vorbildern auf dem gleichen Platz zu stehen: «Ich sauge jeden Moment auf.» Daneben ist es eine einzigartige Möglichkeit für den jungen Schweizer, sich mit den besten Tennisspielern der Welt zu messen.
Euphorisch erzählt Kym, wie es ihm gelingt, den Topspielern das eine oder andere Game abzunehmen. Besonders erfreue ihn aber das positive Feedback, das er von seinen prominenten Trainingspartnern erhält. «Alle sagen, dass ich Riesenpotenzial habe, um eines Tages an die Spitze zu kommen», sagt Kym begeistert.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Das ist auch dem 18-Jährigen aus Möhlin bewusst. Doch das Training in Turin ist für ihn eine zusätzliche Motivationsspritze, hart an sich zu arbeiten, um eines Tages auf der anderen Seite des Netzes zu stehen.