Die letzte Abfahrt in Wengen hatte Marco Odermatt vor einer Woche gewonnen. Das letzte Rennen, den Super-G auf der Streif gestern, hatte er ebenfalls gewonnen.
So war es nichts als logisch, dass Odermatt, der Führende im Gesamt- und Abfahrtsweltcup, als Topfavorit an den Start der Hahnenkamm-Abfahrt ging. Kam hinzu, dass er den Sieg in dieser schon anfangs Saison zu seinem grossen Ziel in diesem Winter ausgerufen hatte.
Doch es kam erstens anders und zweitens als man denkt. Marco Odermatt biss sich an der Zeit seines Teamkollegen Alexis Monney die Zähne aus und kam für einmal mit der zweitschnellsten Zeit ins Ziel.
«Ich fühlte mich auf den Ski sehr gut», sagte Odermatt im SRF. Die Abstimmung habe gepasst. Doch er habe nicht alle Passagen wunschgemäss getroffen. «In einem so engen Rennen fehlen einem dann die entscheidenden km/h.»
Der 27-jährige Nidwaldner betonte im Interview, die Niederlage mache ihm nicht viel aus. «Ganz ehrlich: Es wurmt mich gar nicht.» Im vergangenen Jahr, als er hinter Cyprien Sarrazin Zweiter wurde, habe er sich genervt. «Dieses Jahr kam ich hinter Alexis als Zweiter ins Ziel und dachte: Tiptop, vielleicht reicht es wieder fürs Podest.»
Das war nicht der Fall. Fünf Fahrer waren schneller als Odermatt. Den Sieg verfehlte er um 55 Hundertstel, das Siegerpodest um 33 Hundertstel. Und auch der Freiburger Monney durfte nicht seinen zweiten Saisonsieg nach jenem in Bormio feiern. Denn der Kanadier James Crawford schlug ihn um 8 Hundertstel.
Für den Super-G-Weltmeister von 2023 war es der erste Weltcupsieg nach zuvor vier Podestplätzen. «Ich war voll am Limit. Das war einer meiner besten Läufe meines Lebens», schwärmte Crawford. «Jeder träumt davon, dieses Rennen einmal zu gewinnen.»
«Ich bin trotzdem voll zufrieden», sagte Alexis Monney im SRF. «Es ist ein bisschen frustrierend, weil ich so lange vorne lag. Aber es ist trotzdem schön. Anfangs Saison hätte ich sofort für einen Podestplatz in Kitzbühel unterschrieben.» Monney trug die Startnummer 4; er führte, bis Crawford mit der 20 kam.
Beim prestigeträchtigsten Rennen der Weltcup-Saison endete eine fabelhafte Schweizer Serie. In den ersten vier Abfahrten des Winters hatte das Team jeweils einen Doppelsieg gefeiert. In der Disziplinenwertung belegen sie die Ränge 1 (Odermatt), 2 (Franjo von Allmen), 4 (Justin Murisier) und 5 (Monney). Vor der WM in Saalbach steht noch eine Abfahrt auf dem Programm, am nächsten Wochenende in Garmisch-Partenkirchen.
Man hat relativ früh gemerkt dass er nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen fährt, da war er letztes Jahr auf der Streif wesentlich entschlossener unterwegs. Von daher glaube ich ihm dass es für ihn okay ist.