Mit Real Madrid und Bayern München sind der Titelverteidiger und ein Vorjahreshalbfinalist aus der Champions League ausgeschieden. Besonders bei den Deutschen, die in den Schlussminuten des 2:2-Unentschiedens bei Inter Mailand noch berechtigte Hoffnung auf eine Verlängerung hatten, war der Frust über das bevorstehende Aus gross. So liess sich Verteidiger Josip Stanisic zu einem Schubser gegen einen Balljungen hinreissen. Dieser hatte den Ball zuvor weggeworfen, anstatt ihn dem 25-jährigen Kroaten zu überreichen.
Stanisic provozierte mit seinem Angriff auf den Balljungen beinahe eine Rudelbildung, da die Inter-Bank sofort aufsprang. Der Schiedsrichter bekam die Situation aber schnell in den Griff. Der Bayern-Profi sagte im Anschluss: «Jede Mannschaft der Welt spielt bei Führung am Ende auf Zeit. Das war ein bisschen blöd von mir, dass ich ihn da geschubst habe. In dem Moment war ich einfach sauer.»
Nach dem 0:3 im Hinspiel hätte Real Madrid gegen Arsenal ein kleines Wunder gebraucht, um noch den Halbfinal zu erreichen. Da es nach einer Stunde noch immer 0:0 stand und die grossen Chancen für die Königlichen eher rar waren, wurde den Spielern wohl so langsam bewusst, dass diese Saison ein anderer Klub den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfussball gewinnen wird. So war wohl auch etwas Bitterkeit dabei, als Antonio Rüdiger seinem Gegenspieler Myles Lewis-Skelly in die Weichteile trat. Das tat dem Arsenal-Verteidiger richtig weh.
Am Ende durften Lewis-Skelly und die Gunners aber gar über einen erneuten Sieg jubeln. Erstmals seit 2009 steht Arsenal nach dem 2:1-Erfolg im Santiago Bernabeu im Champions-League-Halbfinal, wo es nun gegen Paris Saint-Germain geht. Es bleibt zu hoffen, dass Lewis-Skelly den Rüdiger-Tritt ebenfalls unbeschadet überstanden hat – zumal er mit erst 18 Jahren seine Familienplanung wohl noch vor sich hat.
Rüdigers Tritt gegen Lewis-Skelly war aber nicht die einzige Aktion, in der ein Verteidiger von Real Madrid etwas überhart in den Zweikampf ging. Nach elf Minuten hatten die Blancos bereits zwei gelbe Karten gesehen. David Alaba brauchte nur dreieinhalb Minuten, um sich für sein rüdes Einsteigen gegen Bukayo Saka eine Verwarnung abzuholen. Danach sah Raul Asencio für sein Zerren bei einem Eckball Gelb, den folgenden Penalty vergab Saka aber.
Dank Harry Kanes Tor war Bayern in Mailand nach der Pause noch in Führung gegangen, doch drehte Inter die Partie mit zwei Toren in der 58. und 61. Minute bereits wieder. Aber hätte der Ausgleich durch Lautaro Martinez zählen dürfen? Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat eine klare Meinung: «Hand! Verpasst Kopfball, aber stoppt so den Ball und schiesst ein. Wahnsinn …» Berührt der Torschütze den Ball mit dem Arm oder der Hand – ob absichtlich oder nicht – ist der Treffer eigentlich irregulär. Bei Martinez scheint dies der Fall gewesen zu sein, doch wurde das Tor trotzdem gegeben.
Die Bayern wollten sich nach dem Spiel aber nicht gross darüber ärgern. Joshua Kimmich sagte: «Ich habe nicht wirklich mitbekommen, ob es ein Handspiel war.» Sportvorstand Max Eberl erklärte: «Das habe ich so gar nicht wahrgenommen.» Thomas Müller, der nach dem Gegentor ein Handspiel reklamierte, berichtete danach: «Ich habe ehrlich gesagt nichts gesehen. Meine Mitspieler haben mir ein Handspiel angezeigt. Dann will man zumindest, dass der Schiedsrichter nochmal darauf achtet, dass das auch ordentlich überprüft wird.»
Insgesamt rund sieben Minuten mussten Spieler und Fans in Madrid warten, weil der Schiedsrichter und sein Video-Assistent Entscheidungen prüfen mussten. Sowohl beim Penalty für Arsenal als auch bei dem vermeintlichen Elfmeter für Real Madrid griff der VAR ein, um die Entscheidung von Schiedsrichter François Letexier zu korrigieren.
Gerade im zweiten Fall dauerte es aber lange, bis der Franzose überhaupt selbst an den Spielfeldrand ging, um sich die Szene noch einmal anzusehen und seine Entscheidung in der Folge zurückzunehmen. Am Ende lag es daran, dass Kylian Mbappé im Abseits gestanden hatte. Schon in der ersten Halbzeit gab es deshalb sieben Minuten Nachspielzeit. Schneller macht der Video-Assistent den Fussball also sicher nicht.
Mittlerweile kann man bei gewissen Anbietern ja fast auf alles Geld setzen. Eine Wette auf Zeitspiel ist aber dennoch etwas nicht ganz alltägliches. Ein englischer Buchmacher bot jedoch genau das an: Dort konnte man nämlich darauf wetten, dass Arsenal-Goalie David Raya in der ersten Halbzeit medizinisch behandelt wird. Der 29-jährige Spanier sah in der 36. Minute tatsächlich Gelb für Zeitspiel, behandelt musste er aber nicht werden.
Zweimal musste sich Yann Sommer im Tor von Inter geschlagen geben. Erst bei Harry Kanes schöner Einzelaktion, dann per Kopfball von Eric Dier. Wie der Ball in dieser Situation den Weg ins Tor gefunden hat, ist schwer zu erklären. Der englische Verteidiger stand schliesslich fast an der Torauslinie und köpfte den Ball aus spitzem Winkel über den Schweizer Goalie ins lange Eck – man könnte fast von einem Schlenzer sprechen. Am Ende nützte es den Bayern aber nichts mehr.
Gut wird in anderen Ligen gerade getestet, Ersatzbälle auf Hütchen zu platzieren, um solche Aktionen zu vermeiden.