Der sechste Spieltag der Bundesliga Saison 2015/16 sollte einer für die Geschichtsbücher werden. Doch zunächst sah alles ganz anders aus. Der FC Bayern München traf auf den VfL Wolfsburg. Die Münchner standen vor dem Spieltag mit der maximalen Punkt-Ausbeute, aber einer schlechteren Tordifferenz gegenüber Borussia Dortmund nur auf Platz zwei.
Und mit dem VfL Wolfsburg kam immerhin der amtierende DFB-Pokal- und Supercup-Sieger nach München. Noch einen Monat zuvor besiegten die «Wölfe» die Bayern im Duell zwischen Cupsieger und Meister. Die Wolfsburger hatten bis dato noch keine Pflichtspiel-Niederlage hinnehmen müssen und standen direkt hinter den Bayern auf Platz drei der Tabelle.
In der ersten Halbzeit zeigten die Gäste auch, dass die Partie gegen die Münchner zu Recht als Topspiel bezeichnet wurde. Nach einem tollen Spielzug bediente Julian Draxler Daniel Caligiuri, welcher mit einem satten Volley das 1:0 für die Gäste erzielte.
Beinahe hätte Josuha Guilavogui nach einem Ausflug von Bayern-Goalie Manuel Neuer an die Mittellinie noch sensationell das 2:0 nachgelegt. Doch sein Schuss aus der eigenen Hälfte landete am linken Pfosten. Die Bayern konnten glücklich sein, nur mit einem Tor Rückstand in die Pause gehen zu dürfen.
Pep Guardiola war gewarnt und stellte nach der Pause um, er brachte Javi Martinez für Juan Bernat und Robert Lewandowski für Thiago. Nicht nur für den Polen sollte ein unvergesslicher Abend folgen.
Gerade einmal sechs Minuten war Bayerns Torjäger auf dem Feld, als ihm der Ball von Thomas Müller direkt vor die Füsse fiel. Lewandowski liess sich nicht zweimal bitten und drückte den Ball zum 1:1 Ausgleich über die Linie. Der Stadionspeeker hatte noch nicht einmal das Tor zu Ende verkündet, da netzte der Pole mit einem satten Flachschuss von ausserhalb des Strafraums gleich zum zweiten Mal ein.
Aber damit war der Torhunger des Bayern-Stürmers noch nicht gestillt. Nur drei Minuten später wurde «Lewa» von Mario Götze im Strafraum frei gespielt. Für seinen dritten Treffer benötigte der spätere Weltfussballer allerdings auch drei Anläufe, zunächst scheiterte er am Torpfosten, dann hatte Diego Benaglio wohl seinen einzigen Ballkontakt in diesen Minuten, welcher nicht damit zu tun hatte den Ball aus dem Netz zu holen und mit dem dritten Versuch gelang dem Polen schliesslich der lupenreine Hattrick.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Lewandowski bereits einen Bundesligarekord gebrochen. Er erzielte den schnellsten Hattrick der Bundesligageschichte und brach den Rekord von Michael Tönnies aus dem Jahr 1991. Dieser benötigte damals fünf Minuten, um drei Tore für den MSV Duisburg zu erzielen. Dem Münchner Stürmer gelang dieses Kunststück in nur 3:22 Minuten.
Doch der wilde Ritt war noch nicht zu Ende. Nur wenig später brach Douglas Costa auf der linken Seite durch die Wolfsburger Abwehr und flankte den Ball scharf vors Tor. Dort stand, wie sollte es auch anders sein, Robert Lewandowski. Dieser verwertete den Ball direkt und überwand Diego Benaglio bereits zum vierten Mal.
In der Allianz-Arena hielt es niemanden mehr auf seinem Sitz, vor allem auch, da Lewandowski nur drei Zeigerumdrehungen später seinen fünften Treffer des Abends folgen liess. Dies tat der Pole auf besondere Art und Weise. Nach einer Flanke von Mario Götze legte sich der spätere Champions-League-Sieger quer in die Luft und setzte den Ball per Seitfallzieher von der Strafraumkante ins Tor. Der Schweizer-Goalie der Wölfe war beim fünften Lewandowski-Tor erneut chancenlos.
Beinahe hätte Lewandowski sogar noch einen sechsten Treffer erzielt. Doch nach einem Querpass von David Alaba wurde Lewandowskis-Schuss gerade noch von Ricardo Rodriguez auf der Linie geklärt.
Mit dem Sieg über Wolfsburg übernahmen die Bayern auch die Tabellenführung in der Bundesliga und sollten diese bis zum Saisonende nicht mehr hergeben.
Mit seinen fünf Treffern in neun Minuten stellte Lewandowski am Ende des Spiels gleich vier neue Rekorde auf. Schnellster Hattrick, schnellster Vierer- sowie Fünferpack und erstmals fünf Treffer nach einer Einwechslung. Nur der Rekord von Dieter Müller, welcher einst sechsmal in einem Bundesligaspiel traf, konnte von Lewandowski nicht gebrochen werden.
Glückwunsch, @lewy_official! 4x im @GWR:
— FC Bayern München (@FCBayern) November 30, 2015
Schnellster Hattrick & Viererpack & Fünferpack + 5 Tore nach Einwechslung. pic.twitter.com/Ff0bJSlFt9
Die Reaktionen auf diese historische Nacht in München waren dementsprechend. Bayern-Trainer Pep Guardiola, welcher sich nach Lewandowskis fünftem Treffer bereits ungläubig umblickte, konnte sich auch nach dem Spiel «nicht erklären», was gerade in der Allianz-Arena passiert war.
Vorher - Nacher
— UEFA.com DE (@UEFAcom_de) September 22, 2015
So was steht in keinem Drehbuch. #FCBWOB #Bundesliga pic.twitter.com/7muTeI31qT
Thomas Müller hatte solch eine Leistung «auch noch nicht erlebt». VfL-Trainer Dieter Hecking war nach dem Spiel verärgert, dass sein Team nicht an die Leistung der ersten Halbzeit anknüpfen konnte: «Ein Weltklasse-Stürmer hat fünfmal aufs Tor geschossen und hätte sieben Tore machen können. So fühlt es sich für uns an. Aber unabhängig von der Qualität Lewandowskis darf sowas nicht passieren. Wir spielten eine gute erste Halbzeit, Bayern fand nicht ins Spiel und dann kommen diese neun Minuten.»
Lewandowski brach zwar in seiner weiteren Karriere noch unzählige weitere Rekorde. Unter anderem den für die meisten Treffer in einer Bundesliga-Saison, als er Gerd Müllers 40 Tore um einen Treffer überbot. Und in der Champions League gelangen dem Polen in Belgrad noch einmal vier Treffer in 15 Minuten. Doch seine fünf Tore gegen den VfL Wolfsburg bleiben bis heute unübertroffen.