Belinda Bencic gibt sich in der ersten Runde der US Open keine Blösse. Die als Nummer 16 gesetzte Ostschweizerin bekundet zum Auftakt gegen die Qualifikantin Zhang Shuai mit 6:3, 6:3 kaum Mühe.
Bencic kam gegen die Chinesin Zhang (WTA 114) in knapp unter eineinhalb Stunden zum erwarteten Sieg. Auf ihre Gegnerin in der 2. Runde muss sie noch warten. Es wird die Amerikanerin Ann Li (WTA 69) oder die Slowakin Rebecca Sramkova (WTA 38) sein, die erst am Montag spielen.
Bencic geriet gegen die routinierte, 36-jährige Zhang, die einst die Nummer 22 der Welt war, nur zu Beginn mit 0:2 in Rücklage. Danach stellte sie sich zunehmend besser auf das druckvolle, aber auch fehleranfällige Spiel der Chinesin ein. In der Folge gab sie ihren Aufschlag nicht mehr ab, schaffte aber mit Breaks zum 4:3 und 6:3 im ersten sowie zum 5:3 im zweiten Satz die entscheidende Differenz.
Rebeka Masarova (WTA 108) scheitert hingegen in New York erwartungsgemäss in der 1. Runde. Gegen die Titelverteidigerin und Weltnummer 1 Aryna Sabalenka unterliegt die Baslerin 5:7, 1:6. Dabei zeigte sie aber eine couragierte Leistung.
Erstmals durfte sie gegen die Titelverteidigerin Aryna Sabalenka im grössten Tennisstadion der Welt mit über 23'000 Plätzen antreten, und sie liess sich von der gewaltigen Kulisse nicht beeindrucken. Die gross gewachsene und kräftige Masarova hielt dem Druck der Belarussin mehr als stand und ging sogar mit einem Break 3:2 in Führung. Am Ende konnte sie aber ihre – wenigen – Chancen zu wenig nutzen. Beim Satzball zum 5:7 verpasste sie den Punkt mit einem aufgelegten Smash.
Zum für die Schweizerin ungewohnten Prozedere gehörte auch das Live-Interview vor dem Gang auf den Platz. Sie wolle einfach ihr Spiel spielen, das umsetzen, was sie sich vorgenommen habe, sagte Masarova. Dies gelang ihr über weite Strecken hervorragend, auch wenn es am Ende – wie vor zwei Monaten in Berlin – nicht zum Sensationssieg gegen die Weltnummer 1 reichte.
Im zweiten Satz fiel eine Vorentscheidung gleich zu Beginn. Masarova konnte im ersten Game ein 0:40 nicht zum Break nutzen und verpasste anschliessend zwei Chancen zum 1:1. Danach liess sich Sabalenka nicht mehr vom direkten Weg in die 2. Runde abbringen. Unter Druck unterliefen der Baslerin dann auch zu viele Fehler.
Völlig chancenlos blieb hingegen Jil Teichmann (WTA 87). Sie unterliegt der vierzehn Positionen schlechter klassierten Caty McNally 2:6, 2:6.
Nach einer enttäuschenden Leistung war das Turnier für Teichmann bereits nach 65 Minuten zu Ende. Sie verlor beim sechsten Anlauf am US Open zum vierten Mal in der 1. Runde.
Der Schweizer Tennisprofi Jérôme Kym überrascht bei seiner Grand-Slam-Premiere positiv. Beim US Open zieht der Qualifikant mit einem Viersatzsieg gegen Ethan Quinn in die 2. Runde ein.
Nach etwas über zweieinhalb Stunden nutzte Kym (ATP 175) seinen zweiten Matchball zum 6:3, 6:2, 3:6, 7:6 (7:5) über den deutlich höher eingestuften Amerikaner Quinn (ATP 84). Der 22-jährige Aargauer hatte sich erstmals überhaupt für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers qualifiziert. In der 2. Runde trifft Kym auf den als Nummer 30 gesetzten Amerikaner Brandon Nakashima.
In seinem ersten Match auf drei Gewinnsätze überhaupt startete Kym druckvoll und konzentriert. Bei eigenem Aufschlag unantastbar, gelangen ihm selber Breaks zum 4:2 im ersten sowie zum 1:0 und 5:2 im zweiten Durchgang. Einzig im dritten Durchgang liess ihn der Service ein wenig im Stich, der noch ein Jahr jüngere, im Aufstieg begriffene Quinn konnte noch einmal verkürzen.
Am Ende behielt Kym aber die Nerven. Das entscheidende Tiebreak im vierten Satz schloss der 1,98 m grosse Fricktaler mit einem Ass ab und machte so den grössten Erfolg seiner Karriere perfekt. Nebenbei verdient der so oft von schweren Verletzungsrückschlägen geplagte Aargauer ein Preisgeld von mindestens 154'000 Dollar.
Der Grand-Slam-Rekordhalter Novak Djokovic wankt zwischenzeitlich, fällt aber (noch) nicht. Die Partie gegen den mit 19 Jahren genau halb so alten Learner Tien (ATP 50) wirft aber trotz des 6:1, 7:6 (7:3), 6:2-Sieges wirft Fragen auf, wie fit er für den weiteren Turnierverlauf ist. «Ich war wirklich überrascht, wie schlecht ich mich im zweiten Satz gefühlt habe», gibt Djokovic später zu. «Ich habe keine Verletzung oder so etwas. Ich hatte einfach grosse Schwierigkeiten, lange Ballwechsel durchzuhalten und mich nach den Punkten zu erholen.»
Noch auf dem Platz sprach er zuvor von einem «ziemlich merkwürdigen Match». «Es war der Schlüssel für mich, meine Nerven im zweiten Satz zu bewahren. Danach habe ich angefangen, mich besser zu fühlen», meinte Djokovic. «Ich wünschte, ich hätte Learner Tiens Alter», gab er zu. Sein Körper erhole sich nicht mehr so schnell. «Ich habe aber immer noch die Motivation.»
2003 ist der Schweizer Kym geboren – und seit eben jenem Jahr warten die US-Amerikaner auf einen Triumph eines Einheimischen bei den US Open. Andy Roddick besiegte damals den Spanier Juan Carlos Ferrero und holte damit seinen einzigen Grand-Slam-Sieg.
Anwärter haben die Amerikaner jedoch auch in der Gegenwart genug, doch immer stand ihnen in jüngerer Vergangenheit einer der Grossen vor der Sonne. Nun starteten ihre heissesten Eisen immerhin souverän ins Turnier. Der Vorjahresfinalist Taylor Fritz setzte sich nach einem etwas verhaltenen Auftakt mit einem 7:5, 6:2, 6:3-Sieg gegen seinen Landsmann Emilio Nava (ATP 101) durch.
Noch weniger Probleme hatte der als Nummer 6 gesetzte Ben Shelton gegen den peruanischen Qualifikanten und Grand-Slam-Debütanten Ignacio Buse (ATP 136). (abu/con/sda)