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So blickt Marco Odermatt auf den Riesenslalom in Adelboden voraus

The winner Switzerland's Marco Odermatt celebrates after an alpine ski, men's World Cup Super G race, in Bormio, Italy, Friday, Dec. 29, 2023. (AP Photo/Alessandro Trovati)
Die Nummer 1 der Welt: Marco Odermatt.Bild: keystone

Deutsche Aussage geht runter wie Honig: «Wir schauen voller Neid auf die Schweizer»

Marco Odermatt ist beim Riesenslalom von Adelboden am Samstag der klare Favorit. Als er nach seinem grössten Konkurrenten gefragt wird, muss der Nidwaldner kurz überlegen.
05.01.2024, 09:05
Claudio Zanini, Adelboden / ch media
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Es ist schon dunkel geworden in Adelboden, als sich Marco Odermatt in einem unscheinbaren Hotel an ein Tischchen in der Bar setzt. Vor ihm steht ein Strauss aus Mikrofonen, mehrere TV-Stationen haben ihre Kameras ausgerichtet. Wahrscheinlich war das Gedränge nie grösser, wenn Swiss Ski zum Medientermin vor dem Weltcup-Klassiker lud.

Das Dorf mit seinen 3400 Einwohnern im Berner Oberland dürfte am Samstag erneut zum Schauplatz einer «Odi-Mania» werden, wie in den Vorjahren. Früher war Adelboden der Sehnsuchtsort von Odermatt. Mittlerweile ist es zu seinem Wohnzimmer geworden. 2022 und 2023 hat er den Riesenslalom am Chuenisbärgli souverän für sich entschieden.

Die Warnung des Konkurrenten

«So viele Emotionen wie ich da erleben durfte ... mehr geht eigentlich nicht», sagt er. Und nun, 2024, spricht so vieles für ihn, dass Odermatt bereits zwei Tage vor dem Rennen danach gefragt wird, was denn ein Adelboden-Hattrick in ihm auslösen könnte.

Der Schweizer Skirennfahrer Marco Odermatt spricht waehrend einem Point de Presse von Swiss Ski, am Donnerstag, 4. Januar 2024, in Adelboden. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Der Schweizer Sportler des Jahres ist ein gefragter Mann.Bild: keystone

Mit einem Sieg des Nidwaldners zu rechnen, wäre nicht besonders kühn. Saisonübergreifend hat er die letzten sechs Riesenslaloms gewonnen. Sein wohl grösster Konkurrent in dieser Disziplin, der Österreicher Marco Schwarz, ist kurz vor Jahreswechsel verletzt ausgeschieden. Wer könnte denn nun gefährlich werden? Odermatt hält kurz inne und sagt: «Das habe ich mir noch nicht überlegt.»

Am Ende kommt ihm dann doch noch einer in den Sinn. Der Kroate Filip Zubcic, der im zweiten Durchgang von Alta Badia Laufbestzeit aufstellte. Es reichte Zubcic zu Platz 2. Er bräuchte wohl zwei Wunderläufe, um am Schweizer vorbeizukommen.

Mit Schwarz ist auch Odermatts härtester Gegner in der Gesamtwertung ausgeschieden. Odermatt hat mit dem Österreicher nach dessen Operation per SMS hin- und hergeschrieben. Er sagt: «Es ist natürlich sehr schade. Er ist in allen Disziplinen nochmals besser geworden.» Den Unfall nahm er aber auch als Fingerzeig wahr. «Für mich war es ein Reminder, dass ich genau auf meinen Körper hören muss. Wenn etwas nicht passen sollte, erzwinge ich nichts.»

Switzerland's Marco Odermatt, left, and Austria's Marco Schwarz congratulate each other after Schwarz won the men's World Cup giant slalom skiing race and Odermatt took second Saturday, ...
Für Marco Schwarz ist der Winter gelaufen.Bild: keystone

«Ich weiss auch nicht, wie er das macht»

Odermatt hat ein enormes Pensum vor sich. Ab jetzt steht bis zum Weltcupfinal Ende März jedes Wochenende mindestens ein Rennen in einer seiner drei Disziplinen auf der Agenda. Er sagt aber: «Im Moment plane ich noch nicht, ein Rennen auszulassen.» Nach Adelboden folgen Wengen und Kitzbühl. Danach könne er sich aber durchaus vorstellen, eine Pause einzulegen.

