Was macht eigentlich ein Rad-Profi, wenn die Saison endet, um abzuschalten? Geht es nach Geraint Thomas, dem Tour-de-France-Sieger von 2018, trinken sie vorwiegend Alkohol: «Ich war zwölf der letzten 14 Nächte besoffen», sagte der Waliser gegenüber der englischen «Times». Es seien verrückte Tage gewesen, aber so treffe man halt einfach seine Kollegen. Man frage: «Oh, wollen wir uns treffen? Klar, lass uns etwas Essen oder einfach ins Pub gehen.»
Es sei eine Art Domino-Effekt: «Du gehst in den Pub, triffst deine Freunde, trinkst ein paar Bier und gehst nach Hause. Du bekommst Heisshunger und am nächsten Tag ist man verkatert und will etwas Salziges, Speck oder so.» Und so beginne alles wieder von vorne, bis er an einen Punkt gelange, an dem er denke: «Mein Freund, du musst jetzt aufs Fahrrad steigen und dein Leben wieder strukturieren.»
Der 37-jährige Olympiasieger betont, dass er während der Saison keinen oder zumindest kaum Alkohol trinke. Aber diese Ausbrüche nach der Saison brauche er, um dann für die Vorbereitung und die neue Saison den vollen Fokus zu haben: «Ich blende die komplette Radsportwelt aus in dieser Zeit. Ich brauche diese Auszeiten.»
Thomas ist damit noch ein Fahrer der alten Sorte. Er sagt: «Die jüngeren Athleten trinken kaum noch etwas. Alles wird gemessen, sie sind zwölf Monate im Jahr voll auf den Sport fokussiert.» Der Waliser hat kürzlich seinen Vertrag beim Team Ineos Grenadiers um zwei Jahre bis 2025 verlängert – sein letzter Vertrag als Profi, wie er betont.
Deshalb müsse der Tour-Sieger von 2018 nun auch langsam wieder in Form kommen. Das bedeute für ihn: Gewicht verlieren. «Aktuell vermeide ich die Waagen», sagt Thomas. Nach dem Ende der Saisonpause wiege er etwa 75 Kilogramm. Für eine grosse Rundfahrt müsse er sein Gewicht aber auf 68 Kilo drücken. «Die ersten Kilos purzeln rasch. Es sind die letzten anderthalb Kilos, die immer hart sind», erklärt der 37-Jährige.
Während der Saison ständig darauf zu achten, was er esse und trinke, sei mental auslaugend, sagt Thomas. Er führt aus: «Training ist einfach, denn ich bin gerne auf meinem Rad. Ich geniesse es, mich zu pushen. Das schwierigste ist, wenn ich gelangweilt auf meinem Sofa sitze und nicht einfach den Kühlschrank plündern kann.»
Im Dezember werde Thomas langsam wieder intensiver trainieren. Der Trainingsplan kann allerdings erst detailliert ausgearbeitet werden, sobald seine Saisonziele feststehen: «Der Giro ist nächste Saison verlockend. Aber natürlich ist auch der Gedanke an die Tour de France schwer zu vertreiben.»
Zwei Jahre bleiben dem Briten noch auf der Profitour. Und dann? «Ich habe mich gefragt, wie ich mein Gewicht im Griff habe, wenn ich nicht mehr fahre. Ich habe mal gesagt, ich möchte einen Ironman machen. Wenn ich dafür trainiere, werde ich sicher nicht zu viel Gewicht zulegen.» (abu)
Ich glaube das beschreibt jeden Radfahrer mit minimalen Ambitionen. Trotzdem schön zu lesen, dass auch die Profis menscheln