Nachwuchshoffnung Dominic Stricker muss nach langem Kampf im Achtelfinale die Segel an den Swiss Indoors in Basel streichen. Der 20-jährige Berner verliert gegen den als Nummer 5 gesetzten Spanier Pablo Carreño Busta (ATP 15) mit 5:7, 7:6 (7:3), 4:6.
Stricker verpasste damit den Coup, der Marc-Andrea Hüsler vor einem Monat in Sofia gelungen ist. Hüsler besiegte in Bulgarien auf dem Weg zu seinem ersten ATP-Turniersieg Carreño Busta in drei Sätzen.
Allerdings erspielte sich Stricker gegen den Spanier ebenfalls Chancen. Im ersten Satz hielt er bis zum 5:5 mit. Im Entscheidungssatz hatte er lange Vorteile und drei Breakbälle. Er nützte seine Möglichkeiten aber nicht mehr derart effizient wie am Dienstag gegen Maxime Cressy.
Mit den 45 ATP-Punkten für die Achtelfinalqualifikation verbesserte Stricker in Basel seine Ausgangslage hinsichtlich des in neun Tage beginnenden Next-Gen-Masters in Mailand (U21) markant. Mit einem Exploit gegen Carreño Busta hätte er das Ticket für Mailand gelöst. So aber muss er um dieses Highlight weiter bangen.
Nach Absagen von Carlos Alcaraz und Jannik Sinner (fürs richtige Masters qualifiziert) belegt Stricker derzeit Platz 7. Verfolgt wird er von den Italienern Francesco Passaro, Luca Nardi, Matteo Arnaldi sowie dem Kasachen Timofey Skatow.
Im Gegensatz zu Stricker und Stan Wawrinka schied Marc-Andrea Hüsler (ATP 62) zuvor bereits in der Startrunde aus. Aber auch der 26-jährige Zürcher gab in der St. Jakobshalle eine gute Figur ab. Er musste gegen Felix Auger-Aliassime, die Nummer 9 der Welt, erst nach 2:21 Stunden mit 7:6 (7:3), 4:6, 4:6 kapitulieren.
Dementsprechend gross war nach dem Spiel auch die Enttäuschung bei Hüsler: «Vor allem, weil ich gemerkt habe, dass ich sehr nah dran war, ihn zu schlagen. Es hat nur wenig gefehlt.» Der Kanadier gewann in den letzten zwei Wochen Hallenturniere in Florenz und Antwerpen und feierte den neunten Sieg hintereinander. Hüsler spielte in seiner Karriere erstmals gegen einen Top-10-Spieler.
Trotz des knappen Ausgangs befand sich Marc-Andrea Hüsler in diesem letzten Erstrundenspiel selten im Vorteil. Den ersten Satz sicherte sich der Schweizer nach zwei abgewehrten Satzbällen. Im zweiten Durchgang verlor Hüsler gleich sein erstes Aufschlagspiel. «Direkt nach dem Satzgewinn, unnötig das Break zu kassieren, tut immer weh – auf dem Centre Court in Basel noch ein bisschen mehr», sagt Hüsler danach.
Dazu kam, dass Auger-Aliassime hervorragend aufschlug. In den Sätzen zwei und drei gewann Hüsler gegen den Aufschlag des Kanadier bloss einmal zwei Ballwechsel. «Ich habe, glaube ich, noch nie gegen jemanden gespielt, der über das ganze Spiel so gut aufgeschlagen hat.» Im Vergleich dazu hätte der Gegner zu wenig machen müssen, um Hüsler den Aufschlag abzunehmen.
Seit seinem ersten Turniersieg auf der ATP-Tour in Sofia kassierte Hüsler hintereinander Startniederlagen in Astana (gegen Emil Ruusuvuori), Antwerpen (gegen Francisco Cerundolo) und Basel. An den Swiss Indoors gewann Hüsler noch nie eine Partie (drei Startniederlagen in der Qualifikation von 2017 bis 2019).
Dennoch überwogen für Hüsler die positiven Aspekte: «Ich habe in dieser Saison alle meine Ziele übertroffen. Dass ein Top-Ten-Spieler, der nach Turniersiegen in Florenz und Antwerpen vor Selbstvertrauen strotzt, gegen mich mit dem Aufschlag absolut ans Limit gehen muss, gibt mir Selbstvertrauen für alle künftigen Duelle gegen ähnlich starke Spieler.»
Die aktuelle Saison beendet Hüsler in Paris-Bercy. Dort startet er am Samstag ins Qualifikationsturnier.
Carlos Alcaraz, die jüngste Weltnummer 1 der Tennis-Geschichte, erreichte derweil bereits die Viertelfinals vom Freitag, in denen er auf Stricker-Bezwinger Pablo Carreño Busta treffen wird. Diese Partie findet am Donnerstag erst am späten Abend statt.
Nach 53 gewonnenen Einzeln und 5 Turniersiegen in dieser Saison (inklusive zwei Masters-1000-Turnieren und dem US Open) feierte Alcaraz diese Woche in Basel auch seine ersten Erfolge «indoor». Und erstmals steht er als Weltranglisten-Erster in den Viertelfinals eines Turniers.
Dass Alcaraz auch in der Halle gut spielen kann, überrascht gewiss niemanden. Vor genau einem Jahr in Wien feierte er indoor seine ersten Siege und stürmte in der österreichischen Metropole mit Siegen über Andy Murray und Matteo Berrettini in die Halbfinals. (nih/con/sda)