Irgendwann meldet sich ein deutscher Reporter an der Medienkonferenz und sagt: «Wir schauen voller Neid auf die Schweizer Mannschaft.» Angesprochen ist damit auch Loïc Meillard, der am Chuenisbärgli 2023 und 2021 jeweils auf Platz 3 landete. Meillard sagt etwa: «Mit diesem Team ist es im Training einfacher, sich zu pushen.»

Rennen sollen stattfinden
Schnee hat es in diesem Jahr genug, die Piste konnte präpariert werden. Doch aufs Wochenende hin ist Schneefall vorausgesagt. Aber wenn der Schnee in den prognostizierten geringen Mengen falle, werde das die Rennen nicht beinträchtigen, hiess es vom Weltcup-OK.

Bei Gino Caviezel klingt es ähnlich. Bei Trainingsläufen ist der Bündner jeweils nicht weit weg von Odermatts Zeiten, im Wettkampf sieht es dann anders aus. «Im Rennen ist er immer einen Zacken besser. Ich weiss auch nicht genau, wie er das macht. Er ist unglaublich. Diese Konstanz ist nicht normal.» Mittlerweile hat Odermatt schon 22 Riesenslalom-Podestplätze in Folge angehäuft.

Der praeparierte Zielhang und der Zielraum des Ski Weltcuprennens am Chuenisbaergli mit den angrenzenden Haeusern, am Donnerstag, 4. Januar 2024, in Adelboden. Am kommenden Wochenende sind ein Riesens ...
Der Blick auf den Zielhang am Donnerstag.Bild: keystone

Die Fans sind bis zum Starthaus zu hören

Am Samstag wird Odermatt wieder beim schwierigsten Riesenslalom des Weltcups im Starthaus stehen und den Lauf im Kopf nochmals durchgehen, wie er es immer tut. «In Adelboden hörst du schon am Start die Fans aus dem Zielraum.» Die Erwartungen unten auf den Tribünen werden riesig sein. 25'000 Zuschauende werden am Samstag am Chuenisbärgli erwartet. Sämtliche Tickets sind längst weg.

Für Odermatt ist diese Situation längst nicht mehr neu. Er sagt: «Ich habe alles erreicht, was ich je wollte. Darum kann ich diesen Anlass jedes Jahr etwas mehr geniessen.» Und dann gelingt ihm noch ein bemerkenswerter Satz. «Ich bin mir Drucksituationen so gewohnt, dass sie sich nicht mehr wie Drucksituationen anfühlen.»

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dubi75
05.01.2024 09:40registriert August 2020
Go Odi! 👍👍👍
Skirennen schauen ist bei mit immer mit der Erinnerung verbunden, dass die ganze Familie vor dem TV essen durfte... das ist bis heute irgendwie hängen geblieben und immer wieder speziell. 😍
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James R
05.01.2024 09:24registriert Februar 2014
Diese Konstanz ist fast unwirklich. Odi ist so viel besser als alle andern, dass er sich etwas mehr Marge geben kann und trotzdem immer noch schneller als alle anderen ist.

Jetzt muss es nur mal noch in der Abfahrt klappen. Zum Beispiel am Lauberhorn!
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Flintstone
05.01.2024 11:02registriert Juli 2021
Genialer Schifahrer, disziplinierter Profisportler und toller Typ. Das Gesamtpaket stimmt und bei positivem Verlauf ist weder in Adelboden noch im Gesamt- und RS-Weltcup ein ernsthafter Konkurrent in Sicht.
Leider zeigt das Beispiel von Marco Schwarz, wie schnell auch ein Top-Athlet im Skisport ausgebremst werden kann.
Viel Erfolg Odi und gute Besserung an Marco Schwarz und Wendy.
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