Die Ski-WM in Cortina d'Ampezzo hätte aus Schweizer Sicht kaum besser beginnen können. Im Super-G der Frauen wird Lara Gut-Behrami erstmals in ihrer Karriere Weltmeisterin. Silber geht an Teamkollegin Corinne Suter, Bronze gewinnt die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin.
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— SwissSkiTeam (@swissskiteam) February 11, 2021
Gut-Behrami glückte keine perfekte Fahrt, im unteren Streckenteil konnten der Tessinerin einige Kontrahentinnen Paroli bieten. Doch weil niemand ohne Fehler blieb, gelang es der 29-jährigen Topfavoritin mit einem vom Start bis ins Ziel couragierten Auftritt, dem grossen Druck standzuhalten. Vor der WM hatte Gut-Behrami die letzten vier Super-G-Rennen für sich entschieden und sich so automatisch zur Fahrerin gemacht, die es in den Dolomiten zu schlagen galt.
Gut-Behrami gelang es, die hohen Erwartungen an sie auszublenden. «Ich ging mit der Einstellung an den Start, dass ich nicht unbedingt Gold gewinnen muss», sagte sie im SRF. «Natürlich war ich nervös. Ich wollte allen zeigen, wie gut ich skifahren kann. Aber mir war bewusst, dass es keinen riesigen Unterschied macht, ob ich Gold habe oder nicht. Wenn ich gewinne: Voll cool. Wenn nicht, dann ist es auch nicht so, dass die ganze Arbeit nichts wert ist.»
Der erste Titelgewinn des Jahrhunderttalents aus Comano war nach 30 Weltcupsiegen überfällig. Drei Mal war Gut-Behrami zuvor an Weltmeisterschaften schon Zweite geworden, dazu zwei Mal Dritte. An den Olympischen Spielen gewann sie in Sotschi 2014 Bronze in der Abfahrt.
«In der Vergangenheit habe ich mich oft an Resultaten gemessen, ich machte mich oft selber fertig, der Druck kam nicht von aussen, sondern von mir», schilderte die Tessinerin, was nun anders ist als früher. «Jetzt ist viel mehr eine innere Zufriedenheit da. Ich lasse mich nicht fertig machen, wenn ich es nicht schaffe.» Sie habe ein riesiges Glück, eine super Familie zu haben, «Menschen, die mich lieben, auch wenn ich nicht gewinne.» Die Beziehung mit ihrem Ehemann, dem Ex-NatiFussballer Valon Behrami, habe ihr dabei geholfen, sich als Mensch zu finden und dabei, zufriedener zu sein.
Corinne Suter steht wie vor zwei Jahren im schwedischen Are erneut auf dem WM-Podest im Super-G. Sie gewann Silber dank einem fulminanten Schlussabschnitt, auf dem sie der bis dahin führenden Shiffrin eine Sekunde abnahm. «Mir gelang es, einen Zacken zuzulegen», freute sich Suter im SRF-Interview. «Vor der WM lief es nicht mehr richtig rund. Es passte zwar alles, aber mir fehlte manchmal der Mut. Heute versuchte ich, mir mehr zuzutrauen, die Falllinie zu suchen. Ich bin sehr zufrieden.»
Gemeinsam mit einer Teamkollegin auf dem Podest stehen zu können, werde ein unbeschreiblich schönes Gefühl sein, blickte Suter der Siegerehrung entgegen. «Es tut gut, im eigenen Team so eine Konkurrenz zu haben. Da pusht man sich im Training und es macht Spass.» Auf ihr habe aufgrund der etwas durchzogenen Saison Druck gelastet. «Man wird ständig darauf angesprochen. Es meinen es zwar alle nur gut, und trotzdem: Wenn alle immer fragen, beschäftigt es einen. Es war wichtig, dass ich mich davon nicht herunter ziehen liess.»
Die grösste Gefahr für das Schweizer Duo ging von Shiffrin aus, der ein grober Schnitzer die Chance auf die Titelverteidigung raubte. So gelang es ihr, die in dieser Saison bislang kein Speed-Rennen bestritten hatte, immerhin noch, Bronze zu erringen. «Ich hatte einen guten Plan und 98 Prozent davon konnte ich umsetzen», sagte Shiffrin im ORF. «Ich war so weit draussen, ich kam mir vor wie ein Pistenarbeiter … Aber ich fuhr aggressiv und hatte Spass heute.» Im SRF betonte sie: «Lara hat sich die Goldmedaille so etwas von verdient.»
Michelle Gisin fehlte fürs Podest eine halbe Sekunde. Sie wurde Achte, Priska Nufer schaffte es auf Platz 13. «Im Weltcup wäre Rang 8 okay, aber an einer WM gewinnst du damit keinen Blumentopf», sagte Gisin, die in Cortina d'Ampezzo noch weitere Medaillenchancen besitzt.
Zu den grossen Geschlagenen gehörten aber in erster Linie die Österreicherinnen, deren Beste (Tamara Tippler) auf Rang 7 fuhr, und die Gastgeberinnen. Den Italienerinnen Federica Brignone und Marta Bassino reichte es bloss zu den Rängen 10 und 11.
Und auch ein Kränzchen für das Moderatoren-Team von SRF. Insb. Tina Weirather ist fachlich top und sehr sympathisch.
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