Sport
Velo

Die 5 Bergankünfte der Tour de France mit ihren historischen Bestzeiten

Der Schlussanstieg nach Les Planches des Belles Filles gilt wegen seiner Schotterabschnitte als besonders tückisch.
Der Schlussanstieg nach Les Planches des Belles Filles gilt wegen seiner Schotterabschnitte als besonders tückisch.bild: imago-images.de

Die fünf Bergankünfte der diesjährigen Tour de France – mit ihren historischen Bestzeiten

Heute steht bei der Tour de France die erste Bergankunft auf dem Programm. Insgesamt fünfmal müssen die Fahrer dieses Jahr einen Schlussanstieg bewältigen – auch auf die legendäre Alpe d'Huez geht es nach vier Jahren wieder.
08.07.2022, 07:1708.07.2022, 13:12
Philipp Reich
Folge mir
Mehr «Sport»

Mit der ersten, echten Bergetappe wird der Kampf ums Gesamtklassement bei der Tour de France heute so richtig lanciert. Am Schluss der 8. Etappe geht es 653 Höhenmeter hinauf nach La Planche des Belles Filles. Vier weitere Bergankünfte folgen im Verlauf der Tour.

Die fünf härtestem Etappen werden nicht nur über den Gesamtsieg bei der diesjährigen Tour entscheiden, sondern liefern auch interessante historische Vergleiche. Dass die Zeiten nicht 100-prozentig adäquat sind, ist angesichts der unterschiedlichen Etappenprofile in den einzelnen Tour-Austragungen selbstredend. Ein Blick auf die Bestzeiten der Anstiege lässt dennoch einige interessante Aussagen zu. Zum Beispiel, dass die Blütezeit des Dopings wohl vorbei ist.

Die fünf Bergankünfte der Tour de France 2022

La Planche des Belles Filles

7. Etappe – Freitag, 8. Juli 2022

Bild
bild: letour.fr

Die erste Bergetappe der diesjährigen Tour hat es gleich in sich. Über 176,3 Kilometer und den Col de Grosse Pierre sowie den Col des Croix geht es auf die Planche des Belles Filles («Planke der schönen Mädchen»). Der 1148 Meter hohe, bewaldete Berg in den Vogesen ist zum sechsten Mal Ziel einer Tour-Etappe.

Bild
bild: letour.fr

Erst zum zweiten Mal geht es heuer allerdings auch ganz nach oben bis auf den Gipfel: Die Steigung ist insgesamt 7,0 Kilometer lang und weist eine durchschnittliche Steigung von 8,7 Prozent auf. Richtig happig wird es jedoch erst ganz zum Schluss: Auf den aktuellen Leader Tadej Pogacar und seine Konkurrenten wartet eine 24 Prozent steile Rampe mit Schotterabschnitten.

2019 bewältigte Geraint Thomas den Schlussanstieg auf den Gipfel als Schnellster. 20:02 Minuten brauchte der Brite – eine Zeit, die in diesem Jahr aufgrund der einfacheren Anfahrt ziemlich sicher unterboten wird.

Historische Bestzeiten (Gipfel):

  1. Geraint Thomas (2019) – 20:02 Minuten – Ø 20,97 km/h
  2. Thibaut Pinot (2019) – 20:04 Minuten
    Julian Alaphilippe (2019) – 20:04 Minuten
  3. Nairo Quintana (2019) – 20:09 Minuten
    Emanuel Buchmann (2019) – 20:09 Minuten

Viermal ging es in der Tour-Geschichte zudem bis zur Skistation. Die Bestzeit hier hält Tadej Pogacar: 2020 legte der Slowene mit einer Gewaltsleistung im Zeitfahren am vorletzten Tag den Grundstein für seinen ersten Tour-Sieg. 16:10 Minuten brauchte er für die 5,9 Kilometer, womit er zwei Sekunden schneller war als Fabio Aru drei Jahre zuvor in einer regulären Etappe. Das Durchschnittstempo war in den Etappen bis zur Skistation jeweils deutlich höher als in derjenigen bis ganz nach oben. Grund dafür dürften vor allem die Schotterabschnitte auf dem Weg zum Gipfel sein.

