Das Weltcupfinale der alpinen Skifahrer auf der Lenzerheide muss ohne Königsdisziplin auskommen. Die Abfahrten der Männer und Frauen wurden am Mittwochmorgen abgesagt, schlechtes Wetter und Schneefall verhindern eine Durchführung zweier Trainings und Rennen am gleichen Tag.
Aus Schweizer Sicht ist das natürlich besonders bitter: Nicht nur geht ein Spektakel auf heimischem Boden verloren, auch die Chancen von Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcup verschlechtern sich damit.
Die Absage ist auf eine Regel des Weltskiverbands (FIS) zurückzuführen, die besagt, dass das Programm an einem Weltcupfinale nicht abgeändert werden kann. «Diese Regel gilt schon lange für das Saisonfinale und wurde eingeführt, um sicherzustellen, dass alle Rennen, Disziplinen und Kugel-Entscheidungen fair und gleich behandelt werden», erklärt die FIS gegenüber «20 Minuten».
Dass die FIS eine bestehende Regel so konsequent durchzieht, ehrt sie, bringt aber nichts, wenn die Regel nicht wirklich durchdacht ist. Sie bewirkt nämlich genau das Gegenteil ihrer eigentlichen Absicht: Der Kampf um den Gesamtweltcup wird verfälscht und unfair – einmal mehr auf Kosten der Speed-Spezialisten und zugunsten der Techniker.
Skirennen sind ein Outdoor-Sport und schlechte Witterungsbedingungen gehören nun einmal dazu. Deshalb ist man im Skiweltcup normalerweise auch ultraflexibel. Programmänderungen sind an der Tagesordnung.
An der WM in Cortina d'Ampezzo war in der ersten Woche wegen des Wetters kaum ein Rennen zu sehen. Doch die FIS blieb flexibel und schaffte es dennoch, das gesamte Programm im geplanten Zeitraum durchzubringen. Sie ging sogar so weit, dass sie wegen der Witterungsbedingungen kurzfristig den Modus in den Parallel-Rennen und im Männerslalom anpasste. In den Parallel-Rennen gab es wegen Bedenken zur Piste nur einen statt wie geplant zwei Qualifikationsläufe. Im Männerslalom startete die Top-15 statt wie gewohnt die Top-30 nach dem ersten Lauf in umgekehrter Reihenfolge.
Flexibilität ist für die FIS also eigentlich kein Fremdwort. Ausser beim Weltcupfinale.
Hier soll das Programm wegen der «Fairness» plötzlich in Stein gemeisselt sein. Am Freitag steht weiter der sportlich wertlose Team-Event auf dem Programm. Dabei war schon früh klar, dass das Wetter in der Lenzerheide zu Wochenbeginn schlecht sein würde. Man hätte locker die technischen Wettbewerbe zu Beginn durchführen und die Abfahrten nach hinten schieben können. Doch aufgrund der unsinnigen Regel blieb die FIS stur und nimmt so Verfälschungen bewusst in Kauf.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Skiverband die Fairness mit Füssen tritt. An der WM machten die Verantwortlichen mit einem höchst fragwürdigen Parallel-Rennen klar, dass ihnen Spektakel wichtiger ist als Fairness. Das geht nicht. Fairness sollte in allen Sportarten das höchste aller Güter sein. Die FIS muss über die Bücher – und die unsinnige Programm-Regel an Weltcupfinals dringend abschaffen. Denn am Schluss sollte der sportliche Wettkampf immer über allem stehen.