Seit gestern ist Roger Federer einen seiner wertvollsten Rekorde los. Novak Djokovic steht in der 311. Woche an der Spitze der Weltrangliste und hat den Schweizer «Maestro» damit abgelöst. Das wird in Serbien gefeiert – und wie!
Hunderte Fans kamen in der Hauptstadt Belgrad vor seinem Restaurant «Novak 1» zusammen, um ihren Liebling hochleben zu lassen. Mit viel Begeisterung, aber nicht immer mit Schutzmaske und gänzlich ohne Abstand. «Heute ist ein besonderer Tag für mich, meine Familie und Serbien», sagte Djokovic. Der Erfolg gehöre nicht nur ihm, sondern der ganzen Nation.
Erstmals an der Spitze der Weltrangliste tauchte Djokovic vor fast zehn Jahren auf, nachdem er im Juli 2011 das Grand-Slam-Turnier von Wimbledon gewonnen hatte. Er erreichte damit ein Ziel, das er schon als talentierter Siebenjähriger genannt hatte:
7-year-old @DjokerNole wanted to become No.1 ☺️
— Tennis TV (@TennisTV) March 8, 2021
26 years later, he's the No.1 of No.1s...🤯
(via @RTS_Sport) pic.twitter.com/bphRuNUIh8
Ohne Corona hätte Djokovic den Rekord von Roger Federer schon früher an sich gerissen. Doch wegen der Pandemie war die Weltrangliste zwischenzeitlich eingefroren worden.
Diese Bestmarke an sich zu reissen war ein grosses Ziel des 33-jährigen Serben gewesen. Kein Rekord ist für die Ewigkeit, aber zumindest in naher Zukunft droht Djokovic keine Gefahr, ihn zu verlieren. Einerseits ist sein Vorsprung riesig, er wird den Rekord zunächst noch weiter ausbauen.
Dazu kommt, dass für seine Dauerrivalen Federer (310 Wochen als Nummer 1) und Rafael Nadal (209 Wochen) weitere Siege an Grand-Slams im Fokus stehen und nicht die Rückkehr auf den Tennis-Thron. Der einzige andere aktive Spieler, der die Weltrangliste anführte, war für 41 Wochen Andy Murray. Der häufig verletzte Schotte steht dem Karriereende wesentlich näher als 270 weiteren Wochen auf Rang 1.
Dieser Punkt in der GOAT-Debatte, jener um den Greatest of All Times, geht also an Novak Djokovic. In einem anderen Rennen hat er noch Rückstand. Der jüngste Triumph an den Australian Open war sein 18. Sieg an einem Grand-Slam-Turnier, Federer und Nadal haben beide jeweils 20 davon gewonnen. «Ich bin immer noch hungrig und möchte weiter Tennis spielen, aber ich muss Tage wie heute feiern», sagte Djokovic gestern Abend.
Roger Federer, der in dieser Woche sein Comeback nach mehr als einem Jahr Verletzungspause gibt, findet die GOAT-Debatte übrigens «grossartig und interessant», wie er im Vorfeld des Turniers von Doha (Katar) sagte. «Was Novak und Rafa gezeigt haben, ist aussergewöhnlich, sind sie doch auch nicht mehr 25. Trotzdem scheint es, als seien sie noch immer auf dem Höhepunkt.»
Für ihn sei es damals wichtig gewesen, den Rekord von Pete Sampras zu knacken. «Nun bin ich wohl für Rafa und Novak die Messlatte, wie es Pete für mich war. Natürlich würde ich meine Rekorde gerne behalten, aber Rekorde sind da, um gebrochen zu werden.»
Während Federer morgen zum mit Spannung erwarteten Spiel gegen Daniel Evans oder Jérémy Chardy antritt, legt nun Djokovic eine Pause ein. Er kehrt Ende März am Masters-1000-Turnier in Miami zurück. Anschliessend ist es sein Plan, in Monte Carlo und Belgrad die Sandplatz-Saison zu eröffnen.