Als Novak Djokovic am Montag erstmals seit seiner Aufgabe im Halbfinal der Australian Open vor knapp einem Monat in der Öffentlichkeit auftrat, waren seine muskulären Probleme nur eine Randnotiz. Das dominierende Thema im Tenniszirkus ist derzeit die Dopingsperre gegen Jannik Sinner.
Der Italiener hat mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) überraschend einen Vergleich geschlossen und einer dreimonatigen Sperre zugestimmt. Der dreifache Grand-Slam-Sieger darf bis zum 4. Mai nicht bei Turnieren antreten, verpasst damit keine wichtigen Turniere und kann sowohl bei den French Open in Paris im Mai und in Wimbledon im Juli antreten. Der auf Mitte April angesetzte Termin beim internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS) wird damit hinfällig. Die Wada hatte die Entscheidung der International Tennis Integrity Agency (Itia) überprüfen lassen wollte.
Sinner war im März 2024 zwei Mal positiv getestet worden. Dieser hatte argumentiert, die verbotene Substanz Clostebol sei bei einer Massage über die Hände eines Betreuers in seinen Körper gelangt. Die Tennis-Agentur Itia sah kein vorsätzliches Verschulden und keine Fahrlässigkeit und verzichtete auf eine Sperre. Die Wada sah zumindest eine Teilschuld.
I don’t believe in a clean sport anymore …
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) February 15, 2025
In der Tennisszene löst der «Vergleich» teilweise heftige Reaktionen aus. «Ich glaube nicht mehr an einen sauberen Sport», kommentierte zum Beispiel Stan Wawrinka, immerhin ein dreifacher Grand-Slam-Sieger.
Dabei gilt festzuhalten: Die festgestellte Menge ist verschwindende klein und mehrere Gutachter kamen in den letzten Monaten zum Schluss, dass Sinners Erklärung plausibel und glaubwürdig ist. Als stossend empfunden wird nicht das vermeintlich milde Urteil, sondern die fehlende Linie.
Etwas, das auch Novak Djokovic nun moniert. Er bezeichnet die Sperre als «uneinheitlich» und «sehr unfair». «Die Mehrheit der Spieler hat das Gefühl, dass es zu Bevorzugung kommt. Es scheint, als könne man das Ergebnis beeinflussen, wenn man ein Topspieler ist und Zugang zu den besten Anwälten hat.» Ein gleiches Muster erkenne er im Fall von Iga Swiatek. Die ehemalige Nummer eins der Frauen war Ende 2024 nach einem positiven Dopingtest nur für einen Monat suspendiert worden,
Andere würden länger gesperrt, oder müssten viel länger auf ein Urteil warten, kritisierte Djokovic. Simona Halep zum Beispiel oder die Britin Tara Moore sowie «einige andere Spielerinnen, die vielleicht weniger bekannt sind, kämpfen seit Jahren darum, ihre Fälle zu klären, oder sind seit Jahren gesperrt.» Es fehle an Einheitlichkeit und Transparenz.
Kritik kommt auch vom Deutschen Alexander Zverev, der Sinner im Final der Australian Open unterlegen war: Der Prozess bis hin zur Dopingsperre sei «seltsam», sagte der 27-Jährige. Entweder man habe sich «nichts zu Schulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden», sagte Zverev am Rande des ATP-Turniers in Rio de Janeiro: «Aber wenn man sich etwas zu Schulden kommen lässt, dann sind drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre, oder?»
Djokovic forderte grundlegende Veränderungen: «Es ist an der Zeit, uns wirklich mit dem System zu befassen, denn das System und die Struktur funktionieren nicht für die Dopingbekämpfung, das ist offensichtlich.» Das Problem sei das «mangelnde Vertrauen» der Spielerinnen und Spieler in die Wada und die Itia. Selbst die Weltranglistenerste der Frauen, Arina Sabalenka, sagte jüngst, sie habe «panische Angst vor dem System».
Das «System» sei problematisch und es fehle an Reformwillen, kritisiert auch die Spielervereinigung PTPA, deren Gründer Novak Djokovic ist. «Die angebliche Einzelfallentscheidung ist in Wirklichkeit nur eine Vertuschung unfairer Geschäfte und inkonsistenter Lösungen», schrieb die PTPA und beklagte mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit.
Nun will die PTPA gegen diese Verunsicherung vorgehen. Ende Januar lancierte sie eine unentgeltliche Rechtshilfe für Spielerinnen und Spieler, die sich mit Dopingvorwürfen konfrontiert sehen. Damit nicht nur Jannik Sinner und Iga Swiatek auf die besten Anwälte zurückgreifen können. (bzbasel.ch)
Scheint korrekt zu sein ja...Er hat ja auch nur dank seinen Anwälten und seiner Bekanntheit eine langfristige Einreisesperre nach Australien abwenden können...Diese Doppelmoral aber auch immer :)