Knapp zwei Wochen befand sich Novak Djokovic in Selbstisolation, nachdem er und seine Frau Jelena sich bei der von ihm initiierten Adria-Tour mit dem Coronavirus infiziert hatten. Nun trainierte der 33-Jährige in der serbischen Hauptstadt Belgrad erstmals wieder, zusammen mit seinem Landsmann Viktor Troicki, der sich wie seine schwangere Frau ebenfalls mit dem Virus angesteckt hatte.
Und Djokovic sprach mit der serbischen Zeitung «Telegraf» auch über seine Pläne für die kommenden Wochen. Gemeldet sei er für die Turniere in Madrid (ab 13. September), Rom (20. September) und die French Open in Paris (ab 27. September).
Offen lässt der 17-fache Grand-Slam-Sieger, ob er für die US Open nach New York reisen wird. Das Turnier soll vom 31. August bis 13. September über die Bühne gehen, unter strengen Sicherheitsmassnahmen und ohne Publikum. Die Spieler sollen in einem von zwei offiziellen Hotels in der Nähe des John F. Kennedy-Flughafens kaserniert werden, dürfen nur von zwei Betreuern auf die Anlage in Queens begleitet werden und müssen sich regelmässig auf das Coronavirus testen lassen. Zwar bewilligte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo das Konzept, inzwischen erliess er aber für zahlreiche US-Bundesstaaten strikte Einreisebeschränkungen.
Auch zur medialen Berichterstattung im Zuge der von ihm initiierten Adria-Tour äusserte sich Novak Djokovic, der Kritik an der Veranstaltung schon vor dem ersten positiven Coronafall unter den Generalverdacht der Xenophobie gestellt hatte, indem er sagte, sie komme «vor allem aus dem Westen». Nun bezeichnete er die Kritik als «sehr bösartig», sie erinnere ihn an eine «Hexenjagd». Ein grosser Name müsse fallen. Einer, der dann für alles, was schief laufe, der Hauptschuldige sei. Rückendeckung erhielt er in den vergangenen Wochen von der serbischen Premierministerin Ana Brnabic, die Djokovic in Schutz nahm und jeglicher Schuld freisprach.
Djokovic hatte zunächst mit einem Boykott der US Open gedroht, für den Fall, dass er nur von einem Teil seines Betreuerteams begleitet werden dürfe. Als der amerikanische Tennisverband Mitte Juni sein überarbeitetes Konzept vorlegte und die Durchführung garantierte, sagte der dreifache Sieger (2011, 2015 und 2018): «Das sind fantastische Neuigkeiten. Ich bin sicher, dass ich damit im Namen meiner Kollegen spreche.» Diese zeigten sich in zuvor verstimmt, weil Djokovic, Präsident des Spielerrats, einer Videokonferenz fern geblieben war. Nun vollzieht Djokovic also erneut eine Kehrtwende und stellt seine Teilnahme bei den US Open wieder in Frage.
Gut möglich, dass mit Rafael Nadal auch der Titelverteidiger auf die US Open verzichtet. Der Spanier bestätigte am Montag seine Teilnahme in Madrid, das bereits in der Woche nach dem Final der US Open stattfindet. Zwar hat Nadal das Turnier im letzten Jahrzehnt vier Mal gewonnen, gilt aber als Sandspezialist. In den beiden Wochen zwischen den US Open finden die Turniere in Madrid und Rom statt. Im Erfolgsfall müsste Nadal also sechs Wochen durchspielen. Zudem fällt mit der Revision des Ranking-Systems der Druck weg, die Punkte verteidigen zu müssen.