Historische Bestzeiten (Skistation):

  1. Tadej Pogacar (2020) – 16:10 Minuten – Ø 21,90 km/h (Zeitfahren)
  2. Fabio Aru (2017) – 16:12 Minuten – Ø 21,85 km/h
  3. Chris Froome (2012) – 16:20 Minuten – Ø 21,67 km/h
  4. Bradley Wiggins (2012) – 16:22 Minuten
    Cadel Evans (2012) – 16:22 Minuten
  5. Vincenzo Nibali (2012) – 16:27 Minuten
  6. Daniel Martin (2017) – 16:28 Minuten
  7. Chris Froome (2017) – 16:32 Minuten
    Richie Porte (2017) – 16:32 Minuten
  8. Romain Bardet (2017) – 16:36 Minuten
  9. Simon Yates (2017) – 16:38 Minuten
    Rigoberto Uran (2017) – 16:38 Minuten
    Alberto Contador (2017) – 16:38 Minuten
  10. Rein Taaramäe (2012) – 16:39 Minuten
  11. Vincenczo Nibali (2014) – 16:44 Minuten

Col du Granon

11. Etappe – Mittwoch, 13. Juli 2022

Bild
bild: letour.fr

Einen Tag vor dem französischen Nationalfeiertag geht es Mitte nächster Woche in der 11. Etappe zunächst über den Col du Télégraphe und den Col du Galibier – mit 2642 Metern über Meer das Dach der diesjährigen Tour. Diese legendäre Kombination steht fast jedes Jahr im Tour-Programm, die Bestzeit von 1:25:40 Stunden für die 35 Kilometer mit einer kurzen Abfahrt und einer durchschnittlichen Steigung von 5,5 Prozent stellte der Kolumbianer Juan Mauricio Soler im Jahr 2007 auf.

Bild
bild: letour.fr

Der Schlussaufstieg auf den Col du Granon ist einer der härtesten überhaupt. Die 11,3 Kilometer auf die Passhöhe haben eine durchschnittliche Steigung von 9,2 Prozent – Zeit zum Ausruhen gibt es keine. Erst einmal in der Tour-Geschichte wurde der Granon bislang befahren. Die 17. Etappe im Jahr 1986 gewann der Spanier Eduardo Chozas nach langer Flucht solo.

Der Aufstieg zum Col du Granon im Jahr 1986.Video: YouTube/Matteomjb

Den Kletterrekord von 41:15 Minuten hält der Schweizer Urs Zimmermann gemeinsam mit dem zweifachen Tour-Sieg Greg LeMond. Sie kamen vor 36 Jahren zusammen und mit einem Rückstand von 6:26 Minuten auf Chozas ins Ziel. Die Bestmarke der beiden dürfte in diesem Jahr deutlich unterboten werden.

Bild
bild: letour.fr

Alpe d'Huez

12. Etappe – Donnerstag, 14. Juli 2022

Bild
bild: letour.fr

Die Königsetappe führt am französischen Nationalfeiertag von Briançon hinauf zur Alpe d'Huez. Das Teilstück ist 165,5 km lang und beinhaltet über 4500 Höhenmeter. Noch einmal geht es über den Galibier – dieses Mal von der anderen Seite – und schliesslich über den ebenfalls oft befahrenen Col de la Croix de Fer weiter zur legendärsten aller Bergankünfte.

Der 13,8 km lange Schlussanstieg beinhaltet 21 Kehren, zu bewältigen ist ein Höhenunterschied von 1124 Metern mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,1 Prozent. Zum 31. Mal geht es die legendäre Rampe hoch, deren schnellste Bezwinger einen Platz in den Tour-Geschichtsbüchern auf sicher haben.

Bild
bild: letour.fr

Bei der letzten Austragung 2018 gewann Geraint Thomas. An die Bestzeiten aus den Blütezeiten von Epo (1994 bis 1997) und Blut-Doping (2004 bis 2006) kam der Brite aber bei Weitem nicht heran. Mit 41:16 Minuten verlor Thomas fast viereinhalb Minuten auf die Rekordzeit von Marco Pantani aus dem Jahr 1995. In den Top 25 findet man mit Nairo Quintana nur einen Athleten aus den letzten fünf Befahrungen (2008, 2011, 2013, 2015 und 2018).

Historische Bestzeiten:

  1. Marco Pantani (1995) – 36:50 Minuten – Ø 22,48 km/h
  2. Marco Pantani (1997) – 36:55 Minuten – Ø 22,44 km/h
  3. Marco Pantani (1994) – 37:15 Minuten – Ø 22,23 km/h
  4. Lance Armstrong (2004) – 37:36 Minuten
  5. Jan Ullrich (1997) – 37:41 Minuten
  6. Miguel Indurain (1995) – 38:10 Minuten
    Alex Zülle (1995) – 38:10 Minuten
  7. Bjarne Riis (1995) – 38:12 Minuten
  8. Richard Virenque (1997) – 38:22 Minuten
  9. Floyd Landis (2006) – 38:36 Minuten
    Andreas Klöden (2006) – 38:36 Minuten
  10. Jan Ullrich (2004) – 38:40 Minuten
  11. Laurent Madouas (1995) – 38:44 Minuten
  12. Richard Virenque (1994) – 38:55 Minuten
  13. Carlos Sastre (2006) – 39:01 Minuten
  14. Iban Mayo (2003) – 39:06 Minuten
  15. Andreas Klöden (2004) – 39:12 Minuten
  16. José Azevedo (2004) – 39:14 Minuten
  17. Levi Leipheimer (2006) – 39:15 Minuten
  18. Francesco Casagrande (1997) – 39:22 Minuten
    Nairo Quintana (2015) – 39:22 Minuten
  19. Bjarne Riis (1997) – 39:23 Minuten
  20. Miguel Indurain (1994) – 39:30 Minuten
    Luc Leblanc (1994) – 39:30 Minuten

