Ich würde den Titel drei der vier Teams gönnen, aber bei Arsenal würde ich mich am meisten freuen. Das Team ist über Jahre gewachsen, Mikel Arteta ist seit Ende 2019 Trainer und an ihm wurde auch in schwierigeren Zeiten festgehalten.
Arsenal hat zwar ebenfalls viel Geld ausgegeben, aber das waren meist gezielte Verstärkungen wie Declan Rice. Irgendwie ist die Zeit reif für einen grossen Titel, nachdem Arsenal in der Premier League mehrmals leer ausgegangen ist, weil ManCity und diese Saison Liverpool überragend waren. Es wäre meiner Meinung nach ein schönes Zeichen im modernen Fussball.
Jetzt, da Seriensieger Real Madrid ausgeschieden ist, wünsche ich mir, dass Paris Saint-Germain die Champions League gewinnt. Nicht etwa aus Sympathie für den französischen Serienmeister – im Gegenteil: Ein Triumph des Scheichklubs, der seit der Übernahme durch die Katarer im Jahr 2011 trotz Milliarden-Investitionen bislang vergeblich versucht hat, den wichtigsten europäischen Klubtitel zu gewinnen, wäre die perfekte Bestätigung, dass sich im modernen Spitzenfussball eben doch alles kaufen lässt.
Von mir aus darf PSG den Henkelpott auch gleich zehnmal in Serie gewinnen. Vielleicht, aber nur vielleicht, dämmert es dann irgendwann auch dem Letzten, dass im europäischen Spitzenfussball seit Jahren vieles in die falsche Richtung läuft. Ein Titel für Paris Saint-Germain wäre für mich somit alles andere als eine romantische Fussballgeschichte – sondern vielmehr ein bitter nötiger Weckruf.
Ja, ich weiss: Barcelona ist stark verschuldet und lieferte in den letzten Jahren nahezu nur negative Schlagzeilen. Aber ich, mit Baujahr 2000, werde bei dieser Mannschaft auch ein wenig in meine Kindheit zurückversetzt. Waren es früher noch Lionel Messi, Xavi und Andres Iniesta, sind es jetzt Lamine Yamal, Raphinha und Robert Lewandowski, welche die Herzen höher schlagen lassen.
Wünschen wir uns nicht alle wieder das grosse Barcelona zurück, welches fussballerisch überzeugende Leistungen zeigt und bei dem über das Spielerische und nicht über die elendigen Nebenschauplätze gesprochen wird? Die Katalanen zeigen aktuell einen anschaulichen Fussball, 37 Tore in zwölf Champions-League-Spielen sprechen für sich. Barça wird den Henkelpott nach zehn Jahren endlich wieder einmal gewinnen.
Ich will Yann Sommer jubeln sehen. Die langjährige Nummer 1 der Schweizer Nati ist bei Inter eine Bank: In elf Champions-League-Einsätzen kassierte Sommer nur fünf Gegentore, sieben Mal lief Sommer mit einer weissen Weste in die Kabine. In der Serie A ist Inter auf Kurs in Richtung Titelverteidigung.
Eine bärenstarke Defensive gehört zur Klub-DNA von Inter Mailand wie die Farben Schwarz und Blau zum Wappen. Sie wird im Halbfinal die brillante Offensive des FC Barcelona vor grosse Probleme stellen. Und wenn vorne der argentinische Weltmeister Lautaro Martinez zuschlägt, kann es mit der Überraschung klappen. Denn so verrückt es klingen mag: Im Quartett der vier Halbfinalisten ist der amtierende italienische Meister wohl der Underdog.
Die Experten der Datenanalyse-Firma Opta haben ihren Supercomputer angeworfen. Das Ergebnis, das er ausgespuckt hat, deutet auf sehr ausgeglichene Halbfinals hin. Die Chancen, die Champions League zu gewinnen, betragen demnach:
Halbfinal-Hinspiele:
Di 29. April: Arsenal – Paris Saint-Germain
Mi 30. April: Barcelona – Inter Mailand
Halbfinal-Rückspiele:
Di 6. Mai: Inter Mailand – Barcelona
Mi 7. Mai: Paris Saint-Germain – Arsenal
Final
Sa 31. Mai in München
Und in dieser Aufzählungsreihenfolge sind auch meine Sympathien für den Titelgewinn verteilt.