Längst war es nur noch eine Formsache. Beeindruckend ist es trotzdem, wie hoch überlegen Marco Odermatt nun zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewonnen hat: schon zehn Rennen vor Schluss.
Nach seinem Sieg im Riesenslalom von Palisades Tahoe in Kalifornien stand auch rechnerisch fest, dass niemand mehr «Odi» von der Spitze der Weltcup-Gesamtwertung verdrängen kann. Und nachdem dem 26-jährigen Nidwaldner die Gegner ausgegangen sind, misst er sich nun mit seinen Vorgängern. Bis zum Saisonende geht es für Marco Odermatt auch darum, im Geschichtsbuch des alpinen Ski-Weltcups in möglichst vielen Kapiteln vertreten zu sein.
Bereits im letzten Winter stellte Marco Odermatt einen neuen Rekord auf. Mit seinen 2042 Punkten verbesserte er Hermann Maiers Marke von exakt 2000 Punkten aus der Saison 1999/2000. Aktuell steht Odermatt bei 1702 Punkten. Zum eigenen Rekord fehlen ihm also noch 340 Zähler.
Das ist eine Menge, zu erreichen zum Beispiel mit einem Sieg (100 Punkte) und drei zweiten Plätzen (je 80). Angesichts von Odermatts Form ist die Annahme, dass er seinen Rekord verbessert, dennoch realistisch. Schliesslich stehen noch vier Riesenslaloms auf dem Programm – und die ersten sieben des Winters in dieser Disziplin hat er alle gewonnen. Ausserdem werden am Weltcupfinal in Saalbach-Hinterglemm noch je eine Abfahrt und ein Super-G ausgetragen. In beiden Disziplinen geht der Überflieger im roten Trikot des Führenden in der Disziplinenwertung an den Start.
Im Schnitt holte «Odi» in diesem Winter pro Rennen 81 Punkte. Bei 21 Starts feierte er elf Siege, er stand 18 Mal auf dem Podest und die lediglich drei Rennen ohne Podiumsplatz beendete er auf den Rängen 4, 7 und 7. Hält er diese unfassbare Pace bei, kommt er Ende Saison auf 2188 Punkte.
Selbst wenn er seinen Punkterekord aus dem letzten Jahr verbessert, bleiben Odermatt noch Ziele. Den geschlechterübergreifenden Rekord kann er in dieser Saison nicht mehr holen. Diesen hält die Slowenin Tina Maze, die im Winter 2013/14 die grosse Kristallkugel mit 2414 Punkten gewann.
Man kann nur jene Gegner besiegen, die am Start sind. Da sich einige starke Konkurrenten im Verlauf des Winters verletzungsbedingt zurückziehen mussten, fällt Marco Odermatts Dominanz noch grösser aus, als sie es womöglich auch sonst wäre. Derzeit hat er im Gesamtweltcup einen Vorsprung von 901 Punkten auf Manuel Feller aus Österreich.
Odermatts erster Verfolger entschied am Sonntag den Slalom in Palisades Tahoe für sich. In Fellers Agenda stehen noch sieben Rennen (vier Riesenslaloms und drei Slaloms), eines mehr als bei Odermatt.
Mit dem bisher grössten Vorsprung gewann Hermann Maier den Gesamtweltcup. Der «Herminator» triumphierte 2000/01 mit 743 Punkten Vorsprung auf seinen österreichischen Landsmann Stephan Eberharter.
Wie den Punkterekord besitzt Odermatt auch diesen seit dem vergangenen Winter. Damals gewann er 13 Rennen – etwas, was vor ihm auch schon Ingemar Stenmark, Hermann Maier und Marcel Hirscher gelang.
In dieser Saison triumphierte Odermatt bereits elf Mal, seine Siegquote beträgt 52 Prozent. Gewinnt er auch bei den ausstehenden sechs Starts jedes zweite Mal, kommt er Ende Saison auf 14 Saisonsiege und wäre damit der alleinige Inhaber dieser Rekordmarke.
14 Siege – das schaffte bei den Frauen auch Vreni Schneider im Winter 1988/89. Noch erfolgreicher war Mikaela Shiffrin 2018/19. Da winkte die Amerikanerin gleich in 17 Rennen vom obersten Treppchen des Siegerpodests.
Seit zehn Weltcup-Riesenslaloms ist Marco Odermatt, der auch Olympiasieger und amtierender Weltmeister in dieser Disziplin ist, mittlerweile ungeschlagen.
Bis zum Schweden Ingemar Stenmark fehlen noch vier Erfolge. Der «Schweiger aus Tärnaby» konnte zwischen 1978 und 1980 nicht weniger als 14 Riesenslaloms in Folge, verteilt über drei Saisons, gewinnen.
Es ist zu früh, um zu behaupten, dass diese Marke wackelt. Aber sie ist näher gerückt. Fakt ist: Odermatt gewann in diesem Winter alle sieben bisherigen Riesenslaloms und es stehen noch vier Rennen an, die nächsten zwei am kommenden Wochenende (Freitag und Samstag) in Aspen (Colorado).