Peyragudes

17. Etappe – Mittwoch, 20. Juli 2022

Bild
bild: letour.fr

Die erste Bergankunft in den Pyrenäen führt zunächst über den oft befahrenen Col d'Aspin, die Hourquette d'Ancizan und den Col de Val Louron-Azet, bevor es zum vierten Mal in der Tour-Geschichte nach Peyragudes hinauf geht.

Zweimal war der Wintersportort schon Etappenziel (2012 und 2017), einmal wurde die nur passiert (2018). Während das Ziel 2012 bei der Skistation von Peyragudes (1605 Meter) lag, geht es in diesem Jahr wie 2017 auf die Start- und Landebahn des Altiport von Peyragudes auf 1580 Meter über Meer. Vor allem der Schlussabschnitt mit einer Steigung von bis zu 16 Prozent wird extrem happig.

Bild
bild: letour.fr

Bestzeiten lassen sich für diesen Anstieg leider keine finden, auch weil es mehrere Auffahrten nach Peyragudes gibt. Vor fünf Jahren kam es kurz vor dem Ziel zu einem Bergaufsprint der Favoritengruppe, in dem sich Romain Bardet durchsetzen konnte. Chris Froome verlor damals das Gelbe Trikot an Fabio Aru, bereits zwei Tage später holte er es sich allerdings zurück.

Das grosse Finale in Peyragudes 2017.Video: YouTube/Dimetrodon

Hautacam

18. Etappe – Donnerstag, 21. Juli 2022

Bild
bild: letour.fr

Die letzte Bergetappe der diesjährigen Tour wird die Fahrer noch einmal maximal herausfordern – vor allem die letzten 80 Kilometer werden zur «Hölle». Auf dem Programm stehen der Col d'Aubisque, der Col de Spandelles und der lange Schlussaufstieg nach Hautacam.

Zum sechsten Mal in der Tour-Geschichte geht es hinauf in die Skistation in der Nähe des Wallfahrtsortes Lourdes. Der Anstieg gleicht mit 13,6 Kilometern und einer durchschnittlichen Steigung von 7,8 Prozent der Alpe d'Huez – nur, dass es auf den letzten Kilometern etwas steiler ist.

Bild
bild: letour.fr

Letzter Sieger in Hautacam war 2014 der Italiener Vincenzo Nibali. 37:25 Minuten benötigte er bis ins Ziel, womit er deutlich hinter der Bestzeit von Bjarne Riis aus dem Jahr 1996 blieb. Wie an der Alpe d'Huez stammen auch hier die Top-Zeiten allesamt aus der Epo-Hochzeit. In der Blut-Doping-Ära (2004 bis 2006) wurde Hautacam nie angesteuert.

Historische Bestzeiten (13,5 km):

  1. Bjarne Riis (1996) – 34:40 Minuten (Ø 23,37 km/h)
  2. Luc Leblanc (1994) – 35:19 Minuten (Ø 22,94 km/h)
  3. Miguel Indurain (1994) – 35:21 Minuten (Ø 22,91 km/h)
  4. Richard Virenque (1996) – 35:29 Minuten
    Laurent Dufaux (1996) – 35:29 Minuten
  5. Luc Leblanc (1996) – 35:34 Minuten
  6. Marco Pantaini (1994) – 35:37 Minuten
    Leonardo Piepoli (1996) – 35:37 Minuten
  7. Tony Rominger (1996) – 36:14 Minuten
    Jan Ullrich (1996) – 36:14 Minuten
    Piotr Ugrumov (1996) – 36:14 Minuten

Ferner:

  • Lance Armstrong (2000) – 36:20 Minuten (Ø 22,29 km/h)
  • Vincenzo Nibali (2014) – 37:25 Minuten (Ø 21,65 km/h)
  • Leonardo Piepoli (2008) – 37:32 Minuten (Ø 21,58 km/h)
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die gedopten Tour-de-France-Sieger
1 / 12
Die gedopten Tour-de-France-Sieger
Der Spanier Pedro Delgado triumphierte 1988 bei der Tour de France. Ihm wurde das Verschleierungsmittel Probenicid nachgewiesen. Eine Sanktion gab es aber nicht. Die Substanz stand zwar auf der schwarzen Liste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aber noch nicht auf der des Weltverbandes UCI.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Das Velo muss revolutioniert werden!»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Nys triumphiert an der Tour de Romandie +++ Reusser kehrt nach Verletzung zurück
Die wichtigsten Kurznews aus der weiten Welt des Sports.
Zur Story