Es sind andere Zeiten. Während heutzutage beinahe jeder Schluck Wasser, den ein Fussballprofi zu sich nimmt, von einem fleissigen Ernährungsberater protokolliert wird, steht 1990 bei Sheffield Wednesday auf jedem Spielertisch eine Flasche Champagner – beim Frühstück.
«Ron Atkinson war unser Trainer», schildert David Hirst im Rückblick. «Am Morgen nach Silvester bestellte uns ‹Big Ron› um 7 Uhr zum Frühstück. Da stand auf jedem Tisch eine schöne Flasche rosa Champagner mit Gläsern drum herum.»
Eine Einladung, die die Fussballer nicht ausschlagen, obwohl bereits um 12 Uhr ein Meisterschaftsspiel ansteht. «Ich habe wahrscheinlich sechs, sieben oder acht Gläser getrunken», verrät Hirst. Das wird wahrscheinlich auch zur damaligen Zeit nicht als optimale Match-Vorbereitung betrachtet worden sein …
Der Leistung des dreifachen englischen Nationalspielers ist der Alkoholkonsum zur frühen Stunde nicht abträglich. Ganz im Gegenteil: Hirst erzielt in der ersten Halbzeit das 1:0. «Da fühlte ich mich bereits ein bisschen müde», erzählt der Torjäger mit 149 Treffern in 358 Spielen für Sheffield Wednesday.
Eine Knieverletzung von Goalie Kevin Pressman nach der Pause kommt Hirst deshalb gerade gelegen. Er kündigt seinem Trainer an: «Ich gehe ins Tor.» Da sind immerhin noch 23 Minuten zu absolvieren und Wednesday führt weiterhin bloss 1:0.
«Sein Hauptproblem war, dass Pressmans Handschuhe ihm um mehrere Nummern zu gross waren», hält der «Guardian» fest. Denn wahnsinnig viel bekommt er nicht zu tun.
Der Teilzeit-Keeper wehrt einen Freistoss ab – mit dem Gesicht, weil er ausrutscht – und er lenkt einen Schuss aus 35 Metern ab. Viel mehr lässt die Wednesday-Abwehr nicht zu, vor allem nicht Flanken, die Hirst fürchtete. «So gelang es mir, trotz eines gebrochenen Fingers eine weisse Weste zu behalten, und wir gewannen das Spiel», lautet deshalb die zufriedene Bilanz von David Hirst zu seinem Neujahrstag 1990.
Bewegte Bilder von der Partie gibt es nicht. Es ist bis heute das letzte Spiel der höchsten englischen Liga, das nicht mit mindestens einer Kamera gefilmt wird. Zum Pech der TV-Macher, David Hirsts und aller Fussballfans ist es ein denkwürdiges, das verpasst wird.