Nach den Absagen der beiden Abfahrten und Super-Gs am Mittwoch und Donnerstag konnte am Weltcup-Finale in der Lenzerheide heute erstmals ein Rennen ausgetragen werden. Bei bestem Wetter holten sich die Norweger den Sieg im Teamevent, die Schweiz schied bereits im Viertelfinal aus.
Der sportlich wenig bedeutende Parallel-Event zog aber nur wenig Interesse auf sich, viel mehr wurde nochmals hitzig über die Gründe für die Absagen der Speed-Rennen diskutiert. Der Schweizer Abfahrtstrainer Reto Nydegger erhob gestern im «Blick» heftige Vorwürfe gegen die Veranstalter. «Es reicht halt nicht, wenn man erst zwei Wochen vor dem ersten Rennen mit der Grundpräparation der Rennpiste beginnt. Das muss zwei Monate zuvor passieren», so Nydegger.
Der Hauptvorwurf: Weil der Pistenstock vor allem im oberen Teil mit zu wenig Wasser präpariert wurde, konnte der Wochenbeginn reichlich gefallene Schnee auf und neben der Piste nicht abtransportiert werden, ohne die Rennstrecke dabei zu beschädigen. Ein weiterer Vorwurf von Swiss-Ski-Seite war, dass man darauf nicht reagiert hat und stattdessen bis vor wenigen Wochen die Touristen über die Piste fahren liess.
Unterstützung erhielt der Schweizer Abfahrtschef von Marco Odermatt, der der grosse Leidtragende der Absagen war: «Vielleicht wäre es gut gegangen, wenn man bereits vor zwei Monaten beim Aufbau der Piste mehr Wert auf einen richtig dicken Grundstock gelegt hätte», so der 23-jährige Nidwaldner, der in den zwei Speedrennen nicht punkten konnte und die 31 Punkte Rückstand im Gesamtweltcup auf Alexis Pinturault nun allein im Riesenslalom wettmachen muss.
Vorwürfe gab es auch aus Tschechien: «Die Organisation ist ziemlich chaotisch», so Ester Ledeckas Trainer Tomas Bank im tschechischen TV. «Ich glaube nicht, dass hier jemand weiss, was zu tun ist.»
Und selbst die Österreicher meldeten sich zu Wort. «Ich bin mir sicher, dass diese Rennen unter denselben Voraussetzungen in Österreich hätten durchgeführt werden können», erklärte der österreichische Cheftrainer Andi Puelacher. «In Kitzbühel sind immer Unmengen an Leuten vor Ort, damit man den Schnee auch auf den Seiten wegbringt. Im Wetterbericht hat man ja gesehen, dass viel Schnee fallen wird und das ist ein Weltcup-Final, da muss man halt bereit sein.»
OK-Präsident Peter Engler wehrte sich vor dem Teamevent im SRF nun gegen die Vorwürfe: «Dass wir erst vor zwei Wochen mit der Pistenpräparation angefangen haben, ist nicht wahr. Wir haben bereits Anfang Saison mit dem Aufbau begonnen und bereits Anfang Februar war die Piste bereit.»
Vor zwei Wochen sei dann die Wärmeperiode mit dem Sahara-Staub gekommen, doch zusammen mit Nydegger habe man nochmals alles unternommen und die Piste nachgebessert. «Alle lobten uns für die Piste, doch dann kam halt der grosse Schnee. Wir hatten 400 Leute auf dem Berg, doch der Wind und die stehenden Netze sorgten dafür, dass man den Schnee nicht abtransportieren konnte. Wir versuchten es mit fünf Pistenfahrzeugen und Schneeschleudern. Doch leider ging es nicht, aber wir nehmen die Kritik natürlich entgegen. Enttäuscht bin ich, dass jetzt alles so aufgebauscht wird.»
Der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser versucht unterdessen, die Wogen zu glätten. «Natürlich waren nach den Absagen alle enttäuscht. Wir hätten mit nur einem Training einen deutlichen Wettbewerbs-Vorteil gegenüber den anderen Nationen gehabt. Dass du als Trainer dann enttäuscht bist, ist auch legitim. Natürlich müsste die Kritik dann nicht über die Medien kommen. Ich habe mit Reto Nydegger gesprochen und er hat sich bei mir entschuldigt.» (pre)